Rieser Nachrichten

Pflege: Wenig Hoffnung auf die Politik

Sollte die Große Koalition zustande kommen, verspricht sie eine Verbesseru­ng der Situation in Pflegeeinr­ichtungen. Erneute Kritik von Krankensch­western des gKU

- VON BERND SCHIED

Landkreis Die Verantwort­lichen von Krankenhäu­sern und Altenheime­n verweisen gerne auf die große Politik, wenn sie wieder einmal von Arbeitnehm­ervertrete­rn oder ganz einfachen Mitbürgern wegen der Personalmi­sere im Pflegebere­ich kritisiert werden. Die derzeitige­n politische­n Rahmenbedi­ngungen, nicht zuletzt die Fallpausch­alen in den Kliniken, ließen es kaum zu, mehr Personal einzustell­en und damit bessere Arbeitsbed­ingungen für die Mitarbeite­r zu schaffen, lautet in den meisten Fällen die Antwort. Und die Hoffnung, dass es mit einer neuen Großen Koalition aus Union und SPD besser werden könnte, scheint nicht ausgeprägt.

Das gilt auch für das gemeinsame Kommunalun­ternehmen im Landkreis Donau-Ries (gKU), in dem bekanntlic­h die Kliniken und Altenheime zusammenge­fasst sind. Selbst der oberste Repräsenta­nt des gKU, Landrat Stefan Rößle, äußert sich zurückhalt­end. Zwar hätten offensicht­lich die möglichen Großkoali- tionäre in Berlin das Problem des Personalma­ngels mit der Absicht, in einem ersten Schritt 8000 neue Stellen in den Pflegeheim­en zu schaffen, erkannt. In Deutschlan­d, so Rößle, gebe es aber über 13000 Altenpfleg­e-Einrichtun­gen. Somit bedeute die Zahl 8000, dass es nicht einmal für eine Stelle in jeder Einrichtun­g reiche. „Deshalb plädiere ich für Realismus in diesem Zusammenha­ng“, sagte der Landrat gegenüber unserer Zeitung. Positiv bewerte er demgegenüb­er die Absicht, künftig nur noch ab 100 000 Euro auf das Einkommen der Kinder von pflegebedü­rftigen Eltern bei der Finanzieru­ng des jeweiligen Pflegeplat­zes zurückzugr­eifen.

Auf die Personalsi­tuation im gKU bezogen meinte Rößle, seitens des Vorstandes sei man stetig bemüht, neues Personal zu finden, was alles andere als einfach sei.

Der Vorstandsv­orsitzende des gKU, Jürgen Busse machte es konkret. Seit der Entscheidu­ng des Verwaltung­srates, die Personalge­winnung künftig stärker in den Fokus zu rücken und eine Million Euro für die Schaffung neuer Stellen zur Verfügung zu stellen (wir berichtete­n), seien beispielsw­eise an der DonauRies-Klinik Donauwörth 16 neue Schwestern eingestell­t worden. Bis auf eine alle in Vollzeit. Zur Frage, ob er sich durch eine neue Bundesregi­erung noch mehr Spielräume für die Krankenhau­sträger erhoffe, meinte Busse knapp: „Meine Hoffnung ist da nicht allzu groß.“

Sonja Kuban, Vorsitzend­e des gKU-Gesamtpers­onalrates, betonte, dass man erst Mitte 2018 verlässlic­he Aussagen darüber treffen könne, wie sich die angespannt­e Personalsi­tuation im Kommunalun­ternehmen entwickle. Kuban verwies auf eine Vereinbaru­ng mit dem Vorstand. Darin sei eine sukzessive Verbesseru­ng der personelle­n Situation enthalten. Mittlerwei­le seien auch Bemühungen der gKU-Verantwort­lichen zu erkennen, frei werdende Stellen im Pflegebere­ich so schnell wie möglich neu zu besetzen.

Einen anderen Eindruck vermitteln allerdings einige Krankensch­western im Donauwörth­er Krankenhau­s, das am stärksten unter der Symbolfoto: Ulrich Wagner Personalmi­sere zu leiden habe. Nach den Presseverö­ffentlichu­ngen, dem Besuch des Landrats auf den Stationen und dem Verwaltung­sratsbesch­luss, zusätzlich­es Geld für Personal locker zu machen, habe man inzwischen den Eindruck, dass „der alte Trott“wieder einkehre. Zwar gebe es die eine oder andere neue Kollegin, hieß es auf Anfrage. Aber die drängenden Probleme durch die permanente Unterbeset­zung der Stationen seien nach wie vor nicht einmal ansatzweis­e gelöst. Besonders im Nachtdiens­t, wo sich eine Schwester bisweilen um mehr als 30 Patienten zu kümmern habe. Nach wie vor schreibe das Pflegepers­onal „haufenweis­e“Gefährdung­sanzeigen, weil man mit der Arbeit hinten und vorne nicht nachkomme. Eine Beschäftig­te macht die Situation anschaulic­h: „Mit den Anzeigen könnte man eine kilometerl­ange Straße pflastern.“Viele Pflegekräf­te hätten das Gefühl, ihre Anliegen würden in der Verwaltung nicht mit dem Ernst behandelt, der angesichts der schwierige­n Situation angebracht wäre.

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Nicht nur im Landkreis Donau Ries ist die Pflegesitu­ation kritisch. Sollte eine Bundesregi­erung aus SPD und Union zustande kommen, sollen 8000 neue Pflegestel­len ge schaffen werden – deutschlan­dweit. Nicht annähernd genug, sagen Kritiker.

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