Sätze, die hängen blieben – Teil 2
Welche Wörter, welche Sätze haben Sie kürzlich gehört oder gelesen und sind dabei ins Nachdenken gekommen? Oder haben geschmunzelt? Oder mussten sich fürchterlich aufregen? Das fragte ich Sie vor zwei Wochen – und nun schwirrt dank eines Lesers aus Augsburg ein weiterer Satz in meinem Kopf umher: „Die Treppenhäuser wurden auch nicht abgeschafft wegen der Erfindung des Aufzuges.“
Ein Satz, der im Rahmen einer Diskussion über das Thema Automatisierung gefallen sei, schrieb der Leser. Ein Satz, der im übertragenen Sinne auch für die Medienbranche gelten kann, in der seit Jahren über „Disruption“diskutiert wird. Vor zwei, drei Jahren war das regelrecht ein Modewort.
Und ein Schreckgespenst. Trendforscher Matthias Horx etwa schrieb von einer großen „Angstschweiß-Wolke“, die über Vorträgen auf BusinessKonferenzen hänge: Kein aktuelles Geschäftsmodell könne in Zukunft überleben!, sei der Tenor. In der Medienbranche fürchteten nicht wenige, und das ja nicht ohne Grund, dass digitale, innovative Technologien wie etwa Streamingdienste Fernsehen oder Radio verdrängen würden. Und zwar vollständig. Der digitale Wandel stellt die Branche unverändert vor gewaltige Herausforderungen. Aber: Die Unternehmen haben sie angenommen. Und sehen, so mein Eindruck, inzwischen klarer, dass der digitale Wandel der Branche auch völlig unvorhergesehene Chancen biete, wenn sie Risiken nicht scheue und Mediennutzern bessere Angebote mache. Ein Satz, den die damalige Chefredakteurin der WirtschaftsWoche, Miriam Meckel, 2015 bei den Medientagen München sprach. Thema des Branchentreffs: „Digitale Disruption“.
Ein Blick auf die Geschichte zeigt übrigens, dass ein Massenmedium nicht zwangsläufig von einem innovativeren verdrängt wird. Das Paradebeispiel ist hier die Schallplatte. Man könnte also sagen: „Die Treppenhäuser wurden auch nicht abgeschafft wegen der Erfindung des Aufzuges.“Oder Grönemeyer zitieren: „Bleibt alles anders“.