Das wird aus den Befristungen
Arbeitsverträge auf Zeit waren ein großes Thema im SPD-Wahlkampf. Was dazu im Papier von SPD und Union steht / Serie (3)
Ein 177 Seiten langer Koalitionsvertrag soll die Grundlage für die Neuauflage der GroKo von CDU/CSU und SPD sein. Die SPD-Mitglieder stimmen bis zum 2. März darüber ab. In einer sechsteiligen Serie erklären wir die wichtigsten Inhalte des Vertrags. der Anteil bei 2,7 Prozent. Aber werden alle diese Verträge in unbefristete Arbeitsplätze umgewandelt?
„Es gibt verschiedene Möglichkeiten, was die Regel bewirkt: Die Stellen werden durch Zeitarbeiter, freie Mitarbeiter oder Werkverträge ersetzt. Die verbleibenden Mitarbeiter müssen mehr arbeiten, die Verträge werden in Befristungen mit Sachgrund umgewandelt. Und es wird mehr unbefristete Verträge geben, aber nicht im erhofften Umfang“, sagt IAB-Forscher Christian Hohendanner. Die Bezeichnung „sachgrundlos“gaukle vor, dass der Arbeitgeber keinen Grund für die Befristung habe. „Viele Unternehmen wählen diese Variante aber nur, weil sie mehr Rechtssicherheit bietet“, sagt er. „Denn über einen Sachgrund kann man vor Gericht gut streiten.“Und so lautet sein Urteil zum Vertrag: Es werden die falschen Maßnahmen ergriffen, die nur zu mehr Bürokratie führen.
Und wie wird der Vorstoß in der Region bewertet? Im Bereich der IHK Schwaben gibt es etwa 1100 Betriebe mit 75 oder mehr Beschäftigen. IHK-Mann Peter Lintner sagt: „Der Koalitionsvertrag nimmt ihnen Flexibilität und schränkt sie ein.“Denn die Möglichkeit, Arbeitnehmer befristet zu beschäftigen, erleichtere es Betrieben, Mitarbeiter einzustellen – etwa weil sie viele Aufträge haben, aber nicht genau wissen, wie es in der Zukunft aussieht. „Man muss auch sehen, dass viele befristete Verträge in feste Beschäftigungsverhältnisse umgewandelt werden“, sagt Lintner. Arbeitsmarktforscher Hohendanner bestätigt das.