Leben in die Innenstadt bringen
In Oettingen wird erneut über eine Romantic Outlet City diskutiert, um dem Ladensterben entgegenzuwirken. Warum der Stadtrat stattdessen einen anderen Plan verfolgt
Oettingen Langsam wird es einsam in Zentrum der Residenzstadt – zumindest, wenn man einem Antrag der SPD-Fraktion im Stadtrat glaubt. Die Geschäftsschließungen in den vergangenen Monaten und Jahren habe „in besorgniserregender Weise rasant an Fahrt aufgenommen“, schreibt der Fraktionsvorsitzende Robin Bhattacharyya in dem Dokument, das den Rieser Nachrichten vorliegt, und nennt zahlreiche Beispiele wie die Bücherstube oder die Metzgerei Birl. „Wir sollten das Schließen der Läden nicht beklagen und dabei tatenlos zusehen“, führte Bhattacharyya in der Sitzung des Stadtrats am Donnerstagabend weiter aus und brachte eine mögliche Lösung ins Spiel: die Romantic Outlet City (ROC).
Eine Planungsgruppe hatte sich seit 2012 mit dem Gedanken beschäftigt, in der Oettinger Innenstadt die ROC zu etablieren, um den Handel zu beleben. Ein Gutachten hatte dem Projekt jedoch ein jähes Ende bereitet. Fachleute hatten der Stadt im August 2015 bescheinigt, dass sich eine ROC vermutlich nicht rechne. „Doch seitdem haben wir eine dramatische Veränderung der Verhältnisse“, sagt Bhattacharyya, der auch forderte, die Planungsgruppe zu reaktivieren. Weder in Dinkelsbühl, noch in Feuchtwangen seien die City-Outlet-Projekte verwirklicht worden. Nun habe Oettingen erneut die Chance, das damalige Konzept wieder aufzugreifen oder ein neues zu entwickeln.
Bürgermeisterin Petra Wagner hielt entgegen, dass die Gutachter andere Faktoren gegen die ROC angeführt hätten als die Konkurrenz in Dinkelsbühl und Feuchtwangen. Das touristische Umfeld Oettingens sei nicht stark genug, es gebe zu wenige Einwohner in der Region, die Infrastruktur sei zu schlecht und außerdem gebe es mit dem Center in Ingolstadt bereits eine Einrichtung, die Menschen aus der Umgebung anziehe, so sei das Fazit der Exper- ten ausgefallen. „Dass wir die Innenstadt und die Parkplatzsituation umgestalten müssten, kommt ja auch noch hinzu“, sagte Wagner. „Wenn das alles machbar wäre, hätten wir uns die Gelegenheit damals schon nicht entgehen lassen.“Wagner verteidigte außerdem die Arbeit der Stadt. Es werde viel gegen die Leerstände unternommen. In letzter Zeit hätten auch einige Läden neu eröffnet. Wagner lehnte es daher ab, die Idee einer ROC erneut aufzugreifen.
Die Umgestaltung des Zentrums sieht Julia Wilhelm von der Werbegemeinschaft Oettingen nicht als Stolperstein für eine Outlet City. „Nachdem es in der Innenstadt ohnehin nicht mehr so viele Einzelhändler gibt, ist das nicht das Problem.“Vor einigen Jahren sei bei Händlern eine Umfrage durchgeführt worden. Die habe gezeigt, dass Händler der Idee einer ROC offen gegenüberstanden und einige bereit gewesen wären, ihre Häuser zu verkaufen. Ob dies heute noch gilt, soll auf der Jahreshauptversammlung am Montag diskutiert werden.
Wie viel Gewicht das Ergebnis hat, ist fraglich. Der Stadtrat beschloss am Donnerstag bereits, die Romantic Outlet City nicht weiter zu verfolgen. Außer der SPD sprachen sich alle Fraktionen gegen den Vorschlag aus.
Thomas Fink (CSU/FWG), gab etwa zu bedenken, dass das Vorbild der ROC in Bad Münstereifel mittlerweile nicht mehr so gut laufe. Bernhard Raab (SLO) bezeichnete Bhattacharyyas Vorschlag als „Schaufensterantrag“.
Rudolf Oesterle (PWG) schlug stattdessen vor, eine Planungsgruppe ins Leben zu rufen, die sich mit der Entwicklung der Innenstadt im Allgemeinen befassen soll. „Es sollte auch um die Frage gehen, wie man das Leben für ältere Menschen in der Innenstadt wieder attraktiv gestalten kann“, sagte Oesterle. Darauf einigten sich die Oettinger Ratsmitglieder schließlich auch einstimmig.