Aus Spielplatz wird Bauplatz
Die Frage, ob im Herkheimer Viertel ein weiteres Wohngebäude errichtet werden soll oder nicht, beantworten Mitglieder des Stadtrates ganz unterschiedlich
Nördlingen 694 Wohnungen besitzt die gemeinnützige Baugenossenschaft Nördlingen. Noch deutlich mehr verwaltet Geschäftsführer Blasius Wizinger zusätzlich mit seinem Team. Man könnte meinen, dass es genügend Wohnungen sein müssten, um all denen, die in der Großen Kreisstadt ein Dach über dem Kopf suchen, auch eines anzubieten zu können. Doch weit gefehlt.
An manchen Tagen klingle das Telefon vielleicht 15 Mal, dran seien Wohnungssuchende, berichtet Wizinger: „Es gibt einen hohen Bedarf.“Im vergangenen Jahr wurde ein Mehrfamilienhaus der Baugenossenschaft im Saubrunnen fertig, als Nächstes sollen 16 Wohnungen auf dem ehemaligen BayWa-Gelände entstehen – im kommenden Jahr soll der Bau beginnen. Im Herkheimer Viertel besitzt die Baugenossenschaft ebenfalls ein Gebäude, ne- benan ist ein Spielplatz. Dort würde Wizinger ebenfalls gerne bauen. Im Bauausschuss des Nördlinger Stadtrates wurde nun über den entsprechenden Bebauungsplan diskutiert.
Ganz offen wurde in der Debatte angesprochen, dass man das Grundstück eventuell an die Baugenossenschaft verkaufen wolle. Auf dessen Nachbargrundstück wäre die Erschließungsstraße denkbar, sagte Stadtbaumeister Hans-Georg Sigel. Wolfgang Goschenhofer, Fraktionsvorsitzender von Grünen und Frauenliste, äußerte jedoch Kritik an diesem Plan – wegen des Kinderspielplatzes, der offensichtlich nicht im besten Zustand ist. Konkret sagte Goschenhofer zum Neubau: „Das eine Gebäude wird den Wohnungsmarkt in Nördlingen nicht entlasten.“Das sah nicht nur Oberbürgermeister Hermann Faul anders, der betonte: „Jedes Gebäude zählt.“
Besonders Maximiliane Böckh (CSU) ärgerte sich über die Aussage des Grünen. In der Nähe gebe es ei- nen weiteren, vielfältigen Spielplatz – wo im Gegensatz zum zuvor angesprochenen auch regelmäßig die Geräte erneuert werden. Auch einen Basketballkorb gebe es dort, auf dem Rundweg hätten viele Kinder das Radfahren gelernt. „Natürlich zählt jede einzelne Wohnung und jedes einzelne Haus“, betonte Böckh. Kritisch merkte sie an, dass es in anderen Gebieten Preise gebe, die sich keine Familie leisten könne. „Ich finde das eine gute Idee.“
Unterstützt wurde die Christsoziale von SPD-Fraktionsvorsitzender Rita Ortler: „An der Stelle ist eine Nachverdichtung akzeptabel.“Wenn dort acht bis zehn Wohnungen entstünden, dann sei das eine immense Entlastung für Familien. Markus Landenberger-Schneider (CSU) schlug vor, für die Kinder Spielgeräte in den Garten zu stellen. Markus Hager (Stadtteilliste) störte sich daran, dass im Bebauungsplan nur Wohnen vorgesehen sein sollte und damit selbst ein kleiner Betrieb nicht möglich wäre. Faul verteidigte das: „Wir haben keine Not, da eine Lärmquelle hinzustellen.“Der Bebauungsplan wurde schließlich mit drei Gegenstimmen verabschiedet.
Kurzfristig wird auf dem Gelände allerdings eher nichts gebaut. Im Gespräch mit den Rieser Nachrichten sagte Wizinger, zunächst müsse klar sein, was für ein Gebäude die Stadt ermögliche und zu welchem Preis sie das Grundstück verkaufe. Wenn alles passe, fange man an zu planen. „Das wird sicher einige Zeit dauern.“Zunächst gehe man das Projekt auf dem BayWa-Gelände an.
Aktuell verlangt die Baugenossenschaft im Schnitt übrigens pro Quadratmeter 4,50 Euro Miete (kalt), bei Neubauten wie etwa am Saubrunnen sind es 6,25 Euro.
Preise, die sich keine Familie leisten kann