Wer will Pfarrgemeinderat werden?
Das Dekanat Nördlingen hat in jeder Pfarrei ausreichend Kandidaten gefunden. Brigitte Spegel und Doris Ritter sind zwei davon. Sie erzählen, was sie antreibt
Landkreis Es gibt nur wenige demokratische Elemente in der katholischen Kirche – die Pfarrgemeinderatswahl ist eine davon. Am Wochenende haben die Katholiken ein Recht auf Mitbestimmung in ihrer Pfarrei. Doch lassen sich überhaupt noch Kandidaten finden?
Dekan Jürgen Eichler lächelt, wenn er auf die Kandidaten für die Pfarrgemeinderäte angesprochen wird. „Wir haben es geschafft, genug Kandidaten für die Wahl in unseren Pfarreien zu stellen“, sagt er, doch ein wenig Sorge klingt in seiner Stimme mit. Berechtigt. „Anfangs war es schwierig, Menschen dafür zu begeistern, vor allem konnten wir kaum junge Menschen finden“, sagt Eichler. Ein Problem, das sich durch alle Ehrenämter zieht.
Die Pfarreien suchten bereits Wochen im Voraus nach Kandidaten für die Wahl. „Räte und auch Pfarrer haben viele Leute in ihren Gemeinden angesprochen“, erzählt Eichler. Die Zahl der Absagen sei dabei hoch gewesen.
Die Religionslehrerin Brigitte Spegel hat sich für die Pfarrratswahl für die Gemeinde Maihingen aufstellen lassen. Die 49-Jährige war bereits vergangene Wahlperiode, vier Jahre, im Amt. Heuer steht sie zusammen mit zehn anderen Kandidaten auf der Liste. Acht können gewählt werden. „Wenn man nicht gewählt wird, muss man das akzeptieren. Ich hoffe, dass niemand einen Groll gegen den anderen hegt“, sagt die Mutter zweier erwachsener Kinder.
Die vielen Kreuze im Haus von Brigitte Spegel lassen erahnen, dass sie an Gott glaubt. Spegel hat mit Mitte 30 nochmals einen neuen Beruf gelernt. Von der Industriekauffrau zur Religionslehrerin. „Nach meinem Studium hieß es dann, es gibt keinen Job für mich“, erzählt die 49-Jährige. Doch kurz vor Schuljahresbeginn klingelte ihr Telefon. „Ich bekam doch noch eine Stelle als Lehrerin“, erzählt sie. Für Brigitte Spegel ist das kein Zufall. „Das ist Gottes Weg“, sagt sie. Diese Botschaft wolle sie auch im Amt an die Menschen herantragen. Des- halb lässt sie sich zur Wahl einer weiteren Amtsperiode im Pfarrgemeinderat aufstellen. Zwangsläufig gläubig muss ein Pfarrgemeinderat nicht sein, so Brigitte Spegel. „Aber wer engagiert sich ehrenamtlich, ohne Bezug zum Thema zu haben?“, fragt sich die 49-Jährige.
Ihr Familienleben beeinträchtige das Ehrenamt nicht. „Wir beten zusammen, wenn es möglich ist, und gehen auch zusammen in die Kirche“, sagt sie.
Ein strahlend weißes Kreuz fällt auch im Wohnzimmer von Doris Ritter auf. Sie ist ebenfalls Lehrerin und will in ihre zweite Amtsperiode gewählt werden. Sie wohnt in Nördlingen.
Die 60-Jährige hat seit ihrer Kindheit einen Bezug zur katholischen Kirche. „Das kam durch das Elternhaus, wir sind zusammen in die Kirche und haben zusammen gebetet“, erzählt sie. Diese Erziehung prägt. Deshalb hat sie den Bezug nie verloren. In jungen Jahren war sie Jugendleiterin der Kirche, später Lektorin in der Kirche. Der Pfarrrat ist nicht ihr einziges Ehrenamt, doch sie sieht darin die Chance, etwas an die Menschen zurückzugeben.
Ihre schönste Erinnerung als Pfarrrätin ist die Gestaltung des Gottesdienstes für Ehejubilare. „Vergangenes Jahr saß ein Paar, das ein Jahr verheiratet war, in dem Gottesdienst. Die haben so voller Begeisterung auf die langzeitigen Ehepaare geblickt. Es war eine Art Motivation für die beiden und ihre Beziehung“, erzählt Ritter. In der Rolle der Pfarrrätin sieht sie sich als Bindeglied zwischen dem Pfarrer und seiner Gemeinde.
Auf ihre Familie habe das Amt keinen Einfluss. „Meine beiden Töchter sind bereits erwachsen“, sagt sie. Es sei eher förderlich. „Der Glaube und die Kirche ist eine Säule in unserem gemeinsamen Leben.“
Die Pfarrgemeinden wählen am Sonntag, 25. Februar ihre Pfarrgemeinderäte. Wählen dürfen alle katholischen Christen ab 14 Jahren.
Das Bindeglied zwischen Pfarrer und Gemeinde