Rieser Nachrichten

Sie hat Lesefreude vermittelt

Monika Heckl war gerade mal 13 Jahre alt, als sie begann, in der Megesheime­r Bücherei zu arbeiten. Nun wurde sie nach 40 Jahren verabschie­det

- VON RONALD HUMMEL

Megesheim Über eine Generation lang hat Monika Heckl in Megesheim vor allem Kindern die Seiten der Leselust eröffnet. Sie selbst war 13 Jahre alt und hieß damals noch Schneider, als Pfarrer Josef Felber Ende der 70er Jahre die damalige Pfarrbüche­rei neu aufstellte und motivierte Leute suchte, um sie zu betreiben. Bei der Tochter des Mesners war von vornherein ein enger Bezug zur Pfarrgemei­nde da, als Schülerin hatte sie genug Zeit, und die Grundvorau­ssetzung als Leseratte war sowieso gegeben.

Also besuchte das Mädchen mit anderen Freundinne­n an zwölf Samstagen in Weißenburg den „Basis 12-Kurs“von der Diözese Eichstätt und dem Michaelsbu­nd, lernte vom Einbinden zur Etiketten-Auflistung, vom systematis­chen Einstellen der Bücher bis zur Jahresstat­istik alles über den Büchereibe­trieb. Die ganze Zeit über hielt sie sich mit Schulungen, Seminaren, Kursen, Weiterbild­ungen oder Büchereitr­effen auf dem Laufenden.

Über die Buchinhalt­e Bescheid zu wissen, kann man nicht in Kursen lernen: „Wer hier landet, liest selber sehr viel und kann die Interessie­rten auch beraten“, sagt Monika Heckl, die zuletzt von Elisabeth Lehner, Sabine Lechner, Sophie Lechner und Moritz Walter unterstütz­t wurde. Die Bücherei zog 1999 ins Pfarrhaus um, wird seitdem von Pfarrei und Gemeinde gleicherma­ßen als Gemeindebü­cherei mit derzeit fast 2800 Medien getragen. 2017 konnten 490 Besucher gezählt werden. Monika Heckl verließ immer wieder die Buchregal-Wände, um bei der wichtigste­n Zielgruppe Lese-Pionierarb­eit zu leisten. In Kindergart­en und Schule war sie mit Aktionen präsent wie mit den „Lesegutsch­einen“– dabei konnten Schüler der ersten oder zweiten Klassen ein Buch gewinnen, wenn sie eine Höchstzahl von Ausleih-Stempeln vorwiesen. So etwas führte immer wieder zu Kettenreak­tionen, man erzählte Freunden und Geschwiste­rn von dem Bücherange­bot, das vom Boden bis zur Decke reicht und brachte diese mit. Natürlich sind auch ganze Bücherwänd­e für die erwachsene­n Leser eingericht­et: Belletrist­ik, Sachlitera­tur, Anleitunge­n für Garten, Heim und Handwerk, Bastelbüch­er, Biografien oder religiöse Bücher füllen einen eigenen Raum.

Ungebroche­ner Beliebthei­t erfreuen sich nach wie vor Gesellscha­ftsspiele – dabei kommt das gemeinscha­ftliche Spieleerle­bnis mit Freunden oder der Familie immer noch gegen flimmernde Video-Action an. So riss der Strom der jungen Ausleiher nie ab, wenn er auch in Zeiten von Computern, Videospiel­en und I-phones nachließ. Doch die modernen Zeiten brachten auch neue Initiative­n wie das AntolinSch­ulprogramm, das viele Kinder zum Lesen anspornte. Und nach wie vor liegt viel an den Eltern, die immer noch dahinter sind, ihre Kinder durch lesen zu fördern – längst ist jedermann bekannt, dass Leseratten in der Schule nachweisli­ch bessere Leistungen bringen. Eines haben schließlic­h alle Schulfäche­r gemeinsam – das Lesen ist der Zugang zu den Inhalten und fördert das Verständni­s und die Fantasie, die das Lernen erleichter­n. Freilich musste Monika Heckl auch immer wissen, welche Lesestoffe gerade „in“sind und sofort nach Erscheinen vom verfügbare­n Budget angeschaff­t wurden. „Wenn man beispielsw­eise mit dem magischen Baumhaus, Greg’s Tagebuch oder den HarryPotte­r-Bänden am Ball blieb, konnte man sich gegen die modernen Medien behaupten“, zeigte ihre langjährig­e Erfahrung. Jetzt überließ sie es vor allem jungen Müttern, den Draht zu den Kindern der Zeit und das Programm aktuell zu halten.

Vierzig Jahre, vier Pfarrer, zwei Bürgermeis­ter, zwei Bücherei-Umzüge, eine Heirat, zwei Kinder und eine große Zahl an Mithelfern erlebte sie seit ihrem Amtsantrit­t, nun wurde sie von der Gemeinde ehrenvoll verabschie­det. „So ein langes Ehrenamt ist mit Geld nicht aufzuwiege­n“, sagte Bürgermeis­ter Karl Kolb und auch Pfarrer Thomas Swat und Monika Anslinger dankten ihr im Namen der Kirchengem­einde. Monika Heckl wird nach wie vor regelmäßig in der Bücherei präsent sein – um sich und ihre beiden Enkel mit Lesefutter zu versorgen.

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Foto: Ronald Hummel Bücher, Bücher, Bücher – und mittendrin Monika Heckl. Die Leiterin der Megeshei mer Bücherei ist nun verabschie­det worden.

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