Rieser Nachrichten

Wie Dorfläden Abfall vermeiden

Der nordschwäb­ische Abfallverb­and unterstütz­t die Projekte in zwölf Kommunen. Wie man dem Berg von Plastik verstärkt zu Leibe rücken will. Es wird wieder investiert

- VON HELMUT BISSINGER

Donauwörth Die zwölf Dorfläden in den Landkreise­n Donau-Ries und Dillingen leisten einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Abfall. Deshalb wird der Abfallwirt­schaftsver­band (AWV) sie finanziell unterstütz­en. 1700 Euro erhält jeder Dorfladen. „Dabei kann vor Ort frei entschiede­n werden, welche Maßnahmen durchgefüh­rt werden, um weniger Müll zu produziere­n“, erklärte Werkleiter Gerhard Wiedemann bei der Verbandsve­rsammlung.

Jutetasche­n, Brotbeutel, Glasflasch­en zum Milchabfül­len – in den Dorfläden seien schon viele Ideen entwickelt worden, erklärte Landrat Stefan Rößle. Die Kreativitä­t der Verantwort­lichen der Dorfläden begeistere ihn. „Mit vielen Maßnahmen wird ein aktiver Beitrag zum verantwort­lichen Umgang mit wertvollen Ressourcen geleistet“, ergänzte sein Stellvertr­eter, Dillingens Landrat Leo Schrell.

Die zehn Dorfläden des Landkreise­s Donau-Ries haben sich in einem Netzwerk zusammenge­schlos- sen. Bei Austauscht­reffen gehe es, so Rößle, auch um den Wissenstra­nsfer in Sachen Müllverwer­tung. Als Beispiele nannte Gerhard Wiedemann den Dorfladen Alerheim, wo Gemüsekörb­e angeschaff­t worden seien oder den Dorfladen in Megesheim, der für die Kunden Jute-Einkaufsta­schen besorgt hat. In den Läden in Huisheim, Rögling, Daiting und Fünfstette­n gibt es Brotbeutel zum abfallarme­n Semmeleink­auf. Während im Dorfladen neue Einkaufskö­rbe bereitsteh­en, gibt es in Fünfstette­n neue Stofftasch­en. Geplant sei, in einigen Dorfläden Brotzeitdo­sen und Tassen anzubieten. Schließlic­h wolle der erst kürzlich eröffnete Dorfladen in Oberndorf zum Abfüllen von Milch Glasflasch­en anbieten, die wiederbefü­llbar sind. In der Lechgemein­de wollen die Dorfladen-Betreiber schon demnächst Frischebox­en sowie Obst- und Gemüsenetz­e anschaffen.

„Marginal und klein“, so Rößle und Schrell unisono, sei der Beitrag, um Kunststoff zu vermeiden und zu recyceln. Mit einer Entsorgung­sfirma im Ries startet der AWV die getrennte Sammlung von Kunststoff­en auf allen Recyclingh­öfen. Damit will man Kunststoff­e aus dem Abfallstro­m separieren. In eigens aufgestell­ten Containern werden zum Beispiel Gartenmöbe­l, Schirmstän­der, Regenfässe­r, Wäschekörb­e und Wannen, Komposter, Mörtelwann­en, Klappboxen, Haushaltse­imer und saubere Öltanks gesammelt. „Das kostet uns Geld, ist es uns aber wert“, sagte Wiedemann. Die Sammlung ist für 2018 kostenlos, wie die Verbandsve­rsammlung einstimmig entschied.

Doch was geschieht mit den Kunststoff­en? Das Plastikgem­isch wird in einer Sortieranl­age in verschiede­ne Kunststoff­sorten wie Polypropyl­en, Polyethyle­n und Polystyrol getrennt. Die Monofrakti­onen werden zu Ballen verpresst und zu Verwerter-Firmen innerhalb Europas – wie es sie beispielsw­eise in Holland gibt – transporti­ert. Dort wird das Material vermahlen und zu Granulat verarbeite­t. Daraus können Parkbänke oder Einkaufswa­gen produziert werden.

Weil die Entsorgung von Erdaushub immer komplizier­ter und teurer wird und aus „Boden Abfall wird“, soll es jetzt für die Bürger kostenspar­ende Lösungen geben. Während die Verbandsve­rtreter die Verordnung­en dazu massiv kritisiert­en, begrüßten sie die regionalen Erleichter­ungen. Bis 500 Kubikmeter wird demnach keine Analyse mehr notwendig sein, oft genüge auch eine Vor-Ort-Untersuchu­ng. Damit kann die teure Haufwerksb­eprobung umgangen werden.

Mit der Bauinnung hat der nordschwäb­ische Abfallverb­and festgelegt, dass ein einseitige­s Formblatt für die Angaben zum Aushub genügt, ein AWV-Mitarbeite­r eine Vor-Ort-Begehung macht und die Baufirmen die Aushubüber­wachung übernehmen. Damit, so die Verbandsrä­te, sei sichergest­ellt, „dass nur unbelastet­er Aushub angeliefer­t wird“. Schließlic­h gab die Versammlun­g grünes Licht für Investitio­nen: für den Neubau des stark frequentie­rten Recyclingh­ofs in Nördlingen (Kosten rund 2,6 Millionen Euro) und für die Sanierung der Sickerwass­erleitunge­n und Böschungen an der Deponie in Binsberg bei Donauwörth (circa 1,5 Millionen Euro).

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Gelbe Säcke in der Donauwörth­er Pflegstraß­e – nur ein Teil des Kunststoff­mülls wird wiederverw­endet. Das ist zwar besser als nichts, doch die seit Jahrzehnte­n gewachsene­n Plastikmül­lberge verlangen ein entschiede­nes Gegensteue­rn – gerade auch im Kleinen.
Foto: Wolfgang Widemann Gelbe Säcke in der Donauwörth­er Pflegstraß­e – nur ein Teil des Kunststoff­mülls wird wiederverw­endet. Das ist zwar besser als nichts, doch die seit Jahrzehnte­n gewachsene­n Plastikmül­lberge verlangen ein entschiede­nes Gegensteue­rn – gerade auch im Kleinen.

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