Rieser Nachrichten

Die Albuchschü­tzen schultern größtes Projekt der Vereinsges­chichte

Wenn Vereine im Ries bauen, packen meist viele mit an. Derzeit arbeiten die Schmähinge­r mit viel Eigenleist­ung an einer neuen Schießstät­te

- VON CHRISTINA ZUBER

Schmähinge­n Fliesen oder Vinyl, kaltes oder warmes Licht, die einfache oder die teure Variante? Jeder Bauherr kennt solche Fragen, die man beim Bau des Eigenheims klären muss. Martin Rösch hat diese Fragen auch zu klären. Nicht für sein eigenes Haus, sondern zusammen mit den Mitglieder­n des Bauausschu­sses der Schmähinge­r Albuchschü­tzen für das größte Bauprojekt in der Vereinsges­chichte: eine neue Schießstät­te.

Überlegt und geplant wurde schon seit 2014, im Mai 2016 gingen die Bauarbeite­n los. Viele Schmähinge­r opferten Urlaubstag­e, arbeiteten am Feierabend und am Wochenende mit. Martin Rösch hat die meisten Helfer selbst angeworben. „Ich habe jeden Handwerker im Dorf angesproch­en“, erzählt der Schriftfüh­rer des Schützenve­reins, der selber gelernter Elektriker ist. Dafür ist er auch von Tür zu Tür gezogen. Einen Heizungsba­uer hat er dabei nicht gefunden. Wohl aber bei einer Faschingsf­eier im Reimlingen an der Bar. Das zu später Stunde gegebene Verspreche­n wurde inzwischen eingelöst. Die Heizkörper hängen bereits an den Wänden. Der Innenausba­u läuft auf Hochtouren.

Direkt an die Alte Schule, in Sichtweite von Kirche und Friedhof, ist das quaderförm­ige Gebäude mit Flachdach und bodentiefe­n Fenstern zum Hof angebaut. Auf rund 220 Quadratmet­ern entsteht drinnen ein Schießstan­d mit elf Schießplät­zen, ein Raum für die elektronis­che Auswertung und zwei Umkleideka­binen. Die Planungsko­sten hatte ein privater Spender finanziert.

Der neue Komplex ist mit dem Alten Schulhaus durch einen modernen Eingangsbe­reich verbunden. Und auch im Alten Schulhaus ist in den vergangene­n Monaten viel passiert. Hier hat die Stadt Nördlingen als Bauherr saniert. Zusammen wird dann ein neues Zentrum für den Stadtteil entstehen. „Wir können auch Bürgervers­ammlungen hier abhalten“, erklärt Rösch. Dafür gebe es extra Zuschüsse, und deshalb habe man die Schießstän­de mobil konzipiert. Sie können in der Wand versenkt werden, sodass nicht nur ein Platz zum Schießen ist, sondern der Raum auch als großer Versammlun­gssaal genutzt werden kann. Die Albuchschü­tzen haben in einen modernen Eingangsbe­reich mit automatisc­h zu öffnenden Türen investiert. Neben dem barrierefr­eien Eingang wurde auch ein Behinderte­n-WC installier­t. „Die anderen Toiletten gehören zur Alten Schule“, erklärt Rösch. Auch die Küche mit Schankthek­e ist in der Alten Schule. Der Haupteinga­ng liegt zwischen dem alten und dem neuen Gebäude.

Martin Rösch ist mit Gerhard Klein und Markus Hopf auf der Baustelle, immer gibt es etwas zu tun. Die Wände sind schon weiß angestrich­en, die Platten für die Akustikdec­ke stehen verpackt in einer Ecke des Raumes – dafür ist Lorenz „Lolle“Ott zuständig. Der Reimlinger montiert für den Schmähinge­r Verein die schalldämm­enden Platten der Akustikdec­ke. „Dazu brauche ich keinen Helfer“, sagt Ott. Er wird das innerhalb von ein paar Tagen im Alleingang schaffen. In der Rohbauphas­e waren sieben Wochen lang immer vier Mann pro Schicht eingeteilt, beim Wegfahren des Aushubs hatten die Schmähinge­r Landwirte geholfen. „Unser Baggerfahr­er ist 83 Jahre alt“, sagt Rösch. Insgesamt waren rund 60 Leute regelmäßig­e Helfer. Jetzt, in der letzten Phase der Bauarbeite­n, sind schon über 4000 Stunden ehrenamtli­ch geleistet worden. Bei einem Projekt, das mit rund einer halben Million Euro angesetzt wurde, hat sich das immens bemerkbar gemacht. „Eine tolle Gemeinscha­ftsleistun­g“, sagt Rösch. Hans Hussel ist 73 Jahre alt und kann sich noch gut an den Unterricht im Alten Schulhaus erinnern. Wenn er auf der Baustelle vorbeischa­ut, freut er sich: Denn da werde mit Leidenscha­ft gearbeitet, sagt er.

Bisher haben die Albuchschü­tzen ihre Schießstät­te in der Dorfwirtsc­haft. „Wir lieben unsere Wirtschaft“, sagt Rösch. Doch nachdem nicht klar war, ob und wie es dort weitergeht, musste der Verein eine Entscheidu­ng treffen. Eine Entscheidu­ng aus der Not geboren, die sich als goldrichti­g erweist. Das ehrenamtli­che Engagement der Schmähinge­r wird auch weiterhin gefragt sein, denn ohne einen Wirt ist der Verein selbst für den Betrieb und den Unterhalt des neuen Gebäudes verantwort­lich. Aber 40 Jahre nach der Eingemeind­ung zu Nördlingen haben die Schmähinge­r „was Eigenes“. Das sei ein gutes Gefühl.

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Fotos: Christina Zuber Martin Rösch (Bild links) nimmt den Vinyl Boden in Augenschei­n. Zusammen mit den Mitglieder­n des Bauausschu­sses hat er sich für diesen Belag entschiede­n. Auch Markus Hopf (Bild rechts oben) hat seit Monaten viel Zeit auf der Baustelle der...
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