Servus, Bavaria!
Kabarettistin Luise Kinseher verabschiedet sich vom Nockherberg – bissig wie eh und je
München Sie war bissig. Manchmal gemein. Und liebevoll zugleich. Sie schimpfte, ermahnte, tröstete, manchmal lobte sie sogar. Nicht jeder konnte sie leiden – aber viele konnten herzhaft über sie lachen. Bei einem konnte man sich auf jeden Fall immer sicher sein: Wenn sich Luise Kinseher einmal im Jahr in die „Bavaria“verwandelte, bekamen sie alle ihr Fett weg. Die Seehofers, die Söders, die Großkopferten sowie die Kleinkarierten.
Manche ihrer Opfer dürften am Mittwoch aufgeatmet haben, als die Kabarettistin überraschend ihren Abschied vom Münchner Nockherberg und dem traditionellen Politiker-Derblecken verkündete. Die meisten aber werden mit Wehmut den achten und gleichzeitig letzten Auftritt der „Mama Bavaria“verfolgt haben.
Fast drei Millionen Zuschauer sahen dem traditionsreichen Spektakel im Salvatorkeller der Paulaner-Brauerei am Fernseher zu, davon alleine
1,89 Millionen in Bayern. Das teilte der Bayerische Rundfunk gestern mit und sprach von einem neuen „Verweildauer-Rekord“: 116 Minuten lang blieben die Zuschauer im Schnitt bei Kinsehers Fastenpredigt und dem Singspiel „Die glorreiche 7“hängen. Wie zu erwarten war, drehte sich auf dem Nockherberg dieses Jahr vieles um den Machtwechsel an der Spitze Bayerns, von Seehofer zu Söder, von Horst zu „El Marco“. Auch Luise Kinseher nahm die beiden Hauptakteure im bayerischen PolitGeschehen genüsslich aufs Korn. Zum Abschied eine kleine Auswahl der besten BavariaZitate aus dem Jahr 2018: ● Über den Frieden in der CSU „Das klingt für mich noch unheimlicher als das Schweigen der Lämmer. Markus Söder und Horst Seehofer sind jetzt befreundet! Zwar nicht miteinander, aber es ist schon mal ein Anfang.“
● Über Markus Söder „Der Markus! Wie er langsam zum Ministerpräsidenten mutiert – die angegrauten Schläfen, das mild durchwehte Lächeln, der gütige Blick, leichtes Übergewicht: Es dauert nicht mehr lange, dann werden wir ihn drollig finden!“
● Über Horst Seehofer „So ist er, der Horst. Wie ein Jongleur, der sagt, ich jongliere nicht mit fünf Bällen, sondern gleich mit zehn – dann merkt man es nicht so schnell, wenn einer runterfällt.“ ● Über Omnipräsente „Bei den Freien Wählern gibt es so viele herausragende, hoch talentierte Charakterköpfe. Da gibt es den Hubert Aiwanger, den Hubert und den Hubsi. Und alle drei wollen Minister werden. Und zwar genau in dieser Reihenfolge.“
● Über Abwesende „Christian Lindner fehlt, ich weiß. Er war kurz da, aber als er gemerkt hat, es wird ernst, war er gleich wieder weg.“
● Über künftige Minister „Der Ludwig Spaenle hat karrieretechnisch gar nichts zu befürchten. Lui, du bleibst Minister, und zwar sachgrundlos!“»Kommentar (mit dpa) Wiederholung Die Sendung wird am Samstag um 20.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen noch einmal ausgestrahlt.