Wer steht im Mittelpunkt des Interesses?
Da prallen Interessenkonflikte aufeinander. Während Sebastian Vettel und Co. in ihren Formel1-Autos ausschließlich auf der Suche nach der perfekten Abstimmung sind, um die perfekte Runde zu drehen, wollen die Bosse des Motorsport-Spektakels genau das Gegenteil sehen. Perfektion und Berechenbarkeit würden die Unterhaltung „killen“, sagt Direktor Ross Brawn. Unterhaltung ist schließlich das maßgebliche Verkaufsargument der Formel 1. Wenn schon vor dem Rennen feststeht, wer nach dem Rennen auf dem Siegerpodest steht, ist das langweilig.
Darum ein Hoch auf vergangene Zeiten. Als Rennen auf der Strecke entschieden wurden und nicht am Kommandostand. Als an guten Tagen dem Führenden in der letzten Runde der Sprit ausgegangen ist. Oder Boliden bei Tempo 250 nahezu ungebremst in Reifenstapel gerast sind. Als in unregelmäßigen Abständen die Fahrer ihren Verletzungen erlagen.
Ross Brawn hat mit Sicherheit nicht im Sinn, als jener Macher in die Formel-1-Geschichte einzugehen, der dem Tod einen Platz als fixen Beifahrer anbot. Es ist allerdings ein schmaler Grat zwischen Spektakel und gemeingefährlichem Unsinn.
In anderer Form gilt das auch für die meisten anderen Sportarten. Vernünftigerweise nähern sich viele den Zuschauerbedürfnissen an. Wer zahlt, schafft an. Die BiathlonVerfolgung und Langlauf-Sprints in Großstädten sind Beispiele. Sogar die vielfach kritisierte Aufsplitterung der Fußball-Spieltage zielt in die Richtung. Durch sie wird den Fernsehzuschauern ja tatsächlich ermöglicht, so viel Fußball wie möglich im Fernsehen zu sehen. Auch hier prallen Interessen aufeinander.
Anders als in der Formel 1 wird allerdings nicht mit der Gesundheit der Athleten gespielt. Die Funktionäre müssen ihr Produkt verkaufen. Verantwortung aber tragen sie in erster Linie für die Athleten. Selbst, wenn auch die im Sinne attraktiverer Rennen auf Sicherheitsmaßnahmen verzichten wollen, darf an den sinnvollen Standards nicht gerüttelt werden. Spektakel auf Kosten der Gesundheit, wären nur eines: zynisch.