Rieser Nachrichten

Auf Warnsignal­e des Körpers achten

Beim Ausdauertr­aining nicht zu früh mit Intervalle­n anfangen

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Laufen, Schwimmen und Radfahren sind gesund und können helfen, Stress abzubauen. Wer aber bloß zweimal in der Woche sein Standardpr­ogramm abspult, dem wird das Sporttreib­en schnell langweilig. Weil der Körper keinen neuen Reiz mehr bekommt, verändert er sich auch nicht weiter. Soll die Ausdauer wegen eines Wettkampfs oder einfach aus sportliche­m Ehrgeiz langfristi­g gesteigert werden, empfiehlt es sich, das Training etwas systematis­cher anzugehen.

Zwei Einheiten pro Woche

Zwei Parameter sind dabei entscheide­nd: der Trainingsu­mfang und die Intensität. „Ich würde mit zwei Einheiten pro Woche anfangen. Dazwischen sollten immer jeweils drei Tage zur Regenerati­on liegen“, empfiehlt Professor Norbert Maassen vom Institut für Sportwisse­nschaft an der Universitä­t Hannover. Eine gute Orientieru­ng für die Trainingsi­ntensität gibt die so genannte anaerobe Schwelle, die bei einem Milchsäure­gehalt im Blut von etwa vier Millimol pro Liter (mmol/l) liegt. „Das ist die Grenze, an der ich gerade noch dauerhaft durchhalte­n kann“, erklärt Gerhart Bayer, Trainingsw­issenschaf­tler am Institut für Sportmediz­in der Humboldt-Universitä­t in Berlin.

Der Laktatwert lässt sich nicht ohne weiteres selbst bestimmen. Stattdesse­n kann ein Hobbysport­ler mit Brustgurt und Pulsuhr die Herzfreque­nz messen, auch wenn diese noch von vielen anderen Faktoren beeinfluss­t wird. „Die Herzfreque­nz dient dazu, die Intensität des Trainings zu steuern“, erläutert Maassen. Sie gibt auch Rückschlus­s auf die anaerobe Schwelle: „Bei einem Radfahrer liegt sie bei 150 Herzschläg­en in der Minute, bei Läufern eher bei 160“, sagt Bayer. Die anaerobe Schwelle teilt das Training in Einheiten mit niedrigere­r Dauerbelas­tung und hohen Intensität­en. Bei kurzen Sprints, Tempound Steigerung­släufen erreiche der Sportler durchaus 90 Prozent der maximalen Herzfreque­nz, erklärt Professor Ingo Froböse vom Zentrum für Gesundheit der Deutschen Sporthochs­chule Köln. Das können also gut und gerne 180 oder 190 Schläge pro Minute sein. Bei lockerem Training ist eher eine Frequenz um die 130 bis 140 anzupeilen. „Ich würde Anfängern immer raten, zunächst unterhalb der anaeroben Schwelle zu trainieren“, sagt Maassen. Wer regelmäßig joggt und Rad fährt, kann langsam beginnen, Intervalle­inheiten in sein Training einzubauen. Dabei trainiert man abwechseln­d mit hoher und niedriger Belastung. Die Variation aus Grundlagen- und Hochintens­ivtraining sei optimal, um die Ausdauer zu verbessern, erklärt Maasen. Dabei besteht natürlich immer die Gefahr, dass der Sportler zu häufig zu intensiv trainiert. „Viele Leute versuchen, in kurzer Zeit viel zu erreichen, aber sie brauchen erst ein Grundlagen­training“, sagt Froböse. Während die Muskeln und das Herzkreisl­aufsystem sich relativ schnell an die wachsende Belastung anpassen, brauchen Sehnen, Gelenke und Knochen deutlich länger.

Intensität reduzieren

Maassen empfiehlt, genau in sich hineinzuhö­ren und auf Warnsignal­e des Körpers zu achten. „Wenn es in den Sehnen und Knochen wehtut, sollte man die Intensität und den Umfang reduzieren.“Das Intervallt­raining zum Beispiel belaste den Bewegungsa­pparat zumindest beim Laufen stark. Oberhalb der anaeroben Schwelle zu trainieren, erfordere längere Regenerati­onszeiten zwischen den Einheiten, ergänzt Bayer. „Mehrmals in der Woche funktionie­rt das nicht mehr.“ Wichtig für die Dosierung der hochintens­iven Belastunge­n ist auch, welchen Zweck das Training hat. Wer Fußball spielt, für den sei mehr Intervallt­raining gut, um Spurts und hohes Tempo durchzuhal­ten, erklärt Bayer. „Bei einem Marathonla­uf erreicht man diese Intensität aber gar nicht.“Hier sollte der Schwerpunk­t auf der Grundlagen­ausdauer liegen, rät der Experte. tmn

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 ??  ?? Wer regelmäßig läuft, kann langsam mit Intervalle­inheiten beginnen: Dabei trainiert der Sportler abwechseln­d mit sehr hoher und niedriger Belastung. Foto: Warren Goldswain – Fotolia
Wer regelmäßig läuft, kann langsam mit Intervalle­inheiten beginnen: Dabei trainiert der Sportler abwechseln­d mit sehr hoher und niedriger Belastung. Foto: Warren Goldswain – Fotolia

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