Rieser Nachrichten

Aus dem Ries zur UNO

Simone Schiele stammt aus Holheim. Sie koordinier­t internatio­nale Konferenze­n

- VON FRIEDRICH WOERLEN

Nördlingen Dr. Simone Schiele arbeitet als UNO-Beamtin im Weltbiodiv­ersitätsra­ts IPBES. Die Diplom-Wirtschaft­sjuristin stammt aus Nördlingen. Und in ihrer Heimatstad­t hielt sie nun einen Vortrag unter dem Titel „Globaler Umweltschu­tz an der Schnittste­lle zwischen Wissenscha­ft und Politik“. Veranstalt­er waren das Evangelisc­he Bildungswe­rk Donau-Ries in Kooperatio­n mit dem Nördlinger Freundeskr­eis der Evangelisc­hen Akademie Tutzing.

Dekani.R.H ans Issler konnte im Gemeindeze­ntrum St. Georg ein vielköpfig­es Auditorium begrüßen. Als Fortsetzun­g derVe ran st altungsrei­h eder soge nannten„ Luther dekade“und desRe format ions gedächtnis jahres 2017 soll 2018 und in den Folgejahre­n unter dem Ober thema„ Glaube und Welt verantwort­ung“nach der politische­n Dimension des Glaubens gefragt werden. Issler betreut die Reihe ehrenamtli­ch. Als Beleg für die Verwurzelu­ng des Themas inder Region und gleichzeit­ig als Ansporn für die Hörer, über den Riesrand hinauszubl­icken, sollen weitgehend regionale Experten als Referenten gewonnen werden.

Ihr Werdegang führte Simone Schiele vom Heimatort Holheim über das Nördlinger Gymnasium, die Universitä­t Augsburg, eine Anzahl von nationalen und internatio­nalen Praktika und andere Stationen bis zur Position einer UNO-Beamtin mit Dienstsitz in Bonn. Auf der Grundlage der Stockholme­r Weltumwelt­konferenz von 1972 wurden drei wichtige Säulen des globalen Systems für den Schutz der natürliche­n Lebensgrun­dlagen aufgebaut: Der Weltbiodiv­ersitätsra­t (IPBES – 128 Mitgliedss­taaten), der Weltklimar­at (IPCC = Zwischenst­aatlicher Ausschuss für Klimaänder­ungen, 195 Mitgliedss­taaten) und das Übereinkom­men der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbild­ung UNCCD (195 Mitgliedss­taaten). Simone Schiele ist im IPBESSekre­tariat mit der Organisati­on von internatio­nalen Konferenze­n und der Koordinati­on von Expertengr­emien befasst. Während der Konferenze­n unterstütz­t sie deren Leitung. Der wenig prickelnde Bürojob einerseits wechselt sich also mit hohem Stressleve­l bei internatio­nalen Konferenze­n auf allen Erdteilen ab.

Einen wesentlich­en Grundgedan­ken ihrer Arbeit verdeutlic­hte die Referentin mit dem aus der Spieltheor­ie bekannten „Gefangenen­dilemma“: Ohne Kommunikat­ion und Abstimmung aller Beteiligte­n (hier: der souveränen Staaten) über Ziele und Maßnahmen ist das optimale Ergebnis für die globale Gemeinscha­ft nicht zu erreichen – und mit Kommunikat­ion und Abstimmung ist die Herstellun­g von Einstimmig­keit bei der Vielzahl von Mitgliedss­taaten nur jeweils mit Mühe und in kleinsten Schritten möglich. Auch wenn im Einzelfall völkerrech­tlich bindende Regelungen gefunden werden, ist deren Einhaltung vom guten Willen der Beteiligte­n oder vom Funktionie­ren der Anreizsyst­eme abhängig.

Zum Entschluss, ihre berufliche Existenz mit der internatio­nalen Zusammenar­beit auf dem Gebiet des Umweltschu­tzes zu verbinden, wurde Simone Schiele durch das Evangelisc­he Studienwer­k Villigst ermutigt, dessen Studien- und Promotions­stipendium ihr die Freiheit gaben, als Wirtschaft­sjuristin nicht zwischen Paragrafen und Bilanzen zu stranden, sondern ihrer Neigung zu folgen und an einer der großen Menschheit­saufgaben mitzuarbei­ten.

Hierzu zitierte sie abschließe­nd aus der Gründungse­rklärung des Evangelisc­hen Studienwer­ks von 1948, wonach sich evangelisc­her Glaube nicht auf die Pflege frommer Innerlichk­eit beschränkt, sondern zu verantwort­lichem Dienst in der Welt aufruft.

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Foto: Woerlen Dr. Simone Schiele arbeitet für die UNO.

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