Aus dem Ries zur UNO
Simone Schiele stammt aus Holheim. Sie koordiniert internationale Konferenzen
Nördlingen Dr. Simone Schiele arbeitet als UNO-Beamtin im Weltbiodiversitätsrats IPBES. Die Diplom-Wirtschaftsjuristin stammt aus Nördlingen. Und in ihrer Heimatstadt hielt sie nun einen Vortrag unter dem Titel „Globaler Umweltschutz an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik“. Veranstalter waren das Evangelische Bildungswerk Donau-Ries in Kooperation mit dem Nördlinger Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing.
Dekani.R.H ans Issler konnte im Gemeindezentrum St. Georg ein vielköpfiges Auditorium begrüßen. Als Fortsetzung derVe ran st altungsreih eder soge nannten„ Luther dekade“und desRe format ions gedächtnis jahres 2017 soll 2018 und in den Folgejahren unter dem Ober thema„ Glaube und Welt verantwortung“nach der politischen Dimension des Glaubens gefragt werden. Issler betreut die Reihe ehrenamtlich. Als Beleg für die Verwurzelung des Themas inder Region und gleichzeitig als Ansporn für die Hörer, über den Riesrand hinauszublicken, sollen weitgehend regionale Experten als Referenten gewonnen werden.
Ihr Werdegang führte Simone Schiele vom Heimatort Holheim über das Nördlinger Gymnasium, die Universität Augsburg, eine Anzahl von nationalen und internationalen Praktika und andere Stationen bis zur Position einer UNO-Beamtin mit Dienstsitz in Bonn. Auf der Grundlage der Stockholmer Weltumweltkonferenz von 1972 wurden drei wichtige Säulen des globalen Systems für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen aufgebaut: Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES – 128 Mitgliedsstaaten), der Weltklimarat (IPCC = Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen, 195 Mitgliedsstaaten) und das Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung UNCCD (195 Mitgliedsstaaten). Simone Schiele ist im IPBESSekretariat mit der Organisation von internationalen Konferenzen und der Koordination von Expertengremien befasst. Während der Konferenzen unterstützt sie deren Leitung. Der wenig prickelnde Bürojob einerseits wechselt sich also mit hohem Stresslevel bei internationalen Konferenzen auf allen Erdteilen ab.
Einen wesentlichen Grundgedanken ihrer Arbeit verdeutlichte die Referentin mit dem aus der Spieltheorie bekannten „Gefangenendilemma“: Ohne Kommunikation und Abstimmung aller Beteiligten (hier: der souveränen Staaten) über Ziele und Maßnahmen ist das optimale Ergebnis für die globale Gemeinschaft nicht zu erreichen – und mit Kommunikation und Abstimmung ist die Herstellung von Einstimmigkeit bei der Vielzahl von Mitgliedsstaaten nur jeweils mit Mühe und in kleinsten Schritten möglich. Auch wenn im Einzelfall völkerrechtlich bindende Regelungen gefunden werden, ist deren Einhaltung vom guten Willen der Beteiligten oder vom Funktionieren der Anreizsysteme abhängig.
Zum Entschluss, ihre berufliche Existenz mit der internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Umweltschutzes zu verbinden, wurde Simone Schiele durch das Evangelische Studienwerk Villigst ermutigt, dessen Studien- und Promotionsstipendium ihr die Freiheit gaben, als Wirtschaftsjuristin nicht zwischen Paragrafen und Bilanzen zu stranden, sondern ihrer Neigung zu folgen und an einer der großen Menschheitsaufgaben mitzuarbeiten.
Hierzu zitierte sie abschließend aus der Gründungserklärung des Evangelischen Studienwerks von 1948, wonach sich evangelischer Glaube nicht auf die Pflege frommer Innerlichkeit beschränkt, sondern zu verantwortlichem Dienst in der Welt aufruft.