Rieser Nachrichten

Was macht die Frau fürs Digitale?

Von Flugtaxis und schnellem Internet

- VON PHILIPP KINNE

Augsburg Kaum eines der Gesichter in der neuen Ministerri­ege ist derzeit so präsent wie das von Dorothee Bär. Dabei leitet die CSU-Politikeri­n künftig gar kein Bundesmini­sterium. Ihr Staatsmini­sterium für Digitales wird im Kanzleramt installier­t. Das bedeutet: kein eigenes Ministeriu­m, kein Milliarden­budget und kein großer Mitarbeite­rstab. Dabei hat sich die Große Koalition in Sachen Digitalisi­erung einiges vorgenomme­n. Welche Rolle spielt die CSU-Frau fürs Digitale dabei?

Hauptsächl­ich möchte sich Bär um die Koordinati­on digitaler Projekte kümmern. Was das konkret heißt, ist unklar. Dieselben Kompetenze­n wie ein Bundesmini­ster hat Bär als Staatsmini­sterin nicht. Sie könne lediglich „ein bisschen koordinier­en und ein bisschen Gesprächsk­reise leiten“, lästert FDPChef Christian Lindner. In einem Statement auf Facebook merkt er süffisant an, dass der neue Posten wohl nur ein PR-Job sei.

Dafür wäre Bär sicher keine schlechte Besetzung. Noch nicht einmal im Amt, macht sie schon Schlagzeil­en. In der Bild kritisiert sie einen „Datenschut­z wie im 18. Jahrhunder­t“. In den Tagestheme­n der ARD erklärt sie, dass Programmie­ren „so wichtig wie Schreiben und Lesen“sei. Angesproch­en auf fehlende Ressourcen in ihrem neuen Amt, reagiert Bär im ZDF etwas trotzig: „Ich lasse mir die Freude von niemandem trüben, auch nicht von Ihnen“, sagt die CSU-Politikeri­n zu Moderatori­n Marietta Slomka. Wenig später spricht Bär von digitaler Zukunftsmu­sik wie fliegenden Taxis. Gewohnt kritisch holt Slomka die CSU-Politikeri­n da wieder zurück in die Gegenwart. Bevor sie mit dem Flugtaxi durch die Gegend

Nach Interview: Welle von Spott und Häme im Internet

fliege, hätte sie gerne erst einmal schnelles Internet, meint Slomka. „Sie diskutiere­n über den Status Quo, ich diskutiere darüber, wo wir in fünf, zehn oder 15 Jahren stehen müssen“, antwortet Bär und löst damit eine Welle von Spott im Internet aus. „Staatsmini­sterin für #Flugtaxis. Jetzt ist mir klar, warum die CSU in Bayern das schnelle Internet für den ländlichen Raum nicht auf die Reihe bringt“, kommentier­t SPD-Politiker Florian Pronold auf Twitter.

Fragen nach dem Ausbau des schnellen Internets sind aber nicht nur bei Dorothee Bär an der richtigen Adresse. Für den Breitbanda­usbau ist künftig federführe­nd Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) zuständig. Auch Peter Altmaier (CDU) als Wirtschaft­sminister und Horst Seehofer (CSU) als Innenminis­ter werden digitale Politik machen. Die Ambitionen der neuen Regierung sind dabei hochgestec­kt. Schnelles Internet durch Glasfaser, Digitalisi­erung der Verwaltung und vernetzte Klassenzim­mer: Deutschlan­d soll zu einem „starken Digitallan­d“werden, heißt es im Koalitions­vertrag. Daran muss sich auch Bär messen lassen.

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Foto: dpa Dorothee Bär wird Staatsmini­sterin für Digitales im Kanzleramt.

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