Wenn eine Halle zur Baustelle wird
Neun begabte Straßenbauer arbeiteten eine Woche lang an einem anspruchsvollen Projekt bei der Bauinnung in Nördlingen
Nördlingen Bestimmte Vorgaben unter Zeitdruck erfüllen, die Maße des vorgegeben Plans millimetergenau einhalten. Auf Höhe, Winkel und Ausrichtung der Steine und dabei noch auf deren richtige Farbe achten, um das spätere Gesamtbild zu erhalten – der Beruf des Straßenbauers ist nicht nur ein Handwerk, sondern eine Kunst für sich.
Um diese Handwerkskunst zu erlernen, bedarf es eines breiten Fachwissens sowie der praktischen Routine auf der Baustelle. Damit dieser Aspekt während der Lehre zusätzlich unterstützt wird, gab es auch in diesem Jahr eine Projektwoche zur „Begabtenförderung der Straßenbauer in ganz Südbayern“. Neun Auszubildende wurden dafür aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Ergebnisse in der Zwischenprüfung ausgewählt und ins Aus- und Fortbildungszentrum der Bauinnung Nordschwaben nach Nördlingen eingeladen.
Eine Woche lang konnten die zukünftigen Straßenbauer dort ihr Können unter Beweis stellen. Der abgestimmte Plan von Ausbildungsmeister Wolfgang Kätzlmeier musste innerhalb von drei Tagen detailgetreu umgesetzt werden. Die Lehrlinge benötigten dabei Präzision und gewissenhaftes Arbeiten. Aber auch auf das Lösen von Problemen und den Zusammenhalt im Team kam es in dieser Woche an: Gemeinsam glichen sie Pläne an und unterstützen sich untereinander bei der Arbeit. Stein für Stein setzten die Begabten das Projekt zu einem Gesamtbild zusammen. Die Halle wurde zu seiner Baustelle auf der unter anderem eine Brücke, eine Rollstuhlrampe, eine Treppe und ein Podest entstanden. Durch unterschiedlich gestaltete Felder wurden die Lehrlinge dabei mit ausbildungsrelevanten Aufgaben und kniffligen Herausforderungen konfrontiert. Die zukünftigen Straßenbauer wussten genau, was zu tun war. Es wurde geklopft, vermessen, gefräst und kontrolliert. In ihre Arbeit vertiefte und hoch konzentrierte Gesichter erblickte man die Woche über in der witterungsunabhängigen Halle der Bauinnung.
„Wir wollen ein Feuer in den Auszubildenden entfachen“, erklärt Josef Leberle, Leiter der Ausbildung AFZ Nördlingen, „damit sie auch an späteren Wettbewerben nach der Gesellenprüfung teilnehmen.“Man wolle den Sportgeist mit dem Handwerk verbinden. Dafür gebe es in dieser Woche „ein Teambuilding in allen Facetten“, wie zum Beispiel eine gemeinsame Kegelrunde nach Feierabend. Es gehe nicht nur um das Projekt an sich, sondern insbesondere darum, Spaß an der Sache zu entwickeln. Zudem fließen laut dem Ausbildungsleiter auch technische Neuschöpfungen, die zukünftig immer öfter eingesetzt werden, in die Arbeit der Projektwoche mit ein.
Unterstützt wurden die Azubis mit Material und Maschinen von umliegenden Firmen und Händlern. Massen an Verbund- und Granitsteinen, Betonrabatten und Split benötigten die Straßenbauer für ihr Projekt. Doch die Arbeit hat sich gelohnt. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Stolz präsentierten die Auszubildenden ihr Werk am Tag der offenen Tür. Mit einer feierlichen Übergabe der Teilnehmerurkunden endete die Begabtenwoche für alle Beteiligten.