Lasst den Körper sprechen!
Die Menschheit hat eine lang ersehnte Entwicklungsstufe erklommen: Alle anstrengenden Dialoge mit dem Chef, dem Kollegen und dem Ehepartner sind überflüssig. Die Wissenschaft hat nachgewiesen: 80 Prozent aller Kommunikation läuft nicht über Stimmband und Zunge, sondern über die Körpersprache.
Schon haben auch Fußballreporter das Wort „Körpersprache“zum zentralen Begriff des Sportfernsehens gemacht. Mühelos übersetzen sie Thomas Müllers Körpersignale beim Torschuss, während unsereins nur sieht, dass der Ball ins Aus geht.
Die Schulen müssen schleunigst die Kunst vermitteln, jene Signale zu entziffern, die der Mitmensch unbewusst aussendet. Glücklicherweise gibt es in den sozialen Medien haufenweise Körpersprachenlehrer, die uns verraten, wie man allein mit der leiblichen Ausdruckskraft eine Gehaltserhöhung erreicht. Fehl am Platz ist der Satz „Ich will mehr Geld“. Erfolgreich, so heißt es auf der Internetseite „Karriere-Bibel“, seien „langsame elegante Bewegungen, ein unverkrampftes Lächeln und eine aufrechte, stille Kopfhaltung“.
Für die Herren empfiehlt die „Geschichte der deutschen Literatur“von Viktor Zmegac, eine sympathischere Methode zur raschen Erlernung der Körpersprache. Unter Bezugnahme auf den Roman „Häutungen“von Verena Stefan wird dort behauptet: „Die Begegnung mit einer Frau bietet die Chance, wieder die ureigene Körpersprache zu finden.“