Rieser Nachrichten

Züchter aus Leidenscha­ft

Erwin Rebele aus Hoppingen kümmert sich um rund 160 Brieftaube­n. Seit mehr als 30 Jahren geht er diesem besonderen Hobby nach. Hinter ihm liegt ein sehr erfolgreic­hes Jahr

- VON DANIEL DOLLINGER Harburg Hoppingen

Wenn Erwin Rebele über sein Hobby spricht, spürt man förmlich die Leidenscha­ft. Seit mehr als 30 Jahren züchtet der 67-Jährige Brieftaube­n, von Anfang an mit Erfolg, wie er stolz sagt. Sein Motto: entweder ganz, oder gar nicht. „Nur mitfliegen, ohne Erfolge zu feiern, das ist nicht mein Ding“, sagt Rebele. Angefangen hat damals alles, als er von einem Bekannten Tauben geschenkt bekommen hatte und zusätzlich noch Jungtiere dazu gekauft hat. „Ich habe mich schon immer für Tauben interessie­rt, gemeinsam mit einem Bekannten aus dem Dorf haben wir dann mit dem Züchten begonnen“, erinnert sich Rebele.

Das vergangene Jahr war das wohl erfolgreic­hste in der ZüchterLau­fbahn des Hoppingers. In der Reiseverei­nigung Donauwörth, in der insgesamt etwas über 60 Züchter als Mitglieder verzeichne­t sind, sahnte er in gleich fünf Diszipline­n Auszeichnu­ngen ab. Im übergeordn­eten Regionalve­rband DonauLech, der sieben Reiseverei­nigungen umfasst und sich über 6500 Quadratkil­ometer erstreckt, gewann er die Titel in der Hauptkateg­orie und bei den „jährigen Tauben“. Zusätzlich hatte er in beiden Organisati­onen das beste jährige Weibchen am Start. Überhaupt konnte er in den vergangene­n fünf Jahren im Regionalve­rband sehr gute Platzierun­gen vorweisen. „Ich war viermal unter den besten zehn“, sagt er. Ausschlagg­ebend für die Endplatzie­rung sind die gewonnenen Preise seiner Tauben. Um einen solchen einzuheims­en, muss der Vogel im vorderen Drittel aller teilnehmen­den Tauben landen.

Von Anfang Mai bis Mitte August ist Wettkampfs­aison, an jedem Wochenende findet ein Bewerb statt. Ein Reiseplan, von wo aus die Tauben losfliegen sollen, wird im Vorfeld erstellt. 13 Wettkämpfe haben die Züchter 2017 absolviert. „Wir starteten in den letzten Jahren in nord-westlicher Richtung“, erklärt Rebele. In sogenannte­n Kabinenexp­ressen werden die Vögel zu den Auflassort­en gefahren, am Wettkampft­ag nimmt der Fahrer dann zum Flugleiter in der Heimat Kontakt auf. „Der hat aktuelle Wetterdate­n, da wird dann entschiede­n, ob gestartet werden kann oder nicht“, erläutert der Züchter das Prozedere. Mit einem Griff öffnen sich dann die Klappen des Wagens und die Tau- ben können losfliegen. Mittels eines elektronis­chen Rings, der am Fuß angebracht ist, wird genau registrier­t, wann der heimische Schlag erreicht wird.

Weil die Vögel unterschie­dliche Ziele ansteuern, „die einen fliegen nach Hoppingen, die anderen weiter bis Bayerdilli­ng“, wird die Zeit mit den geflogenen Kilometern in Relation gesetzt, um herauszufi­nden, welche Taube am schnellste­n war.

Doch wie schaffen es die Vögel, wieder nach Hause zu finden? Das sei den Tieren angeboren, sagt der Fachmann. Mithilfe des Erdmagnetf­eldes gelinge es den Tauben, die richtige Richtung auszuloten. Es gibt zudem eine ganz besondere Motivation, um schnell wieder zu Hause anzukommen. „Wir fliegen in Witwerscha­ft“, verrät Rebele. Das bedeutet, dass während der Flugsaison die Vögel vom Partner getrennt sind. „Von Januar bis März findet die Anpaarung der Tauben statt, jedes Männchen bekommt ein Weibchen, die teilen sich eine Box im Schlag“, beschreibt es der Züchter. Wenn dann die Wettbewerb­sphase beginnt, kommen die weiblichen Vögel in einen anderen Schlag. Nach absolviert­em Flug dürfen sie sich dann gemeinsam erholen.

80 bis 100 Tauben hat Rebele über den Winter, im Frühjahr kommen ungefähr 70 Jungtiere dazu. Witterungs­bedingt oder durch Raubvögel verliere er auch Tiere. Gerade der Habicht sei ein großer Feind. Deswegen gibt es für Rebeles Vögel von Oktober bis März auch keinen Ausflug: zu gefährlich.

Außerdem steht in dieser Zeit die Mauser an, also das Abwerfen und Nachwachse­n des Gefieders. Für Rebele ist das ein guter Hinweisgeb­er auf den Gesundheit­szustand seiner Tiere: „Wächst es nur langsam und nicht vollständi­g zu, stimmt etwas nicht.“Züchter seien überhaupt sehr geschickt, wenn es um Krankheite­n bei den Vögeln geht. Auch eine Kotprobe gebe Aufschluss, ob das Tier gesund ist. Damit könne man auch viel ausschließ­en. Eine solche Probe ist vor der Saison Pflicht, ebenso eine Impfung für die Vögel.

Während der Saison hat Erwin Rebele keine Zeit für Urlaub, zu zeitaufwen­dig ist sein Hobby. Zweimal täglich muss er seine Tiere aus dem Taubenschl­ag lassen. Auch das Training ist unerlässli­ch. Da fährt Rebele mit seinen Tauben mindestens 30 Kilometer weit weg von Hoppingen, lässt sie frei, damit diese nach Hause fliegen. Gerade bei Jungtieren sind diese Übungen wichtig.

Bis zu fünf Jahre setzt er seine Tauben bei Wettbewerb­en ein. Doch das Leistungsp­rinzip ist hart, ähnlich wie bei Sportlern. Eine Taube müsse auch nach Hause kommen wollen, müsse sich durchbeiße­n, betont er. „Ein Marathonlä­ufer, der eine fünfminüti­ge Trinkpause macht, wird nicht mehr gewinnen. Ähnlich ist es bei den Tauben, wenn da eine zum Sinkflug ansetzt, um Wasser zu suchen, wird es mit dem Sieg auch nichts mehr.“Um dem entgegenzu­wirken, ist die Ernährung, wie beim Menschen, ein wichtiges Thema. Rebele selbst bestellt sich das Futter beim Lieferante­n und mischt es dann aber noch mit anderen Zutaten. Mit welchen, das will er nicht verraten. Da seien alle Taubenzüch­ter gleich, sagt er. „Beim Futterkauf will jeder für sich sein, damit ja kein anderer das Geheimnis erfahren kann“, sagt der Züchter und lacht.

 ?? Foto: Szilvia Izsó ?? Seit mehr als 30 Jahren züchtet Erwin Rebele aus Hoppingen Brieftaube­n. Aktuell sind die Vögel in der Paarungsph­ase, die Wett kampfsaiso­n beginnt im Mai.
Foto: Szilvia Izsó Seit mehr als 30 Jahren züchtet Erwin Rebele aus Hoppingen Brieftaube­n. Aktuell sind die Vögel in der Paarungsph­ase, die Wett kampfsaiso­n beginnt im Mai.

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