Das Ende eines Serientäters
Aus nahe liegenden Gründen ist der Begriff des Serientäters nicht gut beleumundet. Wann immer von Tätern geredet wird, ist das Verbrechen nicht weit. Eine Ausnahme bilden die verhältnismäßig seltener auftretenden Wohltäter. Von denen soll hier aber nicht die Rede sein. Es gibt verschiedene Ausprägungen des Serientäters: Vom Lausbuben bis zum Schweigen-der-Lämmer-Psycho. In etwa der Mitte dieser Skala rangiert der FC Bayern, der sich anschickt, seine sechste Meisterschaft in Serie zu sichern. Die Meinungen, ob es sich dabei um ein strafbewehrtes Verhalten handelt, gehen weit auseinander.
Dabei sind die Münchner in der Welt des Sports ein kleines Licht. Sechs Titel in Folge? Lächerlich. Die lettischen Kicker von Skonto Riga gewannen zwischen 1991 bis 2004 14 Mal die nationale Meistschaft. Was allen Mut machen sollte, die es nicht mit den Münchnern halten: Mittlerweile musste der Verein Insolvenz anmelden. Das Gute an Serien ist – die Lindenstraße ausgenommen – ihre Limitierung. Irgendwann ist dann doch mal Schluss. Selbst für einen der größten Sportler aller Zeiten.
17 Mal in Folge ging Roger Federer nach getaner Arbeit zum Netz, um die Glückwünsche seines Gegners entgegenzunehmen. Im gesamten Jahr 2018 hatte die Nummer eins der Tennis-Weltrangliste noch keine Partie verloren. Partie Nummer 18 schien selbiges Ende zu nehmen. Federer führte im Entscheidungssatz 5:4 und 40:15. Ein Punkt fehlte ihm bei eigenem Aufschlag noch zum Erfolg. Kurz darauf aber musste er Juan Martin del Potro zum Turniersieg gratulieren. Der Schweizer wusste anschließend nicht, „wie zur Hölle das passieren konnte“.
Den Sportler wie den gemeinen Pausenhof-Schläger eint, dass er nach einer Serie unterbrechenden Niederlage sofort danach drängt, eine nächste Welle an Erfolgen folgen zu lassen. Das wiederum dürfte nun die Fans Federers ebenso erfreuen wie jene des FC Bayern. Die Niederlage gegen Leipzig wird wohl nicht als jene Pleite in die Saison eingehen, die den Saisonverlauf plötzlich spannend gestaltete.