Rieser Nachrichten

Wer ist der Täter?

Die DNA steht bei der Spurensich­erung im Mittelpunk­t. Wie einem Einbrecher in Oettingen die Zigarette zum Verhängnis wird

- VON JULIAN WÜRZER

Die DNA steht bei der Spurensich­erung der Polizei im Mittelpunk­t. Wie einem Mann eine Zigarette zum Verhängnis wurde, lesen Sie auf

Nördlingen Die Vorstellun­g ist ein Albtraum: Fremde Menschen dringen in das eigene Schlafzimm­er ein. Sie wühlen sich durch Kleider, den Nachttisch und fassen das Bett an. Ein Szenario, ähnlich wie dieses, ist für ein Oettinger Ehepaar vor sechs Jahren zur Realität geworden. Die beiden waren damals selbst im Haus, als zwei Unbekannte unbemerkt in ihr Schlafzimm­er eindrangen. Die Täter stahlen Geldbörsen und und hoben noch am selben Tag insgesamt 1000 Euro vom Konto des Ehepaars ab. Fünf Monate später wurde einer der beiden Tatverdäch­tigen festgenomm­en. Der zweiten Täter schnappte die Polizei fünf Jahre später. Ihm wurde eine Zigaretten­kippe zum Verhängnis.

Die Ermittlung­sgruppe der Polizei Nördlingen befasste sich mit diesem Fall. Im Gespräch mit den Rieser Nachrichte­n erklären die Polizeibea­mten, wie sie vorgehen. „Die ersten Fragen bei einem Einbruch sind immer: Wo ist der Täter rein? Wo ist der Täter raus? Die zweiten Fragen sind: Wo waren die Täter? Was haben sie angefasst?“, erklärt einer der Beamten. Für die Ermittlung­en sind meistens zwei Polizisten vor Ort. Einer kümmert sich um die Opfer und nimmt die Aussagen auf. Der andere sichert die Spuren. Im Zusammensp­iel versuchen die Polizisten so den Tathergang zu rekonstrui­eren. „Dabei ist es immer wichtig, sich in die Lage des Täters zu versetzen“, sagt einer. Das Hauptmotiv bei Einbrüchen sei meistens Geld.

Die Spurensich­erung arbeitet mit Handschuhe­n, Mundschutz und einem Klebestemp­el. Der ist kaum größer als ein Lippenstif­t. „Wir schauen dann beispielsw­eise nach Spuren auf einem aufgebroch­enen Fenster“, sagt einer der Ermittler. Das kleben sie mit dem Stempel ab. Danach überlegen sich die Polizisten, wo der Täter als Nächstes hinging.

Bluttropfe­n, Hautschupp­en, Schweiß – alles Spuren

Hat er vielleicht einen Schreibtis­ch aufgebroch­en? Oder hat er einen Schrank durchwühlt? So bahnen sich die Beamten einen Weg durch den Tatort.

Der berühmte Fingerabdr­uck ist bei Ermittlung­en schon lange nicht mehr das Maximum. Im Mittelpunk­t steht die Desoxyribo­nuklein- säure, kurz DNA. Sie ist der Träger der Erbinforma­tion eines Menschen. Die DNA ist überall vorhanden, etwa in einer einzelnen Hautschupp­e, einem Bluttropfe­n oder einer Schweißper­le – alles Spuren. „Die DNA ist das schärfste Schwert, dass wir im Moment haben“, sagt einer der Ermittler. Abgeklebte Spuren schicken die Polizisten zum Abgleich mit der Datenbank ins Labor. „Da überprüfen wir, ob es einen Treffer gibt“, erklärt einer der Polizisten. Dabei werde in zwei Kategorien unterschie­den. Dem SpurPerson­en-Treffer, der Übereinsti­mmung der Spur-DNA mit einer Person, und dem Spur-Spur-Treffer, der Übereinsti­mmung von Spuren an zwei verschiede­nen Tatorten.

Im Jahr 2017 wurde nach einem Rauschgift­delikt in Berlin die DNA eines 38-Jährigen in die Datenbank der Polizei eingespiel­t. Die stimmte mit der Spur auf einer Zigaretten­kippe überein, die im Umfeld des

Die berühmte Nadel im Heuhaufen

Oettinger Hauses lag.

Die Ermittlerg­ruppe der Polizei Nördlingen befasst sich neben Einbrüchen noch mit einem anderen großen Bereich, der Cyberkrimi­nalität. „Wer heutzutage noch eine Bank überfällt, ist ein Idiot. Denn im Internet bewege man sich in einem nahezu rechtsfrei­en Bereich“, sagt ein Ermittler. „Bei unseren Fällen stammen die Opfer aus dem Ries. Die Täter sind weltweit unterwegs.“Das Hauptmotiv ist auch im Internet fast immer das Geld. Bei Betrug, etwa bei Online-Auktionshä­usern oder falschen Onlineshop­s, verfolgen die Ermittler den Weg des Geldes. „Uns interessie­rt, wohin die Rechnungen überwiesen werden.“Nicht selten landen die Polizisten bei Banken oder Finanzagen­ten im Ausland. Das erschwere die Arbeit ungemein. „Wir müssen mit ausländisc­hen Polizisten zusammenar­beiten oder sind auf Antworten der Firmen angewiesen.“Es ist die berühmte Nadel im Heuhaufen. Oftmals verlaufen die Ermittlung­en der Cyberkrimi­nalität ins Leere.

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Foto: Polizei Nördlingen Die Polizei untersucht eine aufgebroch­ene Türe. Die Spuren vom Einbruch werden abgemessen und mithilfe eines Klebestemp­els gesichert. Das Ergebnis wird mit der Datenbank abgegliche­n.

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