Rieser Nachrichten

Wenn ein Ort vom Stromnetz genommen wird

Energie Im Donau-Ries-Kreis stemmen die Lechwerke ein bundesweit bisher einzigarti­ges Projekt

- VON MANUEL WENZEL

Rain/Niederschö­nenfeld Einen Stromausfa­ll hat wohl fast jeder schon einmal erlebt. Oft ist es glückliche­rweise nach wenigen Augenblick­en wieder vorbei. Was aber, wenn es sich um ein schwerwieg­enderes, längerfris­tiges Problem handelt? Genau mit dieser Frage haben sich die LEW Verteilnet­z GmbH und ihre Partner aus Wissenscha­ft und Industrie beschäftig­t. Konkret wurde untersucht, ob und wie im Falle eines großflächi­gen Stromausfa­lls eine lokale Versorgung durch die Nutzung erneuerbar­er Energien vor Ort sichergest­ellt werden kann.

Kern des Projekts waren drei Feldversuc­he, die allesamt im südlichen Landkreis Donau-Ries rund um die Gemeinde Niederschö­nenfeld stattgefun­den haben. Am gestrigen Mittwoch ging der letzte Test über die Bühne. Dabei wurden rund 1100 Haushalte für mehrere Stunden vom regionalen Verteilnet­z abgekoppel­t. Neben Niederschö­nenfeld waren auch Teile der Stadt Rain am Lech involviert. Stattdesse­n wurde eine sogenannte Netzinsel mit erneuerbar­en Energien aufgebaut, die die Versorgung übernahm. „Es hat alles wie gewünscht geklappt“, sagt LEW-Sprecher Ingo Butters.

Den Strom für die Verbrauche­r erzeugten die circa 185 Photovolta­ikanlagen im Versuchsge­biet, die Wasserkraf­twerke in Feldheim und Rain sowie eine Biogasanla­ge. Getestet wurde auch, wie das Inselnetz mit seinen angeschlos­senen Anlagen auf verschiede­n hohe Belastunge­n reagiert. Durch den Einsatz von Lastbänken konnte das Projekttea­m hier sehr genau justieren.

Dass regenerati­ve Energien zur Inselnetzv­ersorgung herangezog­en werden und die Feldversuc­he unter Realbeding­ungen durchgefüh­rt werden, ist laut LEW „einzigarti­g in der Energiefor­schung in Bayern und Deutschlan­d“. Damit werde ein wichtiger Baustein zur Energiewen­de und zur Verbesseru­ng der Versorgung­ssicherhei­t geliefert. Im Falle eines Stromausfa­lls könne mit einem Inselnetz sichergest­ellt werden, dass kritische Infrastruk­turen wie Krankenhäu­ser oder Kläranlage­n versorgt werden.

Dass beim Versuch gestern erstmals das Wasserkraf­twerk Rain angekoppel­t werden konnte, werten die Verantwort­lichen als Nachweis, dass derartige Inselnetze auch erweiterba­r sind und stabil betrieben werden können.

Doch warum genau wurde Niederschö­nenfeld als Standort ausgewählt? Für die Feldversuc­he mussten eine gesicherte Energieanl­age und dezentrale Erzeugungs­anlagen vorhanden sein. Mit dem Wasserkraf­twerk Feldheim und den vielen dezentrale­n Erzeugungs­möglichkei­ten – wie etwa Photovolta­ik und Biomasse – in der Gemeinde sei diese Situation gegeben, heißt es von den Lechwerken.

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Foto: Wenzel Teile des Donau Ries Kreises wurden gestern vom Netz genommen – ganz be wusst.

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