Rieser Nachrichten

„Natürlich kommt Wehmut auf“

Aleksander Polaczek beendet nach 833 Spielen in der Deutschen Eishockey-Liga seine Laufbahn. Der Profi aus dem AEV-Nachwuchs gelangte über Umwege in die höchste Liga. Er verabschie­det sich nicht freiwillig

- VON MILAN SAKO

Augsburg Plötzliche­s Ende einer langen Profi-Karriere in der Deutschen Eishockey-Liga. Nach 833 DEL-Einsätzen stellt Aleksander Polaczek von den Augsburger Panthern endgültig den Schläger in die Ecke. Nicht freiwillig, wie der 37-jährige Profi bestätigt: „Ich hätte noch gerne ein Jahr gespielt. Wenn wir die Play-offs erreicht hätten, dann wäre es vielleicht anders gekommen. Aber es ist so, wie es ist. Ich gehe ohne Groll.“

Die Macher der Panther arbeiten gerade an dem neuen Kader. Mittlerwei­le steht fest: Aleksander Polaczek wird nicht mehr dazu gehören. Wie der Angreifer mitteilte, bot ihm der Klub nach dem Ende der Saison keinen neuen Vertrag mehr an. Der 37-Jährige, der mit seiner Frau und zwei Kindern im Diedorfer Ortsteil Biburg wohnt, beendet nun seine Karriere. AEV-Coach Mike Stewart teilte ihm die Entscheidu­ng persönlich mit: „Im ersten Gespräch mit Stewart hat er mir gesagt, dass ich keinen neuen Vertrag mehr bekomme. Am Dienstag hatte ich das Abschlussg­espräch mit Herrn Sigl (Anm. d. Red.: Hauptgesel­lschafter der Panther) und dann haben wir uns verabschie­det. Das war es dann.“

Über 20 Jahre lang spielte der Angreifer auf höchstem Niveau. Es hat allerdings lange gedauert, bis Aleksander Polaczek in seiner Heimatstad­t Eishockey spielen konnte. Es war der große Wunsch des Außenstürm­ers, doch die Verhältnis­se haben den 1,78 Meter großen Profi zu einem Umweg durch ganz Eis- hockey-Deutschlan­d gezwungen. „Als ich 18 Jahre alt war, gab es keine Ausländerb­eschränkun­g in der Deutschen Eishockey-Liga. Da waren von 23 Mann im Kader 21 Ausländer“, erinnert sich der im polnischen Oppeln geborene und in Augsburg aufgewachs­ene Angreifer. Er musste sich nach oben arbeiten. Von den Junioren des Augsburger EV wechselte er 1998 zum Drittligis­ten EC Ulm/Neu-Ulm, danach zu Bayreuth (Oberliga) und Bremerhave­n (2. Liga). 2003 gab Polaczek sein DEL-Debüt für den ERC Ingolstadt. Es folgten die Stationen Nürnberg (2005–2009), Frankfurt (2009/10), Hamburg (2010–2012), Wolfsburg (2012–2015) und schließlic­h der AEV. In der vergangene­n, der dritten Saison für die Panther feierte er Anfang Oktober 2017 ein besonderes Jubiläum. „Wenn mir einer mit 19 Jahren gesagt hätte, dass ich mal 800 DELSpiele auf dem Buckel haben werde, dann hätte ich das unterschri­eben“, sagt der 37-Jährige. Der schnelle Außen war kein Torjäger oder Spielmache­r. Nein, Polaczek war ein Unterzahl-Spezialist, ein Defensiv-Stürmer. Immerhin arbeitete sich der Eishockey-Malocher ins Nationalte­am zu 33 Einsätzen (1 Tor/5 Vorlagen). Seine beste Zeit erlebte er in Nürnberg. „Dort bin ich zum Nationalsp­ieler geworden und durfte bei zwei Weltmeiste­rschaften antreten.“

In der aktuellen Spielzeit verpassten die Panther die Play-offs. „Wir waren über die ganze Saison hinweg nicht konstant genug.“Guten Auftritten mit Siegen zu Hause gegen München oder in Berlin folgten Niederlage­n gegen vermeintli­ch schwächere Gegner wie Straubing.

Erst 2015 spielt der Stürmer für die Panther

33 Einsätze in der deutschen Nationalma­nnschaft

„Speziell die Heimnieder­lagen haben uns den Einzug in die Play-offs gekostet.“Auch die persönlich­e Bilanz mit nur einem Treffer und drei Vorlagen ist schwach.

Wohin sich der 37-Jährige orientiert, ist noch offen. „Ich habe schon ein paar Pläne im Kopf aber zuallerers­t wollte ich noch ein Jahr spielen.“Deswegen benötige er jetzt ein wenig Zeit, um alles zu verarbeite­n. Er habe jetzt über 20 Jahre nicht anderes als Eishockey gespielt und möchte sich Zeit für sich nehmen: „Natürlich kommt Wehmut auf. Ich bin froh darüber, wie meine Karriere verlaufen ist. Aber ich bin schon lange genug dabei und weiß, wie das Eishockey-Geschäft läuft.“

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Foto: Siegfried Kerpf Ex Nationalst­ürmer Aleksander Polaczek verlässt die Augsburger Panther und wird auch nicht mehr in der Deutschen Eishockey Liga auflaufen.

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