Preisgekröntes Stück im Klösterle
In „Vater“geht es um das Thema Demenz. Besonderer Ansatz
Nördlingen Mit dem Schauspiel „Vater“von Florian Zeller endet die Spielzeit im diesjährigen Theaterund Kleinkunstprogramm der Stadt Nördlingen. Die deutschsprachige Erstaufführung des Schauspiels war 2011 ein fulminanter Erfolg am St. Pauli Theater in Hamburg und wurde bisher von über 50 deutschsprachigen Bühnen nachgespielt. Das Stück ist mit dem Prix Molière 2014 als bestes Stück ausgezeichnet, so eine Pressemitteilung der Stadt Nördlingen.
Zum Inhalt: Der 80-jährige André merkt, dass sich etwas verändert. Noch lebt er allein in seiner Pariser Wohnung und versucht, vor Anne, seiner älteren Tochter, den Eindruck aufrecht zu erhalten, alles sei in Ordnung. Wobei ganz offensichtlich ist, dass er allein nicht mehr zurechtkommen kann. Also organisiert sie für ihn Pflegehilfen, mit denen er sich aber ständig zerstreitet. Ein alter Mann, für den sich der Alltag mehr und mehr in ein verwirrendes Labyrinth verwandelt, auf der Spurensuche nach sich selbst. Weil seine Wahrnehmung sich immer mehr verschiebt, gerät er in eine Welt, in der seine Biografie nicht mehr gilt, weil die Welt, in der sie entstanden ist, am Verlöschen ist… Das Besondere an „Vater“ist die ungewöhnliche Erzählstruktur.
Aus der Erlebniswelt des 80 Jährigen
Erlebt wird die Handlung nämlich nicht chronologisch, sondern aus der Erlebniswelt des 80-Jährigen. Durch diesen Trick wird der Zuschauer emotional an die Hauptperson gebunden, erlebt mit ihr dieselben Momente des Glücks, teilt mit ihr die Momente des Ausgeliefertseins und kann wie sie immer weniger unterscheiden: Was ist Realität, was Wahn oder Wunschvorstellung?
Das klingt nach einem traurigen Theaterabend? Das Gegenteil ist der Fall. Zellers Text provoziert das Lachen. Die komödiantische Dynamik ergibt sich aus den abrupten Stimmungsschwankungen der Hauptperson. „Das Thema mag zwar ernst sein, doch wird es ständig mit Humor aufgelockert.“(Bristol Post) Die Times schwärmt, und in der französischen Tageszeitung „Le Figaro wird es als das beste Stück von Florian Zeller bezeichnet. Ein „ausgezeichnetes“Theaterstück der Theatergastspiele Landgraf beendet die Spielzeit 2017/2018 im Stadtsaal und ist nicht nur für „Betroffene“oder „Betreuende“im Zuschauerraum von großem Interesse, sondern behandelt ein gesellschaftliches Top-Thema, nämlich die Demenz des Vaters sehr glaubwürdig.