Wenn Fahrer plötzlich überfordert sind
Im Bereich von Baustellen und Umleitungsstrecken haben sich 2017 einige Unfallschwerpunkte gebildet. Es gibt aber auch erfreuliche Entwicklungen auf den Straßen
Laut Polizei hat es im vergangenen Jahr häufig dort gekracht, wo Umleitungen oder Baustellen waren. Mehr auf
Landkreis Die zahlreichen Baustellen auf den Bundesstraßen im Donau-Ries-Kreis haben sich negativ auf die Unfallzahlen ausgewirkt. Grund: Auf den Strecken, auf denen der Verkehr nur noch eingeschränkt fließen konnte oder umgeleitet werden musste, kam mancher Fahrer mit der ungewohnten Situation nicht zurecht. So krachte es an einigen Punkten häufig und bisweilen auch heftig.
Die Unfallstatistik für 2017 beleuchtete bei einem Treffen im Landratsamt Magnus Kastenhofer, Sachbearbeiter Verkehr der Polizei für den Landkreis. Insgesamt sank die Zahl der Unfälle zwar auf 3686 (2016 waren es noch 3703), aber die Zahl der Verletzten stieg von 650 auf 694. Sechs Todesopfer bedeuteten einen historischen Tiefstand. „Das ist aber auch Glückssache“, meinte Kastenhofer dazu. Es seien zahlreiche Unfälle passiert, die mit Schwerverletzten abgingen, genausogut aber tödlich enden hätten können.
Auffällig sei, dass sich im Bereich der Polizeiinspektion (PI) Nördlingen, also einem Großteil des Rieses, die Zahl der Unfälle in den vergan- genen zehn Jahren überproportional erhöht hat – um rund ein Drittel von gut 1100 auf 1539. PI-Leiter Walter Beck sagte, er habe dafür keine Erklärung.
Einen Rekordwert erreichten im Landkreis die Unfälle, an denen Radfahrer beteiligt waren. 137 Fälle registrierten die Gesetzeshüter im vorigen Jahr. Das waren 21 mehr als 2016. 35 Radler erlitten schwere Verletzungen. „Es kommt immer häufiger vor, dass Radfahrer miteinander zusammenstoßen“, stellte Kastenhofer fest. Bei sieben Radlerunfällen sei Alkohol im Spiel gewesen, einmal Drogen. Überhaupt Rauschgift: Dieses wertete die Polizei bei acht Verkehrsunfällen als Ursache. Vier Personen wurden verletzt.
Eine andere Entwicklung bereitet den Beamten hingegen Freude: Noch nie haben so wenig junge Erwachsene (18 bis 24 Jahre) einen Unfall verursacht. Gerade 199-mal war dies der Fall. Mehrere Faktoren spielten hier eine Rolle, so der Hauptkommissar: begleitetes Fahren, das Engagement der Verkehrswachten, die Aktion „Fifty Fifty“und die Null-Promille-Grenze für Fahranfänger. Die in früheren Jahren so berüchtigten Disco-Unfälle tauchten in der Statistik praktisch nicht mehr auf. Sicherer geworden sein dürfte laut Kastenhofer die Kreisstraße zwischen Auchsesheim und Mertingen. In der Allee ereigneten sich in den vergangenen Jahrzehnten verheerende Unglücke mit einer Reihe von Todesopfern, von denen die Mehrzahl aus dem angrenzenden Kreis Dillingen stammte. Im vergangenen Jahr hat der Landkreis mit einem Kostenaufwand von 90 000 Euro die Leitplanken in Richtung Auchsesheim hin verlängert – „eine gute Investition“, glaubt der Hauptkommissar.
Landrat Stefan Rößle wollte wissen, ob die Leitplanken nicht die Gefahr erhöhten, dass es zu einem Zusammenstoß mit anderen Fahrzeugen kommen könnte. Dies komme statistisch seltener vor, entgegnete Kastenhofer. Zudem wären die Folgen wohl nicht so schwerwiegend wie bei einem Aufprall auf einen Baum.
Doch zurück zu den Baustellen und Umleitungsstrecken. Während der Sperrung der B25-Ortsdurchfahrt von Möttingen krachte es an der Verbindung der Bundesstraße mit der Staatsstraße von/nach Oettingen bei Großsorheim 15-mal. „Da haben wir sonst eigentlich nie was“, merkte Kastenhofer an. Ähnliches sei im Bereich der B25-Anschlussstelle Gewerbestraße der Nördlinger Ostumgehung sowie dem weiteren Verlauf der Staatsstraße in Richtung Deiningen zu beobachten gewesen. Neun Unfälle passierten dort, einer davon endete tödlich. „Viele Verkehrsteilnehmer sind mit der Abweichung vom normalen Verkehrsablauf überfordert“, sagte Kastenhofer. Dies zeige auch die Verengung der Fahrbahn der B 2 über den Schellenberg. 2017 wurden während der halbseitigen Sperrung zwischen dem Berger und dem Nordheimer Kreuz 30 Unfälle mit elf Leicht- und zwei Schwerverletzten aktenkundig. Der Sachbearbeiter bat deshalb die anwesenden Vertreter der Straßenbaubehörden, die Beschilderung möglichst verständlich zu halten.
Bemerkenswert sei die Zunahme der Unfälle auf der B 16 vor Erlingshofen. Von Donauwörth her könne sich der Feierabendverkehr von der Ampel bis über die Ortschaft hinaus stauen. 2017 passierten neun Auffahrunfälle mit fünf Leichtverletzten: „Pendler, welche die Strecke täglich fahren, sind plötzlich überfordert.“Man werde versuchen, mit Schildern die Sicherheit zu erhöhen.