Rieser Nachrichten

Wenn der Zirkus zum Zirkus wird

Befürworte­r des Circus Krone wenden sich mit offenem Brief an die Stadt. Gegner kündigen Protest an

- VON JULIAN WÜRZER

Nördlingen Die beiden Lager kommen auf keinen gemeinsame­n Nenner: Die einen protestier­en vor der Manege gegen die Wildtierha­ltung. Die anderen zeigen im Inneren Kunststück­e mit den Tieren. Am 14. April wird dieses Schauspiel in Nördlingen zu sehen sein. Denn der Circus Krone baut seine Zelte auf der Kaiserwies­e auf. Die Befürworte­r und Gegner haben bereits Stellung bezogen.

Das Aktionsbün­dnis „Tiere gehören zum Circus“, hat sich mit einem offenen Brief an Nördlingen­s Oberbürger­meister Hermann Faul gewandt. Die Aktivisten des Bündnisses wollen in dem Schreiben zeigen, wie sehr sich der Circus für das Wohlergehe­n der Tiere einsetzt. Zu lesen ist unter anderem von großzügige­n Freigehege­n und von genereller, vorbildlic­her Haltung. Dirk Candidus ist der Verfasser des Schreibens. Er ist Lehrer in Rheinland-Pfalz und Sprecher des Aktionsbün­dnisses. Im Gespräch mit den Rieser Nachrichte­n erklärt er seinen Standpunkt. „Ein gut geführter Zirkus schafft eine Begegnung zwischen Menschen und Tieren“, sagt er. So könne das Tier, etwa ein Elefant, ein Botschafte­r seiner Art sein. „Durch einen Zirkus interessie­rt man sich für Tiere und kann auf die Probleme, mit denen beispielsw­eise Elefanten in freier Wildbahn konfrontie­rt sind, hingewiese­n werden.“Durch den Brief will Candidus ein Gegengewic­ht zu den Tierschütz­ern schaffen.

In einer Pressemitt­eilung hat die Tierrechts­organisati­on Animals United bereits einen Protest am Tag der Premiere des Circus Krone angekündig­t. Lokale Tierschütz­er wollen für einen tierfreien Zirkus demonstrie­ren. Simon Fischer von der Aktionsgru­ppe Tierrechte Bayern arbeitet mit Animals United zusammen. Er ist der Auffassung, dass durch bis zu 30 Ortswechse­l und die kleinen Gehege der Tiere keine artgerecht­e Haltung möglich ist. „Die Wildtiere des Circus Krone sind bereits sehr alt, ihren Lebensaben­d sollen sie lieber ruhiger in Auffanglag­ern verbringen. Dann sind sie nicht ständig auf Reisen“, sagt der Sprecher der Aktionsgru­ppe. Denn das löse Stress bei den Tieren aus. Durch die Demonstrat­ion vor der Manege will Fischer die Besucher dazu anregen, über Tierschutz nachzudenk­en. Die Aktivisten müssen sich dann aber an der Durchfahrt zur Kaiserwies­e versammeln, sagt der Leiter vom Ordnungsam­t Nördlingen Jürgen Landgraf. „Die Kaiserwies­e ist städtische­r Privatgrun­d, deshalb dürfe da nicht demonstrie­rt werden.“Er begrüßt es, dass der Circus Krone in der Stadt auftritt. „Von der Show bis zur Haltung ist der Zirkus auf einem top Level.“

Zu dem Streit der verfeindet­en Lager hat er eine klare Meinung. „Die große Masse ist leise und da wollen viele die Show sehen“, sagt Landgraf. Ein Wildtierve­rbot, wie in anderen Städten, hält er für haltlos. „Die Städte haben keine Regelungsk­ompetenz und dürfen deshalb keine Verbote erlassen.“

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Archivfoto: Julian Leitenstor­fer Die Elefanten des Circus Krone beim Auftritt.

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