Rieser Nachrichten

Zwischen Thermomix und Raindance Dusche

Heinrich Del Core plaudert amüsant über die Tücken des Alltags. Wie er mit einem einfachen Rezept die Zuschauer begeistert

- VON TONI KUTSCHERAU­ER

Nördlingen So einfach kann gute Comedy funktionie­ren: Da stellt sich einer ohne viel Aufhebens auf eine Bühne und beginnt lustige Geschichte­n aus seinem Alltag als Ehemann und Familienva­ter zu erzählen – und hat nach kurzer Zeit die Herzen des Publikums erobert. So geschehen am Dienstag im Nördlinger Stadtsaal Klösterle, wo Heinrich Del Core vor ausverkauf­tem Haus sein aktuelles Programm „Ganz arg wichtig“vorstellte.

Sein unverstell­ter Dialekt verrät den Künstler sofort als VollblutSc­hwaben („Vater Italiener, Mutter Rottweiler“), was durch einen Exkurs in die Feinheiten der schwäbisch­en Grammatik und Semantik belegt wird: „Fahr mal langsam a bissel schneller!“Im angenehmen Plauderton und angelehnt an den Programmti­tel erfahren die Besucher nun, was Heinrich Del Core so alles „ganz arg wichtig“ist. Etwa, wie es einem langjährig­en Ehepaar gelingen kann, im Urlaub „die Schmetterl­inge im Bauch zu reanimiere­n“, und wie man ein romantisch­es Abendessen trotzdem in den Sand setzen kann. Botschaft: „Schon morgens kuscheln, dann kann man abends essen, was man will!“

Doch wer setzt sich durch, wenn der Mann von einer Drohne träumt, die Frau sich jedoch sehnlichst einen Thermomix wünscht? Dieser Wettstreit ist schnell entschiede­n, wenn der Thermomix-Abend in den eigenen vier Wänden stattfinde­t („sechs erwachsene Frauen stehen andächtig vor einer Maya-Opferschal­e“). Herzhaft greift Del Core hinein ins pralle Familien- und Eheleben: Was der Frau die Menopause ist, mit „Hitzewallu­ngen, dass im Schlafzimm­er der Rauchmelde­r anschlägt“, ist dem Mann die MidlifeCri­sis mit „Jakobsweg, Harley, Drohne und Carbon-Fahrrad“. Und ganz nebenbei erfahren wir, wie erstaunlic­h viele Parallelen es zwischen Radfahren und Sex gibt.

Es ist ein ebenso einfaches wie wirkungsvo­lles Rezept, mit dem Heinrich Del Core die Zuschauer zu begeistern versteht. Sein freundlich­es, natürliche­s und unprätenti­öses Auftreten lässt ihn wie den guten Kumpel oder den netten Nachbarn von nebenan erscheinen. Zudem sind seine Themen und Erlebnisse fast jedem aus der eigenen Erfahrungs­welt heraus bestens vertraut. Das Ganze gepaart mit der Fähigkeit, Anekdoten und Geschichte­n pointiert und humorvoll zu erzählen, ergibt in der Summe eine Mischung, die einen durchweg kurzdenn weiligen, unterhalts­amen und gelungenen Comedy-Abend garantiert.

Gegen Ende der Show drückt der sympathisc­he Spaßvogel noch einmal richtig auf die Tube: Der Kauf eines Sichtschut­zzaunes im Baumarkt erweist sich als Pannenseri­e ohne Ende, mit der (übrigens originalen) Abi-Zeitung der Tochter ließe sich ein eigenes Kabarett-Programm füllen und bei der Beschreibu­ng eines hochmodern­en Badezimmer­s mit Raindance-Dusche und vollautoma­tischem WC mit Fernbedien­ung gibt es bei den 430 Besuchern kein Halten mehr. In der Zugabe bringt der gelernte Zahntechni­ker sogar noch seine Fachkompet­enz ein: Die physischen und vor allem psychische­n Qualen bei einem Zahnarztbe­such sind für den Zuschauer fast körperlich spürbar. Fazit: starker Auftritt, toller Künstler, klasse Comedy. Chapeau, Heinrich Del Core.

Wie der nette Nachbar von nebenan

 ?? Foto: Anton Kutscherau­er ?? Heinrich Del Core ist gelernter Zahntechni­ker, überzeugte im Nördlinger Klösterle aber mit seinem Comedy Programm.
Foto: Anton Kutscherau­er Heinrich Del Core ist gelernter Zahntechni­ker, überzeugte im Nördlinger Klösterle aber mit seinem Comedy Programm.

Newspapers in German

Newspapers from Germany