Modernes für die Großen, ein Märchen für die Kleinen
Das Arirang-Quintett spielte am Abend viele zeitgenössische Bläserwerke. Am Nachmittag gab es Hänsel und Gretel für die ganze Familie
Nördlingen Es war ein besonderes Konzert mit einem besonderen Programm. Was die Künstler des Arirang-Quintetts mit ihren Blasinstrumenten beim Saison-Abschluss von „Klassik im Ries“auf die Bühne brachten, hatten wohl die wenigsten Besucher vorher schon einmal gehört. Das Programm hieß „360 Grad – Stimmungen“und setzte vor allem auf die Darstellung von Emotionen mit Musik.
Ein reines Klassik-Konzert war es nicht. In Zusammenarbeit mit dem Kulturforum Nördlingen konnten die Künstler auch für ein Kinderkonzert am Nachmittag verpflichtet werden. Humperdincks Kinderoper „Hänsel und Gretel“fesselte 140 große und kleine Besucher im Genosaal.
Die fünf Künstler starteten beim Abendkonzert mit „Hekkan 1“von Jose Maria Sanchez-Verdu, einer japanischen Meditationsmelodie des zeitgenössischen Komponisten. Für westliche Ohren war es zunächst befremdlich, die einzelnen Töne, Luftströme und Geräusche zu hören. Eine gewohnte Melodie war nicht zu erkennen. Minutenlang wurden nur Rauschen und einzelne Töne gespielt, eine meditative Stimmung wurde erzeugt. Dieses Auftragswerk des Beethovenfestes Bonn für das Arirang-Quintett polarisierte deutlich.
„Klassik im Ries“heißt die Veranstaltungsreihe, und deshalb gab es ein Mozart-Werk. Die Künstler des Abends ließen dabei keinen Zweifel daran, dass sie alle Meister ihres Fachs sind und die meisterlichen Mozart-Stücke (Adagio und Allegro f-moll KV 594) in beeindruckender Harmonie darboten. Auch bei „Trois Pièces brèves“von Jacques Ibert, der selbst Geiger und MozartFan war, kommen die klassischen Anklänge immer wieder durch, schöne Läufe bringen Schwung und sind Balsam für das Nördlinger Publikum.
Nach der Pause setzen die Künstler wieder auf Modernes: Mit Peteris Vasks „Bläserquintett Nr. 2“stellte sich traurige Stimmung ein. Der Komponist, Jahrgang 1946, will die verschiedenen Facetten von Trauer und Trauerarbeit darstellen. Einige Passagen wirken bekannt und „klassisch“, andere wieder sehr fremdartig. Die Künstler singen sogar phasenweise ein Klagelied ohne Text. Die sechs Bagatellen des ungarischen Komponisten György Ligeti (1923 bis 2006) sind zum Teil sehr schnell und spritzig, dann wieder gedämpft und unterdrückt.
Der Abend in Zusammenarbeit mit dem Kulturforum Nördlingen wurde dem Programmtitel auf jeden Fall gerecht: Stimmungen wurden tatsächlich viele transportiert bei diesem hochkarätigen Konzert. Wer sich spontan darauf einlassen konnte, hat den Abend sicherlich genossen.
Viele der Besucher waren jedoch mit einer anderen Erwartung zu „Klassik im Ries“gekommen, wo traditionell Komponisten der Klassik und Romantik im Vordergrund stehen.