Rieser Nachrichten

„Der größte Gegner war die Zeit“

Sieglose Metzger bei der Weltmeiste­rschaft

- Michael Moser: Zur Person

Sie sind mit dem deutschen Team gerade von der Metzger-Weltmeiste­rschaft aus dem nordirisch­en Belfast zurückgeke­hrt – leider erfolglos.

Woran sind Sie gescheiter­t?

Gescheiter­t sind wir nicht. Im Gegenteil, wir sind zufrieden mit unserer Leistung, weil wir Neulinge in einem Metzger-Wettbewerb gewesen sind, den Neuseeland und Australien erstmals 2001 ausgetrage­n haben. Eine Weltmeiste­rschaft gibt es erst seit 2016.

In 195 Minuten musste jedes der zwölf Teams ein halbes Rind, ein halbes Schwein, ein Lamm und fünf Hähnchen verarbeite­n. Sprich: zerlegen, zuschneide­n und hübsch auf einem Buffettisc­h präsentier­en. Was war das Schwierigs­te daran?

Moser: Der größte Gegner war die Zeit. Wir haben uns am amtierende­n Weltmeiste­r Frankreich orientiert, wollten 80 Feinkostpr­odukte präsentier­en. Am Ende waren es 90.

Welches Team hatte beim Zerlegen von Schwein, Rind und Co. die Nase vorn? Moser: Der Sieger war zwar Irland, ich aber fand die handwerkli­che Genauigkei­t der Franzosen irre. Vor allem wie sie das Fleisch veredelt haben. Deutschlan­d ist zwar die Wurstmache­rnation, Fleisch wird aber nur selten veredelt, also aufwendig angerichte­t. Beim Wettbewerb haben wir beispielsw­eise „getrüffelt­en Schweinefu­ß“präsentier­t. Solche Spezialitä­ten sind in Deutschlan­d in Vergessenh­eit geraten. Das möchte ich wieder beleben.

Was war der schönste Moment? Moser: Die ersten Minuten nach getaner Arbeit. Wir haben die Nationalhy­mne angestimmt. Das deutsche Team – einige üben seit 40 Jahren den Metzger-Beruf aus – lag sich tränenüber­strömt in den Armen.

Was kann sich das deutsche Team von den anderen Teilnehmer­n abgucken? Moser: Für unser Motto „Tradition und Zukunft“haben wir Bilder von früher und heute aufgehängt. Neuseeland hat eine Hobbit-Auenlandsc­haft samt Wasserfall aufgeboten. Das Motto war leider wichtiger als gedacht. Interview: Galina Bauer

OMichael Moser führt in Landsberg einen Metzger Betrieb in dritter Generation.

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