Deshalb baut Güdel in Nördlingen Personal ab
Geschäftsführer Joachim Rohwedder spricht über das Restrukturierungsprogramm „Phoenix“
Herr Rohwedder, Sie sind seit vergangenem Mai Geschäftsführer der Güdel Germany GmbH. In der vergangenen Woche haben sich bei den Rieser Nachrichten Mitarbeiter der Güdel-Niederlassung Nördlingen gemeldet. Sie haben berichtet, dass mehrere Beschäftigte des Standorts in diesen Tagen entlassen werden.
Rohwedder: In den letzten drei Jahren hat die Profitabilität der deutschen Gesellschaft vor allem am Standort Nördlingen zunehmend abgenommen. Aus diesem Grund wurde bereits vor einem Jahr unter der Leitung vom Verwaltungsrat ein Restrukturierungsprogramm beschlossen und seit September mit professioneller Unterstützung eingeführt. Von Anfang an wurde das Programm der Belegschaft transparent kommuniziert. Alle Mitarbeiter wurden aktiv bei den Verbesserungen eingebunden und laufend fand ein Informations-Austausch statt. Die Mitarbeitenden hatten jederzeit auch Ansprechpartner, um sich bei Unklarheiten zu informieren. Im Vordergrund der Restrukturierung stehen die Verbesserung von internen Abläufen und das Einsparen von Kosten. Letztlich zeichnete sich jedoch ab, dass diese Maßnahmen allein nicht ausreichen. Einschnitte waren leider auch bei der Belegschaft unvermeidlich. Jedoch war dieser Schritt – nach Ausschöpfung aller möglichen Maßnahmen – das letzte Mittel und beschränkt sich auf rund ein Zehntel der gesamten Belegschaft. Der Stellenabbau wird in so geringem Umfang und so sozial verträglich wie möglich stattfinden. Betroffen davon sind bis zu 30 Mitarbeiter, mit denen bereits Gespräche geführt worden sind.
Wie viele Menschen verlieren in Nördlingen ihren Job?
Rohwedder: Es werden circa 18 Mitarbeiter sein. Wir werden mit allen Betroffenen sozial verträgliche Vereinbarungen treffen. Uns ist dabei weiterhin an einem fairen Umgang gelegen, um für alle Beteiligten eine akzeptable Lösung zu finden.
Trifft es eine Abteilung besonders? Rohwedder: Nein. Wir beschäftigten in Deutschland insgesamt rund 250 Mitarbeiter, in Nördlingen sind es etwa 110. Die Betroffenen kommen aus verschiedenen Abteilungen.
Warum muss Güdel so handeln? Noch vor fünf Jahren schien alles in bester Ordnung, die Auftragsbücher waren voll.
Rohwedder: Ja, das stimmt. Wir waren jahrelang auf Wachstum programmiert, aber mit Rahmenbedingungen, die zu negativen Konsequenzen führten. Wir haben Aufträge erhalten, dies aber zu sehr harten Bedingungen, welche nicht mehr gewinnbringend waren. Deshalb haben wir in den Jahren 2015 bis 2017 Verluste gemacht. Und deshalb gibt es jetzt auch das Restrukturierungsprogramm „Phoenix“.
Impliziert dieser symbolische Name auch einen Neubeginn?
Rohwedder: Ja, wir wollen wieder zu einem profitablen Wachstum zurückkehren. Wir sind zuversichtlich, dies mit dem eingeschlagenen Kurs und dem umfangreichen Maßnahmenpaket zu erreichen. Dem Personal möchten wir auch in Zukunft gute Arbeitsplätze bieten und diese soweit wie möglich sichern.
Was beinhaltet dieses Programm außer dem Abbau von Personal? Rohwedder: Wir werden unsere Prozesse neu definieren, Schnittstellen klarer regeln und die Kommunikation verbessern. Unsere Mitarbeiter werden wir noch besser qualifizieren. Denn wir haben erkannt, dass sich die Anforderungen unserer Kunden verändert haben, deshalb müssen auch wir uns laufend anpassen und weiterhin flexibel auf die Herausforderungen eingehen.
Interview: Martina Bachmann
Der Schwerpunkt des Unternehmens liegt in kundenspezifischen Automatisie rungslösungen, am Standort Nördlin gen speziell für die Automobilzulieferer und Maschinenbauindustrie und in Osterburken im Bereich General Industrie und Railway. Der Standort Ainring stellt das Kompetenzzentrum der Steuerungs technik dar.