Wird’s doch ein Satteldach?
Der Vorsitzende des Landesdenkmalrates, Thomas Goppel, diskutiert in Nördlingen über den Anbau an das Hallgebäude. An welcher Variante jetzt gearbeitet wird
Der Vorsitzende des Landesdenkmalrates, Thomas Goppel, diskutiert in Nördlingen über den Anbau an das Hallgebäude. Jetzt wird an einer Variante gearbeitet.
Nördlingen Der ehemalige bayerische Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel hat am vergangenen Mittwoch Nördlingen besucht. Und zwar nicht einfach nur, um sich die schöne, historische Altstadt anzuschauen. Nein, Goppel kam als Vorsitzender des Landesdenkmalrates zu einem Gespräch, zu dem die Öffentlichkeit nicht eingeladen war. Es ging um den Anbau an die Grundschule Mitte, den umstrittenen Quader. Wie berichtet, hatte Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl den Landesdenkmalrat eingeschaltet, weil er die Meinung vertritt, dass der Quader die historische Dachlandschaft Nördlingens zerstöre. Und auch Goppel ist von dem geplanten Anbau an das Hallgebäude wenig begeistert.
Mit am Tisch saßen am Mittwoch neben Goppel und Fassl weitere Vertreter der Denkmalpflege sowie unter anderem Oberbürgermeister Hermann Faul, CSU-Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange, Vertreter der Stadtratsfraktionen, der Leiter der Grundschule Mitte, Klaus Mayer, Stadtbaumeister Hans-Georg Sigel und Stadtheimatpfleger Dr. Wilfried Sponsel. Wie die Rieser Nachrichten im Nachgang erfuhren, wurde den Teilnehmern unter anderem eine 3-D-Animation gezeigt, wie das Hallgebäude aussehen würde, wenn man den geplanten Quader realisiert. Genau diese Darstellung habe dazu geführt, dass bei manchem am Tisch „die Kinnlade heruntergefallen“sei – so beschreiben es Teilnehmer der Sitzung – und zwar ob der Massivität des Baus. Auch Goppel sagt im Interview mit unserer Zeitung: „Ich finde persönlich, dass der Würfel nicht in den inneren Zirkel der Stadt passt.“Dem Vorsitzenden des Landesdenkmalrates sagt eher eine andere Variante zu: ein rechteckiger Bau mit Satteldach, der an seiner Stirnseite über einen Steg mit dem Hallgebäude verbunden wird. So wäre das Erbe der historischen Dachlandschaft gewahrt.
Eine Idee, die die Stadt Nördlin- gen bereits vor rund einem Jahr erarbeitet habe, sagt Oberbürgermeister Hermann Faul im Gespräch mit den Rieser Nachrichten. Doch damals habe man diesen Plan nicht nur aufgrund der Kosten verworfen. Ein rechteckiger Bau rage viel mehr in den Schulhof hinein, die Baumgruppe, die dort jetzt stehe, müsse gefällt werden. Zudem könne man das Rechteck nur über einen Steg an die Grundschule Mitte anschließen. Das habe folgende Konsequenzen, erklärt der Oberbürgermeister: Das Hallgebäude soll behindertengerecht erschlossen werden. Bei einem Quader wäre das kein Problem, denn der wäre über zwei Stege mit dem Hallgebäude verbunden – somit bräuchte man nur einen Aufzug, und zwar im Anbau. Beim Rechteck dagegen bräuchte man zum einen einen Aufzug im Anbau – so kämen Kinder mit einer Behinderung in den ersten Stock. Um ihnen den Weg in den zweiten Stock zu ermöglichen, bräuchte man zum anderen im Hallgebäude einen Treppenlift, so Faul.
Dennoch soll jetzt genau diese Variante mit Satteldach noch einmal überarbeitet werden. Ein Architekt aus den Reihen des Landesdenkmalrates werde der Stadt dabei beratend zur Seite stehen, sagt Goppel. Er berichtet von einem Gespräch in Nördlingen, das „Spaß gemacht“habe, Faul habe sehr konstruktiv an einer Lösung gearbeitet. Der Oberbürgermeister wiederum will jetzt abwarten, was die Experten entwickeln und wie Landesdenkmalrat und Staatsregierung diese Entwürfe beurteilen. Danach soll sich der Stadtrat noch einmal mit dem Anbau befassen – und vielleicht auch mit anderen Lösungen, die Platz für die Grundschule Mitte bieten. Faul sagt, man habe am Mittwoch auch andere Alternativen angesprochen, etwa die Anmietung von Räumen in der Nachbarschaft.