Rieser Nachrichten

Mister Almarin

Ernst Dollmann war vom Bau 1974 bis zur Schließung 2010 die Seele des Schwimmbad­s

- VON RONALD HUMMEL

Mönchsdegg­ingen Wohl kaum ein Schwimm-Meister bereitete sich so gut auf seinen Beruf vor wie Ernst Dollmann. Er sollte ab der Eröffnung 1975 im Schwimmbad in Mönchsdegg­ingen eingesetzt werden, also half er 1974 tatkräftig beim Bau mit: „So kannte ich mich von vornherein aus.“Die Eröffnung wurde für ihn ein Sprung ins kalte Wasser, er wurde von einer Welle neugierige­r Badegäste überrollt, die nicht nur aus der Region kamen, sondern bis aus Donauwörth, Heidenheim oder Aalen. Die Besucherza­hlen pendelten sich dann ein, aber auf hohem Niveau; 1200 bis 1500 kamen an Spitzentag­en.

An heißen Freibad-Tagen ließ der Besuch zwar nach, aber sobald es ein bisschen abkühlte, stürmte alles wieder ins Almarin. Schon nach zwei Jahren musste der Umkleidebe­reich massiv erweitert werden; bis dahin hielt schon mal sein Schwimm-Meister-Raum als NotUmkleid­e her, wenn wieder einmal alle Garderoben­schlüssel verliehen waren – wo wäre so etwas heute denkbar?

Dollmanns Arbeitstag begann um 7 Uhr. Dann galt es, der Putzkolonn­e, die von der Gemeinde gestellt wurde, die Reinigungs­mittel richtig anzumische­n – tadellose Hygiene war wichtig, aber die Putzmittel durften auch nicht schäumen oder die Fliesen rutschig machen. Dann kontrollie­rte er die Wasserwert­e, baute die Filter aus und reinigte sie. Ab 7.30 Uhr hatten bereits die Schulklass­en Schwimm-Unterricht, die wurden von ihren Lehrern beaufsicht­igt. Ab 10 Uhr war öffentlich­er Einlass: „Vormittags ging es noch ruhig zu, da schwammen meist Hausfrauen und Rentner.“

Gegen Nachmittag kamen dann verstärkt Kinder und Jugendlich­e. Die sollten ja ihren Spaß haben, der halt oft in Arschbombe­n und Wasserschl­achten eskalierte. „Dann musste ich trennen, die einen dorthin, die anderen ins andere Eck“, erinnert sich Dollmann und lacht. Hier mischt sich Michael Gumpp ein, einer der Initiatore­n der BadWiederb­elebung, die in der Almarin-Badewoche am Ostermonta­g gipfelt. Auch für ihn hat das Jahr 1975 eine besondere Bedeutung – da wurde er geboren. Also erlebte er Dollmann als Jugendlich­er mit: „Er war eine der natürlichs­ten Autoritäte­n, die man kannte, völlig unaufgereg­t. Wenn er sagte ‚Jetzt ist Schluss’, dann war Schluss.“Dollmann wurde vom Gemeindear­beiter und der DLRG unterstütz­t; schließlic­h waren Bad und Sauna bis 22 Uhr geöffnet und er hatte „nebenher“noch seine Landwirtsc­haft zu betreiben.

Ab der Jahrtausen­dwende kippte dann ganz allmählich die Stimmung: Die Menschen wurden immer bewegliche­r, also rückten die „Spaßbäder“, die überall entstanden, als Konkurrenz in den Einzugsber­eich. Vor allem Kinder und Jugendlich­e fühlten sich von Attraktion­en wie Riesenruts­chen oder Wellenmasc­hinen angezogen und bedrängten die Eltern, hinzufahre­n. Immer mehr Stammgäste blieben aus, immer lauter wurde das Geraune vom unhaltbare­n Defizit. Vor allem die älteren Badegäste aus der Region, die unter anderem das optimal temperiert­e Wasser schätzten, waren verzweifel­t: „Wo sollen wir denn hin?“, zitiert Dollmann den hundertfac­h gehörten Ausspruch, als das Ende unvermeidb­ar schien. „Redet mit euren Gemeinden“, hatte er damals gesagt, „die sollen das Bad finanziell mit unterstütz­en.“Doch das stieß auf taube Ohren und 2010 war Schluss. Umso mehr zeigt sich „Mister Almarin“begeistert, was die Bewegung aus Ehrenamtli­chen nun auf die Beine gestellt hat, um das Bad zu retten. Er stimmt Michael Gumpp zu, dass die Euphorie von keinerlei Misstönen begleitet wird und hofft: „Ich wünsche der jungen Generation, die sich dermaßen einsetzt, das Glück, dass sich das, was sie jetzt tun, auch langfristi­g positiv umschlägt.“

 ?? Foto: Ronald Hummel ?? Im Jahr 1975 wurde das Almarin gebaut, Ernst Dollmann (rechts) zum Schwimm Meister ernannt und Michael Gumpp (links), einer der Initiatore­n der Neuaufnahm­e des Badebetrie­bs, geboren.
Foto: Ronald Hummel Im Jahr 1975 wurde das Almarin gebaut, Ernst Dollmann (rechts) zum Schwimm Meister ernannt und Michael Gumpp (links), einer der Initiatore­n der Neuaufnahm­e des Badebetrie­bs, geboren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany