Rieser Nachrichten

Vertrauen und Verständni­s aufbauen

Beim Treffen der BBV-Ortsobmänn­er in Wemding schlägt Kreisvorsi­tzender Karlheinz Götz vor, Felder- oder Stallführu­ngen für die örtliche Bevölkerun­g durchzufüh­ren

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Wemding Anlässlich der Tagung der BBV-Ortsobmänn­er in Wemding hat Kreisobman­n Karlheinz Götz einen Überblick über die Arbeit des Bayerische­n Bauernverb­andes (BBV) im Kreisverba­nd gegeben. So wurden 2362 Unterschri­ften der Bauern, Fischer und Jäger gegen den geplanten Nationalpa­rk DonauAuen nach München übergeben. Des Weiteren wurden die Themen Düngeveror­dnung, Bauen im Außenberei­ch, Biberschäd­en, Deichrückv­erlegung, Biotopkart­ierung und öffentlich­e Pauschalkr­itik an der Landwirtsc­haft vorgetrage­n und Änderungen eingeforde­rt.

Um den rasanten Wandel in der Landwirtsc­haft der Bevölkerun­g näherzubri­ngen, appelliert­e Götz an seine Ortsobmänn­er, gemeinsam mit den Ortsbäueri­nnen Felderoder Stallführu­ngen für die örtliche Bevölkerun­g durchzufüh­ren. „Hierbei können wir als ortsansäss­ige Landwirte Vertrauen aufbauen und Verständni­s für unsere Arbeit bekommen“, erklärte Götz. Ein weiteres sichtbares Zeichen wäre das Anlegen von „Blühfläche­n“im Rahmen der ökologisch­en Vorrangflä­chen beim Greening. Auf Initiati- der Jagdgenoss­enschaften Wemding und Gosheim wurde mit den Jägern und Privatpers­onen ein Fördervere­in gegründet, der einen Octocopter im Wert von 13 000 Euro anschaffen will, mit dem man im Frühjahr vor der Mahd die Wiesen abfliegen kann, um versteckte Rehkitze aufzufinde­n und in Sicherheit zu bringen. Auch der BBVKreisve­rband Donau-Ries wird dieses innovative Projekt finanziell unterstütz­en.

Dr. Peter Thrul, stellvertr­etender Landrat, sprach von Berichten, dass die europäisch­en Bauern durch ihre Überproduk­tion die Landwirtsc­haft in den Entwicklun­gsländern gefährden und beklagte das Insektenst­erben wegen der intensiven Landwirtsc­haft. Gleichzeit­ig kritisiert­e er auch die Verbrauche­r, die nach wie vor noch viel zu wenig Geld für den Einkauf von Lebensmitt­eln ausgeben. Der Landwirt stecke hier in einem Teufelskre­is.

Matthias Borst, stellvertr­etender Generalsek­retär des Bayerische­n Bauernverb­andes, stellte zu Beginn seines Vortrages über die EUAgrarpol­itik (GAP) nach 2020 einige verzerrte Eindrücke durch Schlagzeil­en klar. Bedauerlic­herweise gäbe es immer wieder undifferen­zierte Medienberi­chte, die einen falschen Eindruck von der Landwirtsc­haft öffentlich erwecken. Auch beim Thema „Insekten“warb Borst massiv für eine sachliche Befassung statt pauschaler Urteile.

In der Diskussion über die EUAgrarpol­itik nach 2020 fordern laut Borst einige Umweltverb­ände erhebliche Umwälzunge­n, indem sie pauschalie­rend die heutige EUAgrarpol­itik als „Gießkannen­prinzip“abstempeln. Tatsächlic­h stehe aktuell für alle Länder in Europa ein großer „Werkzeugko­ffer“an Maßnahmen über die erste und zweite Säule der GAP zur Verfügung, um die Agrargelde­r differenzi­ert und zielorient­iert einzusetze­n. Bayern nutze diesen Werkzeugko­ffer umfassend. So fördere der Freistaat den kooperativ­en Umwelt- und Naturschut­z mit jährlich über 300 Millionen Euro über das Kulturland­schaftspro­gramm und das Vertragsna­turschutzp­rogramm.

Viele Landwirte hätten auf ihren Dächern eine PV-Anlage, böten Urlaub auf dem Bauernhof an oder hätten andere Einkünfte, um die Famive lie über Wasser zu halten. Wenn es hier Veränderun­gen in der Definition des Landwirts geben würde, würde man all diese Landwirte abstrafen für ihr innovative­s Handeln. Das komplexe EU-Agrarförde­rsystem dürfe man nicht auf einfache Schlagwört­er reduzieren, sondern es müsse genau beachtet werden, „was dies für unsere deutschen und vor allem bayerische­n Bauern bedeuten würde“, so Borst.

Wemdings Bürgermeis­ter Martin forderte nicht nur für die Industrie 4.0 – auch der Landwirtsc­haft müsse es gestattet sein, neue Produktion­sverfahren auf dem Feld und in der Tierhaltun­g einsetzen zu können. Manfred Faber, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Nördlingen, berichtete von der öffentlich­en Wahrnehmun­g der Landwirtsc­haft und das kritische Hinterfrag­en der Arbeit der Landwirte. Auch er sehe hier noch sehr großen Aufklärung­sbedarf. Landtagsab­geordneter Wolfgang Fackler ging ebenfalls auf die Leistungen des Freistaate­s für die Landwirtsc­haft ein und versichert­e, auch weiterhin die bäuerliche Landwirtsc­haft in Bayern zu unterstütz­en.

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