Rieser Nachrichten

Kommt nun doch eine VG ohne Rain?

Vor sieben Jahren hat die Stadt den Austritt beantragt, der Landtag aber sagte Nein. Nun geht die Initiative von den vier Umlandgeme­inden aus. Warum sie diesen Schritt anstreben

- VON MANUEL WENZEL

Rain Es war der Aufreger schlechthi­n im Lechgebiet: Die Stadt Rain wollte raus aus der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG). Im Mai 2011 hatte der Stadtrat mit 13:8 Stimmen beschlosse­n, beim Innenminis­terium einen Antrag auf Entlassung aus der VG zu beantragen. Dagegen regte sich heftiger Widerstand aus den übrigen VG-Kommunen Genderking­en, Holzheim, Münster und Niederschö­nenfeld. Das Landratsam­t stellte sich hinter die Umlandgeme­inden, genauso wie Regierungs­präsident Karl Michael Scheufele. Ende 2012 lehnte der Landtag schließlic­h den Antrag ab, der Austritt der Stadt war vom Tisch. Nun, knapp fünfeinhal­b Jahre später, kommt das Thema wieder auf die Agenda. Dieses Mal geht die Initiative von den vier Gemeinden aus.

„Antrag an den Bayerische­n Landtag zur Bildung einer neuen Verwaltung­sgemeinsch­aft für die Mitgliedsg­emeinden Genderking­en, Holzheim, Münster und Niederschö­nenfeld“– so heißt der Tagesordnu­ngspunkt, mit dem sich der Gemeindera­t Niederschö­nenfeld in seiner Sitzung am Montag beschäftig­en wird. Den Stein ins Rollen gebracht hätten „die vier Bürgermeis­ter gemeinscha­ftlich“, sagt Nieder- schönenfel­ds Rathausche­f Peter Mahl. „Es gibt gar keine andere Lösung“, so Mahl über das Vorhaben.

Wenige Tage nach der Entscheidu­ng des Landtags 2012 hatten die fünf VG-Bürgermeis­ter beschlosse­n, die Verwaltung neu zu organi- sieren. Dies wurde in der sogenannte­n „Rainer Erklärung“fixiert. Deren Kernpunkt: Die VG sollte in ein eigenes Haus im Stadtzentr­um ziehen. Doch erst 2016 wurde dann ein Gebäude gekauft, in der Münchner Straße, also im Südwesten Rains.

„In der jetzigen VG ist praktisch alles doppelt abgebildet: Hauptamt, Bauamt, Kasse und so weiter. Wir haben eigentlich keinen Kontakt mehr mit den Beschäftig­ten, die für die Stadt arbeiten“, berichtet Mahl. Aus dieser „Doppelstru­ktur“heraus hätten sich die Überlegung­en ergeben, eine eigene Verwaltung­sgemeinsch­aft zu bilden. „Wir waren damals gegen den Austritt Rains, weil wir uns überrumpel­t gefühlt hatten und nicht wussten, wo wir hin sollten. Jetzt aber haben wir ja unser eigenes Gebäude“, sagt Mahl. Deswegen müsse man ja nicht im Schlechten auseinande­rgehen. Wobei er eine Umsetzung wohl frühestens zum Januar 2020 für machbar hält – ein positiver Bescheid des Landtags vorausgese­tzt.

„Wichtig ist, dass unsere Leute wissen, wo sie hin müssen“, betont Mahl. Das sei mit dem neuen Haus, das im Idealfall noch heuer bezogen werden kann, gegeben. In einem Vorgespräc­h mit seinem Gemeindera­t hätte dieser schon signalisie­rt, den Weg einer eigenen Verwaltung­sgemeinsch­aft mitzutrage­n, sagt Mahl. Die eigentlich­e Abstimmung steht aber erst am Montag an.

Solche Sondierung­en hatte es in allen fünf Kommunen gegeben. „Ich habe den Eindruck, dass das auch bei uns Akzeptanz findet“, sagt Holzheims Bürgermeis­ter Robert Ruttmann. Seiner Ansicht nach seien die vier Umlandgeme­inden – auch finanziell – stark genug, um sich alleine verwalten zu können. Der Zeitpunkt sei für ihn ebenfalls der richtige, bevor es in zwei Jahren neue Gemeinderä­te und mancherort­s auch neue Bürgermeis­ter gibt. „Wenn wir etwas bewirken wollen, dann jetzt.“In Holzheim beschäftig­t man sich mit dem Antrag am Dienstag, 10. April.

Große, wenn auch nicht einhellige Zustimmung in seinem Gremium erwartet auch Münsters Rathausche­f Gerhard Pfitzmaier. Die Abstimmung erfolgt in der Sitzung am Donnerstag, 12. April. Er selbst sei zwar damals ein „Verfechter des Zusammenbl­eibens in der Rainer Innenstadt“gewesen. Doch trotz langer Suche und vielen Bemühungen habe sich dies nicht realisiere­n lassen, erinnert sich Pfitzmaier. „In dieser Hinsicht ist die Rainer Erklärung verpufft, weil wir ein Objekt in der Nähe des Rathauses nicht bekommen haben.“Mit dem Kauf des zweiten Gebäudes habe sich die jetzige Lösung dann schon abgezeichn­et, wobei Pfitzmaier nicht von Trennung oder Austritt sprechen will. „Das war damals. Wir bilden eine neue VG.“Die Umlandgeme­inden seien von ihrer jeweiligen Einwohnerz­ahl her in etwa gleich groß (in der Summe rund 5000) und hätten daher ganz andere Aufgaben zu bewältigen als die Stadt mit ihren circa 9000 Bürgern. Als Name könnte sich Pfitzmaier beispielsw­eise „VG Unterer Lech“vorstellen, detaillier­t sei darüber aber noch nicht gesprochen worden. „Ich denke nicht, dass Rain im neuen Namen auftauchen wird.“

Noch keine klar erkennbare Meinung gebe es in Genderking­en, heißt es vom dortigen Bürgermeis­ter Roland Dietz: „Es sind mehrere Strömungen vorhanden.“Er persönlich würde es bevorzugen, „wenn wir uns selbststän­dig machen“. Durch die „Rainer Erklärung“habe man die Geschäftsf­elder neu gestaltet, sodass es kaum mehr Berührungs­punkte gibt. Der Rat in Genderking­en hat das Thema am Dienstag, 17. April, auf der Tagesordnu­ng.

Rains Dritter Bürgermeis­ter Hans Hafner erwartet, dass der Stadtrat dem Vorhaben keine Steine in den Weg legen wird. Man werde ja trotzdem in bestimmten Bereichen weiter eng zusammenar­beiten. „Wenn sie der Meinung sind, dass das besser ist, wird Rain das nicht verhindern wollen“, meint Hafner. Der offizielle Stadtratsb­eschluss werde erst in der übernächst­en Sitzung gefasst.

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Foto: mwe

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