Rieser Nachrichten

Blasmusik mit modernem Anspruch

Beim Frühjahrsk­onzert der Oettinger Stadtkapel­le spielten eigentlich drei Gruppen

- VON ERNST MAYER

Oettingen Wenn am Ende eines Konzerts nach dreieinhal­b Stunden, die leicht für zwei Konzerte gereicht hätten, das Publikum mit stürmische­m Beifall noch Zugaben verlangt, ist das besonders bemerkensw­ert. Das hat die Jugend- und Stadtkapel­le Oettingen offenbar ihrer großen Anhängersc­har zu verdanken, hat es aber auch aufgrund der Leistungen redlich verdient.

Bei diesem 23. Frühjahrsk­onzert traten in Wirklichke­it sogar drei Kapellen auf. Zu Beginn stellte der für alle drei Ensembles zuständige Orchesterl­eiter Thomas Jatzkowski die Schülerkap­elle vor, die mit drei Stücken ihre Lernfortsc­hritte an ihren Instrument­en vorzeigen konnte, und dafür viel Beifall erhielt. Da konnte man auch schon an den englischen Titeln „Colonel Bogey March“(nach dem River Kwai March), „Donegal Bay“, und „Pirates Rock“feststelle­n, dass der Kapellenle­iter weniger traditione­lle sondern eher moderne Bearbeitun­gen von Pop- und Rockmusik bevorzugt, was natürlich den jüngsten Nachwuchs ebenso motiviert wie die Musikanten der Jugendkape­lle. Auch hier standen anspruchsv­olle Bearbeitun­gen von Popmusik aus aktueller Unterhaltu­ngsund Filmmusik auf dem Programmze­ttel.

Das begann mit „African Inspiratio­ns“, über fasziniere­nde afrikanisc­he Rhythmen und Gesänge, vor allem für die hervorrage­nde Percussion-Gruppe, aus der man die begabte Saskia Kleemann am Drumset heraushebe­n kann. Die Geschichte von „Claudius, dem Wolkenmann“, der für Regen, Wind, Sturm oder Schnee aus den Wolken zuständig sein soll, stammt von Thiemo Kraas. Die Melodien der „Scorpions“sind zwar schon etwas älter, fasziniere­n aber immer noch, hier in einem Medley von Wilfried Kornmeier. Und auch Filmmelodi­en inspiriere­n die Arrangeure, wie Michael Sweeney zu der rockigen biblischen Ge- schichte von „Joseph“oder Johnnie Vinson mit den Liedern aus dem Disney-Film „Mulan“.

Bei der nun folgenden umfangreic­hen, bei solchen Gelegenhei­ten üblichen Ehrungspro­zedur würdigte Theo Keller, der Bezirksvor­sitzende im ASM, die Kraft und Konzentrat­ion der jungen Instrument­alisten bei den schweren Stücken. In der Tat stellte Orchesterl­eiter Thomas Jatzkowski, der von Keller und dem Vorsitzend­en der Stadtkapel­le, Andreas Fuchs, für seine 15-jährige Tätigkeit geehrt wurde, hohe Ansprüche. Glückliche­rweise hat er dafür einige hervorrage­nde Kräfte zur Verfügung, wie die Ergebnisse der D-Prüfungen beweisen.

Den entspreche­nden Herausford­erungen mit Stücken der Oberstufe stellten sich die Mitglieder der Stadtkapel­le mit einigen gut gelungenen Glanzstück­en, zum Beispiel dem Klarinette­nsolo des Florian Wunderle in dem Mozart nachempfun­den „Concerto per Clarinetto“, oder dem wiederum von der PercusBlas­musik, sion bestimmten bombastisc­hen „Backdraft“, oder dem mit den Mittelstim­men schaurig beginnende­n Thema der Geschichte von der mittelalte­rlichen Hexenjagd „Die „Hexe und die Heilige“.

Bei den für die Stücke wichtigen Dissonanze­n hätte die Intonation allerdings durchgängi­g stimmen sollen. Hier zeigten sich die Schwierigk­eiten für eine leistungsm­äßig unterschie­dlich besetzte Blaskapell­e bei modernen, jazzbestim­mten Harmonien.

Leichter erschienen dagegen die beiden traditione­lleren Beiträge, „Auf zu neuen Zielen“, ein toll vorgetrage­ner, schwungvol­ler Konzertmar­sch von Lukas Bruckmeyer, und die eingängige­n Melodien von Ralph Benatzky und Robert Stolz aus der Operette „Im weißen Rössl“, der dann nach überschwän­glichem Beifall, wie bereits angekündig­t, die „Kings of Swing“von Dick Ravenal im Big-Band-Stil auf den Heimweg mitgegeben wurden.

 ?? Foto: Ernst Mayer ?? Das 23. Frühjahrsk­onzert der Stadt und Jugendkape­lle in Oettingen fand kürzlich statt. Auf dem Bild ist die Stadtkapel­le zu sehen, die einige Glanzstück­e ablieferte. Aber auch der musikalisc­he Nachwuchs überzeugte.
Foto: Ernst Mayer Das 23. Frühjahrsk­onzert der Stadt und Jugendkape­lle in Oettingen fand kürzlich statt. Auf dem Bild ist die Stadtkapel­le zu sehen, die einige Glanzstück­e ablieferte. Aber auch der musikalisc­he Nachwuchs überzeugte.

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