Blasmusik mit modernem Anspruch
Beim Frühjahrskonzert der Oettinger Stadtkapelle spielten eigentlich drei Gruppen
Oettingen Wenn am Ende eines Konzerts nach dreieinhalb Stunden, die leicht für zwei Konzerte gereicht hätten, das Publikum mit stürmischem Beifall noch Zugaben verlangt, ist das besonders bemerkenswert. Das hat die Jugend- und Stadtkapelle Oettingen offenbar ihrer großen Anhängerschar zu verdanken, hat es aber auch aufgrund der Leistungen redlich verdient.
Bei diesem 23. Frühjahrskonzert traten in Wirklichkeit sogar drei Kapellen auf. Zu Beginn stellte der für alle drei Ensembles zuständige Orchesterleiter Thomas Jatzkowski die Schülerkapelle vor, die mit drei Stücken ihre Lernfortschritte an ihren Instrumenten vorzeigen konnte, und dafür viel Beifall erhielt. Da konnte man auch schon an den englischen Titeln „Colonel Bogey March“(nach dem River Kwai March), „Donegal Bay“, und „Pirates Rock“feststellen, dass der Kapellenleiter weniger traditionelle sondern eher moderne Bearbeitungen von Pop- und Rockmusik bevorzugt, was natürlich den jüngsten Nachwuchs ebenso motiviert wie die Musikanten der Jugendkapelle. Auch hier standen anspruchsvolle Bearbeitungen von Popmusik aus aktueller Unterhaltungsund Filmmusik auf dem Programmzettel.
Das begann mit „African Inspirations“, über faszinierende afrikanische Rhythmen und Gesänge, vor allem für die hervorragende Percussion-Gruppe, aus der man die begabte Saskia Kleemann am Drumset herausheben kann. Die Geschichte von „Claudius, dem Wolkenmann“, der für Regen, Wind, Sturm oder Schnee aus den Wolken zuständig sein soll, stammt von Thiemo Kraas. Die Melodien der „Scorpions“sind zwar schon etwas älter, faszinieren aber immer noch, hier in einem Medley von Wilfried Kornmeier. Und auch Filmmelodien inspirieren die Arrangeure, wie Michael Sweeney zu der rockigen biblischen Ge- schichte von „Joseph“oder Johnnie Vinson mit den Liedern aus dem Disney-Film „Mulan“.
Bei der nun folgenden umfangreichen, bei solchen Gelegenheiten üblichen Ehrungsprozedur würdigte Theo Keller, der Bezirksvorsitzende im ASM, die Kraft und Konzentration der jungen Instrumentalisten bei den schweren Stücken. In der Tat stellte Orchesterleiter Thomas Jatzkowski, der von Keller und dem Vorsitzenden der Stadtkapelle, Andreas Fuchs, für seine 15-jährige Tätigkeit geehrt wurde, hohe Ansprüche. Glücklicherweise hat er dafür einige hervorragende Kräfte zur Verfügung, wie die Ergebnisse der D-Prüfungen beweisen.
Den entsprechenden Herausforderungen mit Stücken der Oberstufe stellten sich die Mitglieder der Stadtkapelle mit einigen gut gelungenen Glanzstücken, zum Beispiel dem Klarinettensolo des Florian Wunderle in dem Mozart nachempfunden „Concerto per Clarinetto“, oder dem wiederum von der PercusBlasmusik, sion bestimmten bombastischen „Backdraft“, oder dem mit den Mittelstimmen schaurig beginnenden Thema der Geschichte von der mittelalterlichen Hexenjagd „Die „Hexe und die Heilige“.
Bei den für die Stücke wichtigen Dissonanzen hätte die Intonation allerdings durchgängig stimmen sollen. Hier zeigten sich die Schwierigkeiten für eine leistungsmäßig unterschiedlich besetzte Blaskapelle bei modernen, jazzbestimmten Harmonien.
Leichter erschienen dagegen die beiden traditionelleren Beiträge, „Auf zu neuen Zielen“, ein toll vorgetragener, schwungvoller Konzertmarsch von Lukas Bruckmeyer, und die eingängigen Melodien von Ralph Benatzky und Robert Stolz aus der Operette „Im weißen Rössl“, der dann nach überschwänglichem Beifall, wie bereits angekündigt, die „Kings of Swing“von Dick Ravenal im Big-Band-Stil auf den Heimweg mitgegeben wurden.