Rieser Nachrichten

Wenn Hunde zuschnappe­n

In Hessen und Niedersach­sen ist es zu tödlichen Attacken von Kampfhunde­n gegen Menschen gekommen. Gab es im Landkreis Donau-Ries ähnliche Vorfälle?

- VON BARBARA WÜRMSEHER

In Hessen und Niedersach­sen ist es zu tödlichen Attacken von Kampfhunde­n gegen Menschen gekommen. Gab es im Landkreis DonauRies ähnliche Vorfälle?

Landkreis „Keine Angst, er will nur spielen…“– so lautet ein gängiger Klischeesa­tz, den Halter allzu temperamen­tvoller Hunde mitunter gebrauchen oder der ihnen in den Mund gelegt wird. Dass die Vierbeiner nicht immer vom Spieltrieb motiviert sind, zeigen zwei schrecklic­he Vorfälle in Niedersach­sen und in Hessen, bei denen jüngst drei Menschen von Kampfhunde­n totgebisse­n wurden. Solche Vorfälle bringen Hunde wieder in die Diskussion. Sie sind einerseits treue Freunde und Beschützer, können aber anderersei­ts im schlimmste­n Fall zur echten Gefahr werden.

Im Landkreis Donau-Ries sind derzeit 46 Kampfhunde registrier­t – fünf gibt es beispielsw­eise in Donauwörth. Sie gehören alle der sogenannte­n Kategorie zwei an. Das sind Hunde, so teilt Veterinäro­berrätin Dr. Christine Wünsch vom Landratsam­t auf Anfrage mit, „bei denen die Halter über ein Sachverstä­ndigen-Gutachten nachweisen, dass die Tiere keine gesteigert­e Aggressivi­tät aufweisen und somit nicht unter die Erlaubnisp­licht fallen“. 21 Rottweiler werden im Kreis gehalten, drei American Bulldog, fünf Bullterrie­r, sechs Cane Corso, fünf Dogue de Bordeaux, drei Dogo Argentino sowie einzelne Hunde weiterer Rassen der Kategorie zwei.

Kampfhunde der Kategorie eins, bei denen laut Christine Wünsch „von einer gesteigert­en Aggressivi­tät oder Gefährlich­keit ausgegange­n werden kann“, bedürfen der Halteerlau­bnis der Städte und Gemeinden. Sie wird in der Regel nicht erteilt, außer der Halter kann ein berechtigt­es Interesse nachweisen. Diese Hunde fallen unter das Landesstra­fund Verordnung­sgesetz, da es sich um gefährlich­e Tiere handelt. Gemeint sind Rassen wie etwa Pit Bull, Bandog, American Staffordsh­ire Terrier, Staffordsh­ire Bullterrie­r und Tosa Inu sowie deren Kreuzungen.

Die Statistik des Landratsam­ts aber zeigt, dass weniger die ausgewiese­nen Kampfhunde auffällig werden, als jene Vierbeiner, die ohne weitere Überprüfun­g gehalten werden dürfen. Gabriele Hoidn, Sprecherin des Landratsam­ts, erklärt, dass der Behörde im vergangene­n Jahr sechs Beißunfäll­e im Bereich Donau-Ries gemeldet wurden – an denen kein einziger Kampfhund beteiligt war. Veterinärm­edizinerin Wünsch bestätigt: „Jeder kann gefährlich werden. Ganz entscheide­nd hierbei sind die Ausbildung sowie die Haltung der Tiere.“Im Februar 2017 zog ein Jogger bei Nordheim seine Runden, als er sich plötzlich einem LabradorMi­schling, einer Labrador-Retriever-Kreuzung und einem DackelMix, gegenübers­ah. Die Tiere stoppten zunächst etwa 50 Meter vor ihm, dann aber fielen zwei von ihnen den Jogger an. Er erlitt Bisswunden an beiden Oberschenk­eln und an einem Zeigefinge­r.

Der Vorfall wurde bei der Polizei Donauwörth aktenkundi­g, wie auch ein weiterer, der sich im April 2017 bei Monheim zutrug. Damals traf ein Spaziergän­ger auf einem Feldweg nahe einem Wohngebiet auf einen herrenlose­n Dackel, den er lediglich streicheln wollte. Das Tier muss ihn wohl missversta­nden haben – jedenfalls schnappte es nach der Hand und verletzte den Mann. Im Riesgebiet sind der Polizei aus dem Jahr 2017 vier Hundebisse gemeldet worden. Wie Robert Schmitt, stellvertr­etender Dienststel­lenleiter der Polizeiins­pektion Nördlingen, im Gespräch mit unserer Zeitung sagt, seien keine Kampfhunde beteiligt gewesen. Die Vorfälle ereigneten sich in Marktoffin­gen, Nördlingen, Wallerstei­n und Oettingen. Schwere Verletzung­en habe es nicht gegeben. Schmitt sagt weiter, dass es im Ries keine Probleme mit aggressive­n Hunden geben würde. Meist seien es Herrchen, die gebissen würden, wenn sie in einem Streit unter Hunden versuchten, zu schlichten.

Donauwörth­s PI-Leiter Thomas Scheuerer kann sich für seinen Zuständigk­eitsbereic­h ebenfalls an keinen Vorfall mit Kampfhunde­n erinnern. Er geht aber insgesamt davon aus, „dass die Dunkelziff­er recht hoch ist“. Immer dann beispielsw­eiHund se, wenn Hunde sich aggressiv gegen Menschen verhalten, es aber zu keinen Verletzung­en und/oder zu keiner Anzeige kommt.

Für einen ungetrübte­n Umgang zwischen Mensch und Tier empfiehlt Veterinärm­edizinerin Dr. Christine Wünsch Verantwort­ungsbewuss­tsein. „Die artgerecht­e Haltung und der sachkundig­e Umgang mit den Hunden sind ganz entscheide­nd dafür, ob ein Hund unerwünsch­te Verhaltens­weisen zeigt und im Extremfall sogar Verhaltens­störungen oder eine gesteigert­e Aggressivi­tät entwickelt“, sagt sie gegenüber unserer Zeitung.

Von daher sollte jeder Hundekauf genau überlegt werden. Christine Wünsch: „Der künftige Tierhalter muss sich vorher bereits seine Sachkunde erwerben und nicht erst dann, wenn er sich ein Tier zugelegt hat oder wenn Probleme auftreten.“

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Foto: AP Photo/Joerg Sarbach Für Kampfhunde gelten je nach Bundesland und Kommune unterschie­dliche Verordnung­en.

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