Wenn Hunde zuschnappen
In Hessen und Niedersachsen ist es zu tödlichen Attacken von Kampfhunden gegen Menschen gekommen. Gab es im Landkreis Donau-Ries ähnliche Vorfälle?
In Hessen und Niedersachsen ist es zu tödlichen Attacken von Kampfhunden gegen Menschen gekommen. Gab es im Landkreis DonauRies ähnliche Vorfälle?
Landkreis „Keine Angst, er will nur spielen…“– so lautet ein gängiger Klischeesatz, den Halter allzu temperamentvoller Hunde mitunter gebrauchen oder der ihnen in den Mund gelegt wird. Dass die Vierbeiner nicht immer vom Spieltrieb motiviert sind, zeigen zwei schreckliche Vorfälle in Niedersachsen und in Hessen, bei denen jüngst drei Menschen von Kampfhunden totgebissen wurden. Solche Vorfälle bringen Hunde wieder in die Diskussion. Sie sind einerseits treue Freunde und Beschützer, können aber andererseits im schlimmsten Fall zur echten Gefahr werden.
Im Landkreis Donau-Ries sind derzeit 46 Kampfhunde registriert – fünf gibt es beispielsweise in Donauwörth. Sie gehören alle der sogenannten Kategorie zwei an. Das sind Hunde, so teilt Veterinäroberrätin Dr. Christine Wünsch vom Landratsamt auf Anfrage mit, „bei denen die Halter über ein Sachverständigen-Gutachten nachweisen, dass die Tiere keine gesteigerte Aggressivität aufweisen und somit nicht unter die Erlaubnisplicht fallen“. 21 Rottweiler werden im Kreis gehalten, drei American Bulldog, fünf Bullterrier, sechs Cane Corso, fünf Dogue de Bordeaux, drei Dogo Argentino sowie einzelne Hunde weiterer Rassen der Kategorie zwei.
Kampfhunde der Kategorie eins, bei denen laut Christine Wünsch „von einer gesteigerten Aggressivität oder Gefährlichkeit ausgegangen werden kann“, bedürfen der Halteerlaubnis der Städte und Gemeinden. Sie wird in der Regel nicht erteilt, außer der Halter kann ein berechtigtes Interesse nachweisen. Diese Hunde fallen unter das Landesstrafund Verordnungsgesetz, da es sich um gefährliche Tiere handelt. Gemeint sind Rassen wie etwa Pit Bull, Bandog, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier und Tosa Inu sowie deren Kreuzungen.
Die Statistik des Landratsamts aber zeigt, dass weniger die ausgewiesenen Kampfhunde auffällig werden, als jene Vierbeiner, die ohne weitere Überprüfung gehalten werden dürfen. Gabriele Hoidn, Sprecherin des Landratsamts, erklärt, dass der Behörde im vergangenen Jahr sechs Beißunfälle im Bereich Donau-Ries gemeldet wurden – an denen kein einziger Kampfhund beteiligt war. Veterinärmedizinerin Wünsch bestätigt: „Jeder kann gefährlich werden. Ganz entscheidend hierbei sind die Ausbildung sowie die Haltung der Tiere.“Im Februar 2017 zog ein Jogger bei Nordheim seine Runden, als er sich plötzlich einem LabradorMischling, einer Labrador-Retriever-Kreuzung und einem DackelMix, gegenübersah. Die Tiere stoppten zunächst etwa 50 Meter vor ihm, dann aber fielen zwei von ihnen den Jogger an. Er erlitt Bisswunden an beiden Oberschenkeln und an einem Zeigefinger.
Der Vorfall wurde bei der Polizei Donauwörth aktenkundig, wie auch ein weiterer, der sich im April 2017 bei Monheim zutrug. Damals traf ein Spaziergänger auf einem Feldweg nahe einem Wohngebiet auf einen herrenlosen Dackel, den er lediglich streicheln wollte. Das Tier muss ihn wohl missverstanden haben – jedenfalls schnappte es nach der Hand und verletzte den Mann. Im Riesgebiet sind der Polizei aus dem Jahr 2017 vier Hundebisse gemeldet worden. Wie Robert Schmitt, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Nördlingen, im Gespräch mit unserer Zeitung sagt, seien keine Kampfhunde beteiligt gewesen. Die Vorfälle ereigneten sich in Marktoffingen, Nördlingen, Wallerstein und Oettingen. Schwere Verletzungen habe es nicht gegeben. Schmitt sagt weiter, dass es im Ries keine Probleme mit aggressiven Hunden geben würde. Meist seien es Herrchen, die gebissen würden, wenn sie in einem Streit unter Hunden versuchten, zu schlichten.
Donauwörths PI-Leiter Thomas Scheuerer kann sich für seinen Zuständigkeitsbereich ebenfalls an keinen Vorfall mit Kampfhunden erinnern. Er geht aber insgesamt davon aus, „dass die Dunkelziffer recht hoch ist“. Immer dann beispielsweiHund se, wenn Hunde sich aggressiv gegen Menschen verhalten, es aber zu keinen Verletzungen und/oder zu keiner Anzeige kommt.
Für einen ungetrübten Umgang zwischen Mensch und Tier empfiehlt Veterinärmedizinerin Dr. Christine Wünsch Verantwortungsbewusstsein. „Die artgerechte Haltung und der sachkundige Umgang mit den Hunden sind ganz entscheidend dafür, ob ein Hund unerwünschte Verhaltensweisen zeigt und im Extremfall sogar Verhaltensstörungen oder eine gesteigerte Aggressivität entwickelt“, sagt sie gegenüber unserer Zeitung.
Von daher sollte jeder Hundekauf genau überlegt werden. Christine Wünsch: „Der künftige Tierhalter muss sich vorher bereits seine Sachkunde erwerben und nicht erst dann, wenn er sich ein Tier zugelegt hat oder wenn Probleme auftreten.“