Beschwerde an den Frühling
Sehr geehrter Herr Frühling! Sie wurden ja von den meisten Wintergeschädigten sehnlichst herbeigewünscht, und jetzt sind Sie auch da. Eigentlich sollten wir dankbar und voll guter Laune in der Sonne sitzen, aber so weit ist es mit der guten Laune gar nicht her. Das Problem mit den Allergikern ist Ihnen ja nicht neu, trotzdem ist der Anblick blühender Ahorne, Weiden und Birken für ein juckendes Auge eine Herausforderung. Hätte das Ganze nicht etwas langsamer vonstatten gehen können, warum denn alles auf einmal und in dieser Masse?
Und warum bricht bei vielen unserer Mitmenschen dieser ungeheuere Sauberkeitswahn aus, der sich in die Außenbereiche erstreckt? Warum gibt es Hochdruckreiniger, die jedes Vogelgezwitscher übertönen, nur weil die Ritzen auf der Terrasse vom Moos befreit werden müssen? Und warum, sehr geehrter Herr, erlauben Sie das Trimmen von Rasenkantenflächen mit Geräten, deren Dezibelzahl mindestens doppelte Ohrstöpsel erfordern? Ja, und warum machen Sie mit Ihren lauen Frühlingslüftchen aus jedem Biker einen röhrenden Ritter der Landstraße, dass dem Nicht-Biker Hören und Sehen vergeht? Sie werden argumentieren, dass das Leben draußen so viele Energien freisetzt, die verschiedene Formen annehmen, aber könnten Sie nicht einmal über meine kleine Beschwerde nachdenken??