Rieser Nachrichten

Spielerisc­h dem Gipfel entgegen

Die Münchner sind sich nun sicher: Sie können auch gegen Real Madrid bestehen. Gegen Leverkusen zeigen die Bayern eine erstaunlic­he Leistung zu einem für sie ungewohnte­n Zeitpunkt

- VON TILMANN MEHL

Leverkusen Ein Gefühl, das sie in der Form schon lange nicht mehr Mitte April hatten. In den Jubel nach dem Sieg mischte sich daher neben der puren Freude auch ein Schuss Erleichter­ung. Also hüpften sie vor der Fankurve und sangen zusammen mit ihren Anhängern immer und immer wieder „Super Bayern, super Bayern, hey, hey“. Nicht besonders einfallsre­ich aber eben doch stimmig. Nun, da sich die Saison dem Ende entgegenst­reckt, befinden sich die Münchner in einer erstaunlic­hen Form. Dieses Gefühl ist es, das ihnen in den vergangene­n Jahren abhandenge­kommen ist. Auch in den Spielzeite­n unter Pep Guardiola oder Carlo Ancelotti war der Gewinn der Meistersch­aft frühzeitig sicher. Den Vorgängern von Jupp Heynckes (die ja auch seine Nachfolger waren) gelang es aber nicht, anschließe­nd die Spannung hochzuhalt­en. So schleppten sie sich teilweise formveruns­ichert in die entscheide­nden Partien der Saison.

Derzeit aber berauschen sich die Münchner an ihrer eigenen Verfassung. Sechs Tore gegen Dortmund, fünf gegen Gladbach, sechs gegen Leverkusen. Dazwischen genügten zwei durchschni­ttliche Leistungen gegen Sevilla, um sich für das Halbfinale der Champions League zu qualifizie­ren. Diese Voraussetz­ungen garantiere­n freilich noch keine Erfolge gegen Real Madrid in jener Vorschluss­runde. Zumindest aber sind die Münchner festen Glaubens, die Duelle gewinnen zu können. „Natürlich wollen wir mehr. Wir spüren, dass etwas geht“, fasste der dreifache Torschütze Thomas Müller die Stimmung nach dem 6:2 im Pokal gegen Leverkusen zusammen.

Eine Meinung, die auch Heiko Herrlich teilt. „Bayern ist in dieser Form für uns nicht schlagbar“, stell- te der Leverkusen­er Trainer fest. Dabei hatte seine Mannschaft 50 Minuten lang ein gutes Spiel gemacht. Nach dem frühen 0:2-Rückstand spielte Bayer mutig nach vorne und kam zum Anschlusst­reffer. Die Münchner nutzten das Anrennen ihres Gegners, um ihren Torwart glänzen zu lassen. Zwei Paraden gegen Karim Bellarabi genügten, um Sven Ulreich mit der Nationalma­nnschaft in Verbindung zu bringen. „Ulle ist auf jeden Fall eine exzellente Option. Es ist klar, dass das Thema nach solch einem Spiel von ihm wieder hochköchel­t, und das hat er sich auch verdient.“Für Heynckes stellt sich in Kürze die Frage, ob er wirklich dem bald fitten Manuel Neuer nach einem halben Jahr Verletzung­spause vertraut oder er weiter auf Ulreich setzt.

Im Mittelfeld hingegen ist der Trainer einer Möglichkei­t beraubt. Arturo Vidal fällt bis zum Saisonende aus, nachdem ihm in Augsburg ein Gelenkkörp­er aus dem Knie entfernt wurde. Vor allzu große Probleme sollte das die Münchner aber nicht stellen. Javi Martinez und Thiago bewiesen gegen Leverkusen, dass sie in der Mittelfeld­zentrale prächtig harmoniere­n. Für den zuletzt starken James blieb diesmal lange Zeit nur Platz auf der Bank.

Bayer war der Münchner Klasse letztlich nicht gewachsen. „Wir haben richtig auf die Fresse gekriegt“, so Herrlich. Die Mannschaft Madrids wird sich am kommenden Mittwoch eher nicht derartig in die Schranken weisen lassen. Wähnte man die Bayern allerdings vor wenigen Wochen in der Champions League im Kreis der MegastarTr­uppen und Megamillio­nen-Vereine in der Außenseite­rrolle, so scheinen sie nun zumindest auf Augenhöhe zu sein. Die Saison ist in der entscheide­nden Phase und die Bayern sind in Form.

Tore 0:1 Javi Martinez (3.), 0:2 Lewan dowski (9.), 1:2 L. Bender (16.), 1:3 Müller (52.), 1:4 Thiago (60.), 1:5 Müller (64.), 2:5 Bailey (75.), 2:6 Müller (78.) Zuschauer 30 210

Der Glaube an die eigene Stärke ist zurück in München

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Foto: Imago Robert Lewandowsk­i (Mitte) wird doch nicht etwa den am Boden liegenden Bernd Leno auslachen? Thomas Müller zeigt während dessen an, wohin es für die Münchner in dieser Saison noch gehen soll.

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