Rieser Nachrichten

Zum großen Triumph fehlt nur noch ein kleiner Schritt

Der TSV Nördlingen braucht nur noch ein Punkt zur Meistersch­aft und der soll am kommenden Samstag gegen Aindling her. Der RN-Faktenchec­k zum erfolgreic­hsten Jahr der Vereinsges­chichte

- VON ROBERT MILDE

Nördlingen Nach einer bislang überragend­en Saison fehlt den Landesliga-Fußballern des TSV 1861 Nördlingen nur noch ein einziger Punkt aus ihren letzten sieben Spielen, um Meistersch­aft und Aufstieg unter Dach und Fach zu bringen. Bereits im Heimspiel am kommenden Samstag gegen den TSV Aindling (15.30 Uhr, Gerd-Müller-Stadion) könnte vorzeitig gefeiert werden – nur der FC Bayern München war in der Bundesliga noch ein bisschen schneller. Der Faktenchec­k vor dem größten Triumph in der Geschichte der Nördlinger Fußballer.

Warum ist der TSV angesichts von 15 Punkten Vorsprung nicht schon jetzt Meister?

Der Tabellenzw­eite FC Memmingen II kann theoretisc­h noch auf die gleichen 62 Punkte kommen, wie sie die Nördlinger jetzt haben. Bei Punktgleic­hheit zählt dann der direkte Vergleich, und da hat die Regionalli­ga-Reserve nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel (bislang einzige TSV-Niederlage am 23. Juli 2017) und dem 1:1 in Nördlingen die Nase vorn. Aber das ist halt nur dann relevant, wenn der TSV Nördlingen alles verliert und der FC Memmingen II alle Partien gewinnt.

Aber die Memminger können unter Umständen gar nicht aufsteigen ...

Das stimmt. Wenn der FCM I, derzeit Vorletzter, aus der Regionalli­ga Bayern absteigt, darf Memmingen II nicht in der Bayernliga spielen. Die Statuten des Bayerische­n Fußball-Verbandes erlauben nämlich keine zwei Mannschaft­en eines Vereins in einer Spielklass­e.

Hat eine Fußballman­nschaft aus der Region bereits in der Bayernliga gespielt?

Keine aus dem Ries, aber eine aus dem Landkreis. Der TSV Rain/ Lech spielte mehrere Jahre sogar in der Regionalli­ga Bayern und hat derzeit als Tabellenzw­eiter der Bayernliga Süd durchaus noch Chancen auf den Wiederaufs­tieg in Bayerns höchste Amateurlig­a.

Amateurlig­a darf man aber wohl nicht wörtlich nehmen.

Richtig. Regionalli­ga-Vereine benötigen zumindest halbprofes­sionelle Strukturen, um den Verbandsan­forderunge­n zu genügen. Das war auch im Fall des TSV Rain in der Vergangenh­eit nicht ganz einfach.

Zurück zum TSV Nördlingen. Als der Verein 1964 – mit dem damals 18-jährigen Gerd Müller – zum ersten Mal in die Landesliga aufstieg, war die Verbandsst­ruktur eine andere.

Eine ganze andere. Die Bundesliga war gerade gegründet, den Unterbau bildeten fünf Regionalli­gen. Dann kam die Bayernliga bzw. 1. Amateurlig­a, darunter die Landesliga. Damals spielte der TSV also in der vierthöchs­ten Liga, jetzt würde der Aufstieg in die Bayernliga den Sprung in die fünfthöchs­te Spielklass­e (nach 1., 2., 3. Liga und Regionalli­ga Bayern) bedeuten.

Was den Erfolg aber in keiner Weise schmälert ...

Nein, natürlich nicht. Der TSV Nördlingen hat bislang eine überragend­e Saison gespielt und ist seit 23 Begegnunge­n ungeschlag­en. 62:20 Tore bedeuten den besten Angriff und die mit Abstand beste Abwehr der Liga ...

Das erinnert an ein altes amerikanis­ches Sportlersp­richwort. Frei übersetzt: Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Meistersch­aften.

Das ist in der Tat die große Nördlinger Stärke dieser Saison. Auch die Abteilung Angriff ist sich nicht zu

Die Defensive ist das diesjährig­e Prunkstück

schade, in der Defensive die „Drecksarbe­it“zu leisten, und die Abwehr ist stabil wie nie. Das ist umso überrasche­nder, als die Verantwort­ung auf ganz jungen Schultern, wie denen von Nico Schmidt (19), Torwart Daniel Martin, Felix Käser (beide 20) oder Florian Lamprecht (22) lastet. Sie alle sind dieses Jahr zu unverzicht­baren Stammspiel­ern herangewac­hsen. Und sie sind noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklun­g.

Welche Rolle spielt Trainer Andreas Schröter in diesem Konstrukt?

Eine ganz wichtige. Viele der jetzigen Stammspiel­er sind in der Jugend durch seine „Schule“gegangen, er hat das Nachwuchsl­eistungsze­ntrum mit aufgebaut und ist als BFV-Übungsleit­er nah dran an den aktuellen Entwicklun­gen. Außerdem engagiert er sich nicht nur als Trainer für den Verein, sondern auch als stellvertr­etender Abteilungs­leiter in vielfältig­en Funktionen. Er liebt und lebt den Fußball und identifizi­ert sich mit seinem Heimatvere­in. Ein absoluter Glücksfall!

Ist der TSV in dieser jetzigen Zusammense­tzung schon bayernliga-tauglich?

Die Experten glauben, dass nur punktuelle Veränderun­gen notwendig sind, damit die Mannschaft konkurrenz­fähig ist – wenn sie denn zusammen bleibt, was man natürlich nach einem solchen Erfolgsjah­r hofft. Ganz nebenbei haben sich die meisten Aufsteiger der vergangene­n Jahre in der Bayernliga durchaus Respekt verschafft. Mannschaft­en wie der TSV Landsberg, der FC Sonthofen, der TSV Schwabmünc­hen, der TSV Kottern oder die zuletzt in diese Liga aufgestieg­enen Teams TuS Holzkirche­n und TSV Schwaben Augsburg (aktueller Tabellenfü­nfter) sind positive Beispiele, dass der Weg nach oben kein Sprung ins kalte Wasser sein muss.

 ?? Foto: Robert Milde ?? Daniel Holzmann (links) und seine Teamkolleg­en wollen am Samstag eine bislang überaus erfolgreic­he Saison vorzeitig krönen: Zur Landesliga Meistersch­aft und damit dem Bayernliga Aufstieg fehlt nur noch ein Punkt.
Foto: Robert Milde Daniel Holzmann (links) und seine Teamkolleg­en wollen am Samstag eine bislang überaus erfolgreic­he Saison vorzeitig krönen: Zur Landesliga Meistersch­aft und damit dem Bayernliga Aufstieg fehlt nur noch ein Punkt.

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