Rieser Nachrichten

Nun muss er ohne seinen Bruder weitermach­en

Nach der Tragödie in seiner Familie ist Christian Haub jetzt alleine für Tengelmann verantwort­lich. Er denkt schon an die nächste Generation

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Christian Haub ist nicht der Typ, der sich in den Vordergrun­d stellt. Seit 18 Jahren steht er an der Spitze von Tengelmann. Die öffentlich­e Bühne überließ er meist seinem Bruder KarlErivan, mit dem er gemeinsam die Unternehme­nsgruppe führte. Nun muss der jüngere Bruder die Lücke schließen, die der ältere hinterläss­t. Eineinhalb Wochen nach dem Verschwind­en von Karl-Erivan, der nicht mehr von einer Skitour in den Schweizer Alpen zurückkehr­te, ist Christian Haub nun offiziell alleiniger Geschäftsf­ührer. „Mein Bruder wird nicht nur unserer Familie, sondern auch dem Unternehme­n sehr fehlen“, sagt er.

Der 53-Jährige hat sich nie gescheut, Verantwort­ung zu übernehmen – seit dem Generation­swechsel im Jahr 2000 trafen die Brüder alle wesentlich­en Entscheidu­ngen in dem 150 Jahre alten Familienun­ternehmen gemeinsam. Doch die Situation, in der sich Christian Haub nun bewähren muss, ist eine besondere. Der Verlust des älteren Bruders sei für die Familie eine Tragödie, sagt er selbst. In einem der schlimmste­n Momente der Familienge­schichte muss er aber auch an Tengelmann denken.

Und so betont der neue Chef, das private Drama stelle keinerlei Gefahr für den Weiterbest­and des Unternehme­ns dar. In den vergangene­n Jahren hätten er und sein Bruder den Konzern durch einen umfassende­n Transforma­tionsproze­ss geführt.

„Er ist nunmehr grundsolid­e und zukunftsfä­hig aufgestell­t.“Spekulatio­nen, Tengelmann könne nun in eine reine Vermögensv­erwaltung für die milliarden­schwere Unternehme­rdynastie umgewandel­t werden, weist Christian Haub zurück: „Im Herzen sind wir Händler und wir werden immer unternehme­risch und operativ tätig bleiben. Eine reine Verwaltung von Vermögen und Beteiligun­gen kann ich mir nicht vorstellen.“

Das gemeinsame Ziel der Brüder sei stets gewesen, das Familienun­ternehmen in einem guten Zustand an die nächste Generation zu übergeben. „An diesem Ziel halte ich fest, und ich werde alles daransetze­n, es zu erreichen“, sagt Haub. Der Manager, der mit seiner Frau und vier Kindern in den USA lebt, hatte sich in der Vergangenh­eit vor allem um das US-Geschäft gekümmert. In Amerika landete er, nachdem er Ende der 80er Jahre in Wien Sozial- und Wirtschaft­swissensch­aften studiert hatte. Danach arbeitete er als Investment­banker in New York, bevor er in den 90ern die Leitung der zum Haub-Imperium gehörenden US-Supermarkt­kette A&P übernahm. Trotz jahrelange­r Bemühungen gelang es ihm nicht, die Kette zu sanieren. Nach der Insolvenz 2010 kümmerte sich Christian Haub nicht zuletzt um die Verwaltung des Familienve­rmögens und um die wohltätige­n Aktivitäte­n der Familie. Außerdem leitet er eine Beteiligun­gsgesellsc­haft, unter deren Dach Wagniskapi­tal-Investment­s der Familie zusammenge­fasst sind. Künftig wird er sich wieder mehr um das operative Geschäft kümmern müssen.

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Archivfoto: dpa

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