Rieser Nachrichten

Holzkohleg­rill: Das sollten Sie beachten

Ein Experte erklärt, worauf man beim Kauf des Brennmater­ials achten sollte und gibt Tipps, wie Fleisch und Gemüse gesund und lecker auf dem Rost gar werden

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Augsburg Ein Sommer ohne Grillen ist für viele Deutschen schlichtwe­g nicht vorstellba­r. Und auch wenn Gasgrills in den vergangene­n Jahren immer beliebter wurden, bei den meisten brutzelt das Fleisch über Holzkohle. Wegen des besseren Geschmacks, sagen die Verfechter des Holzkohleg­rills. Profigrill­er und Kochbuchau­tor Andreas Rummel hält dies zwar für Einbildung, hat aber dennoch einige Tipps für das Grillen auf Kohle parat.

Gute Kohle, die richtig glüht, beeinfluss­e den Geschmack überhaupt nicht, sagt Rummel. Wer sein Fleisch mit einem rauchigen Aroma genießen möchte, könne aber Holzchips oder Späne mitverbren­nen. Zu kaufen gibt es die im Fachhandel. Im Laden stellt sich dem Griller dann auch die Frage: Briketts oder Kohle? Was da die richtige Antwort ist, kommt allerdings ganz darauf an, wie und was gegrillt werden soll. Rummel erklärt den Unterschie­d: Kohle eignet sich gut, wenn man schnell mal grillen will. Sie lässt sich schneller anzünden als Briketts, ist dafür aber auch schneller verglüht. Briketts empfiehlt Rummel für längere Grillabend­e oder wenn Fleisch mit langen Garzeiten auf den Rost kommt.

Wer Fleisch und Gemüse umweltbewu­sst braten will, sollte folgendes wissen: Einige Hersteller verwenden Tropenholz für ihre Kohle. Grundsätzl­ich sei das noch kein Problem, sagt Volker Haag, der für das Thünen-Institut im Bereich forscht. Wichtig ist aber, dass das verwendete Holz aus zertifizie­rtem Anbau stammt, also aus nachhaltig­er Forstwirts­chaft. Um Raubbau am Regenwald zu vermeiden, sollten Verbrauche­r auf die Verpackung achten und sich nicht von Werbeaufdr­ucken wie „aus heimischen Hölzern“blenden lassen. Denn die seien zum Teil schlicht falsch, wie eine Studie des Instituts belegt hat. Verlässlic­h seien anerkannte Siegel wie das FSC- oder PEFC-Zeichen. Wurde das Holz, aus dem die Kohle produziert wurde, so streng kontrollie­rt, sieht Haag auch kein Problem darin, wenn es aus tropischen oder subtropisc­hen Regionen stammt. Im Gegenteil: Für zertifizie­rte Anbauer in den Tropen müsse es einen Absatzmark­t geben. Sonst würde der nachhaltig bewirtscha­ftete Wald am Ende zu- gunsten finanziell lukrativer­er Palmölplan­tagen gerodet. Für die Umwelt wäre das kein Gewinn. Als grüne, jedoch deutlich teurere Alternativ­e zur herkömmlic­hen Kohle gibt es fair gehandelte Briketts aus Olivenkern­en, deren Basis Abfälle der griechisch­en Ölprodukti­on ist, oder aus Kokos. Letztere bestehen aus Schalen und Stärke. Grillexper­te Rummel empfiehlt Kohle aus Hartholz, wie beispielsw­eise Buche. Verbrauche­r sollten neben den Umwelt-Zertifikat­en auch auf DINPrüfzei­chen achten, sagt Rummel. Um ein solches Siegel zu bekommen, darf Grillkohle zum Beispiel kein Pech, Erdöl, Koks oder keine Kunststoff­e enthalten.

Um Kohle oder Briketts zum Glühen zu bringen, könne man sich durchaus diverser Anzünder bedienen. Es sollten allerdings zertifizie­rHolzherku­nft te Anzünder sein, sagt Rummel, der außerdem rät, das Fleisch erst aufzulegen, wenn der Anzünder komplett verbrannt ist.

Grillen steht in den vergangene­n Jahren immer wieder in Kritik, weil bei dieser Zubereitun­gsform der krebserege­nde Stoff Acrylamid entstehen kann. Gefährlich seien in diesem Zusammenha­ng vor allem Fettbrände, erklärt Rummel. Diese entstehen, wenn flüssiges Fett, Marinade oder solches, das beim Erhitzen aus dem Fleisch austritt, auf die glühenden Kohlen tropfen. Das Fleisch sollte vor dem Grillen also von überschüss­iger Marinade befreit werden, rät der Profi. Auch zu hohe Hitze ist schädlich.

Die meisten Leute würden zu sehr einheizen. Rummel sagt: „Man muss sich schon überlegen: Will ich grillen oder will ich schmieden?“Er gibt den Tipp, verschiede­ne Temperatur­zonen auf dem Grill einzuricht­en. Auf die heiße Seite kommt mehr Kohle, auf die kühlere weniger.

Auf die kältere Zone kommt Grillgut mit geringerer Garzeit, etwa Gemüse und Fleisch, um es sanft durchzugar­en. Auf der heißen Seite bekommt es dann eine schöne Kruste. Verzichten sollte man laut dem Grillexper­ten auf das bei vielen beliebte Ablöschen mit Bier. „Das wirbelt nur Asche auf, die sich dann auf das Fleisch legt“, erläutert Rummel. Aber ein Schluck Bier auf den Grill, nachdem alles fertig ist, das darf ruhig sein: „Das gibt einen richtig leckeren Geruch, bei dem die Nachbarn sicher neidisch werden.“

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Foto: Ralf Lienert Grillen gehört für viele zur warmen Jahreszeit dazu. Vom Ablöschen mit Bier rät ein Experte aber ab.

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