So viele Aufträge wie nie
Schwäbisches Handwerk fährt Rekord ein
Augsburg Wenn es nach Handwerkskammerpräsident Hans-Peter Rauch geht, dann könnten sich viele Politiker ein Vorbild an Handwerkern nehmen. Denn die bieten seiner Meinung nach – anders als die Vertreter der Parteien – Sicherheit und Vertrauen. Nach der Bundestagswahl im vergangenen Herbst sei verantwortungslos mit dem Vertrauen der Bevölkerung umgegangen worden, beklagte Rauch vor den etwa 150 Gästen des Frühlingsempfangs der Handwerkskammer für Schwaben. „Es ist mit meiner politischen Überzeugung nicht zu vereinbaren, vor den übertragenen Aufgaben davonzulaufen“, betonte er. „Oder was würden Sie sagen, wenn ein Handwerks-Unternehmer sich plötzlich aus der Verantwortung stiehlt und die ihm übertragenen Aufgaben nicht erledigt?“
Vermutlich würde sich der ein oder andere Politiker auch wünschen, ähnlich begehrt zu sein wie ein Handwerker. Aufträge für fast zehn Wochen stünden aktuell in den Auftragsbüchern der schwäbischen Handwerker, berichtete HWK-Geschäftsführer Ulrich Wagner. Und damit so viele wie seit der Wiedervereinigung nicht. Entsprechend zufrieden sind die meisten schwäbischen Handwerker aktuell. 92 Prozent beurteilen ihre Geschäftssituation als gut oder sehr gut, sagte Wagner. Auch das ein Rekordwert.
Und doch ist das Handwerk nicht rundum zufrieden. Rauch forderte die Politik auf, „mit gezielten regionalpolitischen Maßnahmen“die Zukunftsfähigkeit der Region zu sichern. Dazu gehören aus seiner Sicht flächendeckende GlasfaserAnschlüsse, mehr Gewerbeflächen, moderne Bildungseinrichtungen und eine Stärkung der Ortszentren.
Auch der Fachkräftemangel treibt die Handwerks-Unternehmen um. In den vergangenen Jahren habe man sich zu sehr auf die Förderung von Akademikern konzentriert, betonte HWK-Geschäftsführer Wagner. Um so positiver hob Hans-Peter Rauch die Position der neuen Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hervor, die die Gleichwertigkeit von beruflichen und akademischen Bildungswegen fördern will. „Dass die Universität kostenfrei ist, und der Meister seine Ausbildung selbst zahlt gehört hoffentlich bald der Vergangenheit an“, betonte Rauch.