Rieser Nachrichten

Ohne Quote geht es nicht

Das Zwangsinst­rument ist wenig beliebt. Und doch führt kein Weg daran vorbei

- VON SARAH SCHIERACK schsa@augsburger allgemeine.de

In einer idealen Arbeitswel­t wäre eine Frauenquot­e unnötig. Posten, Geld und Ansehen würden nach Leistung verteilt, völlig unabhängig vom Geschlecht. Leider ist die Welt aber nicht ideal. Viele Führungskr­äfte bevorzugen bei Personalen­tscheidung­en – oft auch unbewusst – Menschen, die ihnen ähnlich sind und vergleichb­ar sozialisie­rt wurden. Kurz: Männer fördern häufig andere Männer.

Das ist nicht verwerflic­h. Und doch führt es dazu, dass sich vor allem in Führungset­agen die immer gleichen Strukturen verfestige­n – obwohl heute fast die Hälfte aller Arbeitnehm­er Frauen sind. Ohne eine flächendec­kende und verpflich- tende Quote, nicht nur in Großkonzer­nen, sondern auch in der Breite der Unternehme­n, wird sich daran auf lange Zeit nichts ändern.

Klar wäre es schöner, wenn es dieses Zwangsinst­rument nicht bräuchte. Denn Quote, das klingt erst einmal, als seien Frauen nicht gut genug, um es auch so ganz nach oben zu schaffen. Obwohl mittlerwei­le jeder wissen sollte, dass es natürlich nicht so ist.

Dass es ohne von oben verordnete Quote aber nicht geht, zeigt das seit 2015 geltende Teilhabege­setz. 4000 große Unternehme­n haben sich damals zu mehr Frauenförd­erung verpflicht­et. Geändert hat sich (fast) nichts. Der Anteil der weiblichen Vorstandsm­itglieder liegt heute bei peinlichen sechs Prozent. Lediglich in den Aufsichtsr­ä- ten der größten deutschen Konzerne, wo eine verpflicht­ende Quote gilt, hat das Gesetz Wirkung gezeigt.

Dass es so nicht weitergehe­n kann, hat auch die neue Frauenmini­sterin Franziska Giffey erkannt. Hoffentlic­h weiß sie aber auch, dass zu einer wirkungsvo­llen Frauenförd­erung noch viel mehr gehört als nur eine Quote. Denn viele Frauen würden gern mehr Verantwort­ung übernehmen, können aber

Faire Bezahlung und eine bessere Vereinbaru­ng von Familie und Beruf

nicht: weil sie kleine Kinder haben oder einen Vater, der gepflegt werden muss.

Wer mehr Frauen in Führungspo­sitionen bringen will, muss ihnen also auch etwas bieten: Die bessere Vereinbark­eit von Beruf und Familie und nicht zuletzt eine faire Bezahlung.

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Foto: A. Riedl, dpa Frauenmini­sterin Franziska Giffey will Unternehme­n, die kaum Frauen fördern, mehr Druck machen.

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