Ohne Quote geht es nicht
Das Zwangsinstrument ist wenig beliebt. Und doch führt kein Weg daran vorbei
In einer idealen Arbeitswelt wäre eine Frauenquote unnötig. Posten, Geld und Ansehen würden nach Leistung verteilt, völlig unabhängig vom Geschlecht. Leider ist die Welt aber nicht ideal. Viele Führungskräfte bevorzugen bei Personalentscheidungen – oft auch unbewusst – Menschen, die ihnen ähnlich sind und vergleichbar sozialisiert wurden. Kurz: Männer fördern häufig andere Männer.
Das ist nicht verwerflich. Und doch führt es dazu, dass sich vor allem in Führungsetagen die immer gleichen Strukturen verfestigen – obwohl heute fast die Hälfte aller Arbeitnehmer Frauen sind. Ohne eine flächendeckende und verpflich- tende Quote, nicht nur in Großkonzernen, sondern auch in der Breite der Unternehmen, wird sich daran auf lange Zeit nichts ändern.
Klar wäre es schöner, wenn es dieses Zwangsinstrument nicht bräuchte. Denn Quote, das klingt erst einmal, als seien Frauen nicht gut genug, um es auch so ganz nach oben zu schaffen. Obwohl mittlerweile jeder wissen sollte, dass es natürlich nicht so ist.
Dass es ohne von oben verordnete Quote aber nicht geht, zeigt das seit 2015 geltende Teilhabegesetz. 4000 große Unternehmen haben sich damals zu mehr Frauenförderung verpflichtet. Geändert hat sich (fast) nichts. Der Anteil der weiblichen Vorstandsmitglieder liegt heute bei peinlichen sechs Prozent. Lediglich in den Aufsichtsrä- ten der größten deutschen Konzerne, wo eine verpflichtende Quote gilt, hat das Gesetz Wirkung gezeigt.
Dass es so nicht weitergehen kann, hat auch die neue Frauenministerin Franziska Giffey erkannt. Hoffentlich weiß sie aber auch, dass zu einer wirkungsvollen Frauenförderung noch viel mehr gehört als nur eine Quote. Denn viele Frauen würden gern mehr Verantwortung übernehmen, können aber
Faire Bezahlung und eine bessere Vereinbarung von Familie und Beruf
nicht: weil sie kleine Kinder haben oder einen Vater, der gepflegt werden muss.
Wer mehr Frauen in Führungspositionen bringen will, muss ihnen also auch etwas bieten: Die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und nicht zuletzt eine faire Bezahlung.