Licht und Schatten der Globalisierung
Die deutsche Wirtschaft wächst weiter mit hohem Tempo. Eine Studie zeigt aber: Viele Bürger sehen auch die Probleme des Freihandels
Berlin Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland hält an. Die führenden Forschungsinstitute haben ihre Wachstumsprognose für dieses und nächstes Jahr leicht angehoben. Die Forscher erwarten nun für 2018 sehr gute 2,2 Prozent Wirtschaftswachstum und für das kommende Jahr 2,0 Prozent. Im Herbst hatten sie noch mit einem Plus von 2,0 und 1,8 Prozent gerechnet. Das geht aus dem Frühjahrsgutachten hervor, das am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Der deutsche Export profitiere vom Aufschwung der Weltwirtschaft, außerdem bleibe der private Konsum stark.
Allerdings gibt es Risiken. „Die noch verfügbaren gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten werden allmählich knapper“, hieß es. Die Luft werde „dünner“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. In den Unternehmen gibt es bereits eine hohe Kapazitätsauslastung, die zuletzt noch einmal gestiegen sei. Die Firmen sehen einen Mangel an Fachkräften als immer größeres Problem. Ein Risiko sei auch der Handelskonflikt mit den USA.
Spätestens seit dem Amtsantritt von Donald Trump hat sich der Ton in der Weltwirtschaft verändert. In einer Studie der Bertelsmann Stif- tung wurde nun untersucht, wie es den Deutschen mit der Globalisierung geht. Danach fordern mehr als die Hälfte der Menschen einen besseren Schutz der deutschen Wirtschaft vor ausländischen Wettbewerbern. 57 Prozent wünschen sich von der Bundesrepublik mehr Anstrengungen in diesem Bereich. Und 52 Prozent glauben zudem nicht, dass die Bundesregierung genug tut, um Bürger vor negativen Folgen der Globalisierung zu schützen. Generell stehen die Deutschen der Globalisierung aber nicht mehrheitlich ablehnend gegenüber. Der Befragung zufolge sagen nur 31 Prozent, dass sie einen schlechten Einfluss auf die Welt hat, 40 Prozent sehen sie positiv. Ähnliches gilt für den Handel mit anderen Ländern. 70 Prozent bewerten ihn 2018 positiv – mehr als noch 2016. Die Diskussion um Protektionismus hatte in den vergangenen Jahren spätestens mit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump an Schwung gewonnen.
In Deutschland ist der Studie zufolge eine deutliche Mehrheit (61 Prozent) davon überzeugt, dass die Globalisierung eine Chance für Wachstum ist. Zugleich gehen aber nur 23 Prozent davon aus, dass mit ihr die Löhne steigen. 57 Prozent glauben das nicht. Eine deutliche Mehrheit (63 Prozent) hält es nicht für vorteilhaft, wenn deutsche Firmen von ausländischen übernommen werden. Mit ihrem Wunsch nach Schutz der heimischen Wirtschaft vor ausländischer Konkurrenz stehen die Deutschen international allerdings nicht alleine da. In anderen Ländern ist er sogar noch
Deutschland ist ein gern gesehener Handelspartner
ausgeprägter, etwa in Großbritannien und Frankreich.
Deutschland ist laut der Untersuchung immer noch ein gern gesehener Handelspartner. Im Beliebtheitsranking landet die Bundesrepublik hinter Japan auf Platz zwei. Auch in den USA glauben viele, dass Handel mit Deutschland eine gute Sache sei. Auf der amerikanischen Beliebtheitsskala landet Deutschland auf Platz drei hinter Kanada und Großbritannien.
Für die Studie der BertelsmannStiftung wurden in zwölf Industrieund Schwellenländern mehr als 14000 Menschen online befragt. In Deutschland nahmen mehr als 2000 Bürger teil.