Freihandel mit Sicherheitsgurt?
Eine Bertelsmann-Studie bringt eine tiefe Sehnsucht der Deutschen ans Tageslicht: Zwar stehen sie der Globalisierung mehrheitlich positiv gegenüber, sie wünschen sich aber einen besseren Schutz gegenüber den Nebenwirkungen des weltweiten Warenaustausches.
Viele Bürger sind verständlicherweise hin- und hergerissen. Sie freuen sich, dass auch in diesem und im kommenden Jahr die deutsche Wirtschaft stärker als angenommen wachsen soll. Das ist die frohe Botschaft der führenden KonjunkturForschungsinstitute. Dazu gesellt sich indes ein großes Unbehagen. So wünschen sich gerade Deutsche eine „Globalisierung mit Sicherheitsgurt“, wie es Aart De Geus, Chef der Bertelsmann Stiftung, treffend nennt. Doch es ist schwer, Sicherheitsgurte im globalen Handel einzubauen. Gegenüber den Kollateralschäden der Weltwirtschaft gibt es keine Vollkaskoversicherung. Wachstum ohne Schmerzen ist eine Illusion wie Liebe ohne Leiden. Wenn US-Präsident Trump sich protektionistisch dem Freihandel entgegenwirft und Jobs in Ländern wie Mexiko gefährdet, lässt er sich nur schwer stoppen. Erst wenn eine Politik der Abschottung das eigene Land wirtschaftlich schädigt, was langfristig der Fall ist, strafen Wähler einen Schmerzensmann wie Trump ab.
Auch gegenüber China ist Globalisierung keine Wellness-Einbahnstraße. Dem enormen Exporterfolg unserer Auto- und Maschinenbauer steht das verständliche Bedürfnis der Asiaten gegenüber, technologisch aufzuschließen, sei es durch den Kauf von Firmen wie Kuka oder den Einstieg bei Daimler. Globalisierung erzeugt Reibung. Politik muss versuchen, das so weit wie möglich sozial abzufedern. Ganz ohne Schmerzen geht es aber nicht.