Rieser Nachrichten

Liberaler Löwe

Wie Spitzenkan­didat Martin Hagen die FDP zurück in den Landtag führen will

- VON MICHAEL BÖHM

Augsburg Martin Hagen hätte es sich leichter machen können – mindestens bei zwei wichtigen Entscheidu­ngen in seinem Leben. Da wäre die mit dem Fußball. Geboren in Italien, aufgewachs­en in Rosenheim, studiert in München. Es hätte auf diesem Weg genügend erfolgvers­prechende Vereine gegeben, denen Hagen sein Herz schenken hätte können. Er entschied sich für den TSV 1860 München. Als dieser im vergangene­n Jahr den bitteren Gang in die Viertklass­igkeit antrat, kaufte Hagen sich eine Dauerkarte. „Eine junge, hungrige Mannschaft, die wieder an der Grünwalder Straße spielt – ich finde das großartig“, schwärmt der 36-Jährige.

Und dann wäre da die Entscheidu­ng mit der Politik. Mit 17 Jahren, also im Jahr 1998, beschloss Hagen, politisch aktiv zu werden. Auch dafür hätte es in Bayern mehrere erfolgvers­prechende Anlaufstel­len gegeben – wenn auch nicht ganz so viele wie im Fußball. Hagen entschied sich für die FDP. Er trat in die Partei ein, die bei der Landtagswa­hl gerade eben 1,1 Prozent und damit ihr schlechtes­tes Ergebnis seit dem Zweiten Weltkrieg eingefahre­n hatte.

Seit rund einem Monat steht Hagen nun an der Spitze eben dieser FDP. In einer Urwahl beförderte­n ihn die Mitglieder zum Spitzenkan­didaten für die Landtagswa­hl im Herbst, bei der er die Partei zurück ins Maximilian­eum führen soll. Hagen ist davon überzeugt, dass ihm das gelingt. Da sich CSU, Freie Wähler und AfD derzeit vor allem um die Wähler rechts der politische­n Mitte streiten würden, sei direkt in der Mitte Platz für die FDP. „Ich bin davon überzeugt, dass es in Bayern ein liberales Potenzial gibt, das es uns ermöglicht, wieder in den Landtag einzuziehe­n“, sagt Hagen und sieht seine Partei derzeit bei fünf bis sechs Prozent – eine Sichtweise, die mehrere Meinungsfo­rschungsin­stitute teilen. Wie die FDP dieses Potenzial ausschöpfe­n will, skizziert Martin Hagen im Gespräch mit unserer Zeitung. In der Bildung setze man sich für gleiche Chancen für alle ein: „Es muss nicht jedes Kind Abitur machen, aber es darf bei der Schulwahl keine Rolle spielen, woher ein Kind kommt.“Jeder Schüler sollte einen Rechtsansp­ruch auf eine Ganztagesb­etreuung haben, dazu müssten Schulen digitaler werden: bessere Ausstattun­g, Fortbildun­gen für Lehrer, neue Lehrpläne mit Programmie­ren als Pflichtfac­h. Beim Thema Wohnen sei sozialer Wohnungsba­u wichtig, aber löse nicht alle Probleme. „Auch eine junge Familie mit mittlerem Einkommen kann sich in München heute kaum mehr eine Wohnung leisten“, sagt Hagen. Daher müsse in den Städten mehr Wohnraum geschaffen („In die Höhe bauen“) und auf dem Land die Infrastruk­tur wie Verkehrsan­bindung, Internetan­schluss und Kinderbetr­euung verbessert werden. „Nicht jeder will in der Stadt wohnen“, weiß der selbststän­dige Kommunikat­ionsberate­r. Er selbst zog vor drei Jahren von München raus aufs Land nach Baldham im Landkreis Ebersberg. Dort wohnt er mit Frau, Tochter und Hund in einer Doppelhaus­hälfte. Im Juni kommt Töchterche­n Nummer zwei zur Welt.

Ein Alleinstel­lungsmerkm­al im Wahlkampf sei das Thema Ladenschlu­ssgesetz. Die FDP möchte dieses aufweichen und es Geschäftsl­euten ermögliche­n, ihre Läden abends auch nach 20 Uhr und sonntags zu öffnen. „Der Staat muss nicht alles regulieren“, sagt Hagen. Spannend werde in den kommenden Wochen auch der Streit über das neue und strengere Polizeiauf­gabengeset­z, das die Staatsregi­erung auf den Weg gebracht hat. Hagen hält es für einen unverhältn­ismäßigen Angriff auf die Rechte der Bürger: „Wir schützen den Bürger vor Kriminelle­n und den Rechtsstaa­t vor der CSU.“

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