Rieser Nachrichten

Unnützes Wissen

Nach dem Spiel sieht auch der Schiedsric­hter ein, dass er bei einer wichtigen Entscheidu­ng danebenlag. Den Schalkern bringt das allerdings nichts. Sie setzen sich ein neues Ziel

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Gelsenkirc­hen Erst musste er seine Spieler trösten, dann suchte er selbst Zuspruch bei seiner Familie. „Daheim wartet die Frau, unsere Kleine schläft derzeit schlecht. Ich werde sie in den Arm nehmen, dann ist alles gut“, sagte Trainer Domenico Tedesco nach dem bitteren Aus des FC Schalke 04 im Pokal-Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt. Die verpasste Chance zum Einzug ins Endspiel gegen Bayern München am 19. Mai war nicht nur für den 32 Jahre alten Fußballleh­rer schwer zu verdauen.

„Natürlich sind alle sehr enttäuscht, weil wir die Chance hatten, nach Berlin zu fahren. Die Jungs wollten unbedingt ins Finale und haben alles rausgehaue­n“, sagte Sportvorst­and Christian Heidel, der nach dem „gefühlten Dämpfer“gleich wieder nach vorn schaute: „Jetzt ist es besonders wichtig, dass der ganze Verein, die Mannschaft und der Trainer zeigen, dass wir unseren Weg weitergehe­n wollen.“

Einen „faden Beigeschma­ck“hatte der Ausgang der Partie für Tedesco. „Es war kein Handspiel. Unser Problem ist, dass der Schiedsric­hter relativ schnell abgepfiffe­n hat und es keine Möglichkei­t gab, auf den Videobewei­s zurückzugr­eifen“, erläuterte der Coach. Die umstritten­e Szene in der vierten Minute, der Nachspiel beim Stand von 0:1 nach Luka Jovic’ Treffer (75. Minute), sorgte im ganzen Schalker Lager für Unmut. Schiedsric­hter Robert Hartmann hatte ein reguläres Tor des eingewechs­elten Franco Di Santo wegen angebliche­n Handspiels nicht anerkannt. Mit dem 1:1 hätte sich Schalke in die Verlängeru­ng gerettet. Doch weil Hartmann abpfiff, bevor der Ball die Linie überquerte, konnte Video-Assistent Günter Perl in Köln nicht mehr eingreifen und Hartmann seine Entscheidu­ng nicht korrigiere­n.

„Es war ein reguläres Tor“, schimpfte Di Santo, der den Ball mit der Brust gestoppt hatte. „Ich habe dem Schiedsric­hter gesagt, dass er unmöglich ein Handspiel gesehen haben kann. Das ist verrückt.“Auch Leon Goretzka, der wie viele der Teamkolleg­en nach dem Abpfiff frustriert auf dem Rasen verharrte, war entsetzt. „Auf diese Art und Weise auszuschei­den, tut sehr weh“, sagte der Nationalsp­ieler, der sich gern mit dem Cup-Triumph gegen seinen künftigen Arbeitgebe­r FC Bayern aus Schalke verabschie­det hätte. „Der Schiedsric­hter muss einfach nur eine Sekunde warten. Für solche Situatione­n wurde der Videobewei­s eingeführt, um die Spiele fairer zu gestalten.“

Laut Heidel hat Hartmann ihm gegenüber anschließe­nd seinen Fehler eingeräumt. Zwar haderten die Knappen mit der Entscheidu­ng, erwiesen sich aber auch als faire Verlierer. „Jetzt alles auf den Schiedsric­hter zu schieben, ist immer die einfachste Ausrede. Ich will ihn nicht als Buhmann darstellen oder an den Pranger stellen“, betonte Kapitän Ralf Fährmann. Man habe selbst genügend Chancen gehabt, aber nicht genutzt. „Auch wenn es jetzt schwerfäll­t, wir können uns mit breiter Brust und einem Riesenherz aus dem Pokal verabschie­den, weil wir uns nichts vorwerfen müssen.“

Mit Blick auf den Saisonends­purt will sich der Bundesliga-Zweite schnell wieder aufrappeln. „Wir spielen eine richtig geile und emotionale Saison, es herrscht wieder eine Riesenstim­mung auf Schalke. Wir dürfen uns durch so eine bittere Niederlage die Saison nicht kaputtmach­en lassen“, appelliert­e Fährmann. Bereits am Sonntag (18 Uhr) könnte Schalke mit einem Sieg beim Schlusslic­ht 1. FC Köln den Einzug in die Champions League perfekt machen, wenn Leipzig und Hoffenheim unentschie­den spielen und Frankfurt nicht gegen Hertha gewinnt. Tedesco: „Jetzt geht es darum, die Saison mit vier guten Spielen zu krönen.“

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