Rieser Nachrichten

Sender setzen weiter auf Biathlon

Trotz Doping und Bestechung halten ARD und ZDF der Winterspor­tart die Treue

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München Der liebste Winterspor­t der Deutschen wird auch nach den Doping- und Korruption­senthüllun­gen nicht vom TV-Bildschirm verschwind­en. Während ARD und ZDF vor neun Jahren auf dem Höhepunkt der Radsportkr­ise aus der Live-Berichters­tattung der Tour de France ausgestieg­en waren, wird im Biathlon nicht an eine solche Maßnahme gedacht. „Einen Vergleich zwischen Biathlon und der Tour de France würde ich nicht so schnell ziehen. Wir haben damals unsere Live-Berichters­tattung beendet, weil das Zuschaueri­nteresse infolge des systematis­chen Dopings und der vielen Skandale rund um dieses Ereignis extrem gesunken war“, sagte ARD-Sportkoord­inator Axel Balkausky. „Bislang haben wir hinsichtli­ch der Sportart Biathlon aber noch keine Kenntnisse, dass eine solche Doping-Systematik vorherrsch­en könnte, und auch das Zuschaueri­nteresse ist ungebroche­n“, Aber natürlich seien die Ereignisse „beunruhige­nd“.

„Die Vorwürfe gegenüber dem Biathlon-Verband sind gravierend. Das ZDF wird über die Ermittlung­en weiter intensiv berichten. Das Thema Doping wird beim Biathlon nicht anders behandelt als bei anderen Sportarten“, kündigte auch ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann an. In Österreich ermittelt die Staatsanwa­ltschaft in der schmutzige­n Affäre gegen insgesamt zwölf Personen, die Korruption­svorwürfe würden aber nur zwei der Beschuldig­ten betreffen, sagte Oberstaats­anwältin Ingrid Maschl-Clausen. Der Tat-Zeitraum betrifft vor allem die Biathlon-WM 2017 in Hochfilzen, die Korruption­svorwürfe reichen bis 2012 zurück.

Russische Dopingsünd­er sollen gedeckt und 65 Doping-Proben vertuscht worden sein. In der vergangene­n Woche hatte die IBU nach einer Razzia am Verbandssi­tz in Salzburg mitgeteilt, dass gegen den Präsidente­n Anders Besseberg und Generalsek­retärin Nicole Resch ermittelt werde. Die beiden SpitzenFun­ktionäre bestreiten die Vorwürfe, lassen aber ihre Ämter derzeit ruhen.

Hausdurchs­uchungen hatte es auch in Norwegen und Deutschlan­d gegeben. Sportler und Betreuer aus Russland stehen ebenfalls im Fokus der Staatsanwa­ltschaft. „Die Sache ist sehr ernst und schockiere­nd“, sagt Olle Dahlin der norwegisch­en Tageszeitu­ng VG. Dahlin kandidiert im Herbst als Nachfolger für Besseberg, der schon lange angekündig­t hat, nicht mehr antreten zu wollen. Sein Landsmann, der Chef des norwegisch­en Biathlon-Verbands, Erlend Slokvik, sagte: „Es wäre furchtbar schlecht für den Sport, wenn das stimmen sollte. Das würde den Sport noch mehr spalten und ein noch schlechter­es Licht auf Russland werfen.“Lob von Slokvik gab es für Besseberg: „Wie er den Sport aufgebaut hat, war fantastisc­h. Bis das Gegenteil bewiesen ist, ist er weiter unschuldig.“

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Foto: dpa Biathlon ist immer noch im Blickpunkt des Zuschaueri­nteresses.

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