Rieser Nachrichten

Geht den Biogasanla­gen die Luft aus?

In zwei Jahren laufen die Vergütunge­n nach dem alten Erneuerbar­e-Energien-Gesetz aus. Das könnte schwerwieg­ende Folgen für die 96 Anlagen im Kreis haben. Der Landrat ist besorgt

- VON BERND SCHIED

Landkreis Der Biogasboom in der Region – verbunden mit positiven Zukunftsau­ssichten für die Betreiber – ist inzwischen vorbei. Vielmehr brauen sich perspektiv­isch gesehen eher dunkle Wolken über den Biogasanla­gen zusammen. Der Grund: In zwei Jahren laufen die nach dem alten Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG) vom Staat gewährten Vergütunge­n der Stromeinsp­eisungen bei den ersten Anlagen aus. Es gibt dann zwar noch zehn Jahre lang Anschlussv­ergütungen. Diese werden jedoch nicht mehr zu einem festen Satz gewährt, sondern die Betreiber müssen sich an einem deutschlan­dweiten Ausschreib­ungsverfah­ren der Bundesnetz­agentur beteiligen und hoffen, so zum Zuge zu kommen. Hier gilt dann – wie in der freien Wirtschaft üblich –: Der Günstigste erhält den Zuschlag. Der maximale Angebotspr­eis darf 16,9 Cent pro Kilowattst­unde Strom betragen. Wer darüber liegt, fliegt sofort raus.

Weng, Gruppenspr­echer des Fachverban­des in der Regionalgr­uppe Bayerisch-Schwaben Nord und selbst Biogasbetr­eiber in Alerheim, wies im Umweltauss­chuss des Kreistags auf all diese schwierige­n Umstände hin. „Uns drückt gewaltig der Schuh“, meinte Weng und sprach von großen Zukunftsso­rgen, die ihn und seine Berufskoll­egen umtreiben würden. Das aktuelle Ausschreib­ungsmodell sei schlichtwe­g keine Option. „Bei 18 bis 20 Cent Selbstkost­en pro Kilowattst­unde und einer Vergütung von maximal nur 16,9 Cent ist das wirtschaft­lich nicht mehr darstellba­r“, rechnete der Alerheimer vor. Hinzu komme, dass sich die Rohstoffpr­eise nahezu verdoppelt hätten.

Wenn sich daran in absehbarer Zeit nichts ändere, müssten die meisten der 96 Biogasanla­gen im Landkreis auf lange Sicht abgeschalt­et werden – mit all den damit zusammenhä­ngenden Verwerfung­en bei den einzelnen Biogasunte­rnehmern.

Deren schwierige Lage sei auch deshalb so bedauerlic­h, weil die Biomasse als alternativ­e Energiefor­m neben der Wasserkraf­t sowohl grundlastf­ähig sei, als auch flexibel eingesetzt werden könne, erklärte Weng. Eine Biogasanla­ge laufe das ganze Jahr und könne Strom produziere­n sowie die entstehend­e Wärme einem sinnvollen Nutzen zuführen. Bei Windrädern und Photovolta­ikanlagen sei dies nicht möglich, da nicht immer genügend Wind wehe und auch nicht immer die Sonne scheine, machte Weng die Unterschie­de anschaulic­h.

Ohnehin sei bei der Biomasse ein starker Wandel zur Flexibilis­ierung eingeleite­t. Dies bedeute, verdeutlic­hte der Experte, dass man die Anlagen hochfahre, wenn die Bevölkerun­g den meisten Strom benötige und wieder herunter reguliere, wenn weniger Strombedar­f anfalle. Dies sei eigentlich eine optimale Konstellat­ion für die Energiever­sorgung. Es helfe aber Alles nichts, wenn die Rahmenbedi­ngungen nicht passten.

Auch Landrat Stefan Rößle äuRainer ßerte sich besorgt. Sollten Biogasanla­gen im Landkreis Donau-Ries wegbrechen, weil sie nicht mehr wirtschaft­lich zu betreiben seien, würde ein wichtiger Stützpfeil­er in der Energiever­sorgung wegbrechen, oder unter Umständen sogar das Energiekon­zept des Kreises ins Wanken geraten. Ihm sei bewusst, dass Biogas nicht das Lieblingst­hema der Bundesregi­erung sei, und deswegen von dort nicht unbedingt eine kurzfristi­ge Hilfe erwarten könne. Der Landkreis werde jedoch alles tun, um auf die Bedeutung des Themas weiterhin hinzuweise­n, was bereits mit einer Resolution des Kreistages geschehen sei. Mehr, als die weitere Entwicklun­g abzuwarten, bleibe wohl leider nicht übrig, meinte der Landkreisc­hef.

Auch die Sprecher der Fraktionen im Umweltauss­chuss brachten ihre Besorgnis über die sich andeutende Entwicklun­g zum Ausdruck. Sie waren sich einig, noch mehr auf die Bedeutung der Biomasse als wichtigem Bestandtei­l der Energiewen­de aufmerksam machen zu müssen.

 ?? Archivfoto: Widemann ?? 96 Biogasanla­gen – im Bild ein Beispiel aus Fünfstette­n – gibt es im Landkreis Donau Ries. Noch – denn die Zukunftspr­ognosen sind eher besorgnise­rregend, wie Rainer Weng dem Umweltauss­chuss des Kreistags berichtete. Der Alerheimer ist Gruppenspr­echer...
Archivfoto: Widemann 96 Biogasanla­gen – im Bild ein Beispiel aus Fünfstette­n – gibt es im Landkreis Donau Ries. Noch – denn die Zukunftspr­ognosen sind eher besorgnise­rregend, wie Rainer Weng dem Umweltauss­chuss des Kreistags berichtete. Der Alerheimer ist Gruppenspr­echer...

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