Rieser Nachrichten

Schaulaufe­n vom Feinsten

Fußball Landesliga Südwest Mit einer schier unglaublic­hen Dominanz sichert sich der TSV Nördlingen bereits vier Wochen vor Saisonende den Titel. Aindling-Spiel wird zum Meisterstü­ck

- VON ROBERT MILDE

Nördlingen Im Überschwan­g der Gefühle darf man schon mal abenteuerl­iche Thesen aufstellen. „Wenn Anfang März nicht so viele Spiele ausgefalle­n wären, wären wir sogar vor dem FC Bayern Meister geworden“, stellte Raimund Klaß nach dem 5:0-(2:0)-Heimsieg des TSV Nördlingen gegen Aindling eine zumindest diskussion­swürdige Hochrechnu­ng vor. Der frühere aktive Basketball­er und jetzige ehrenamtli­che Helfer der Fußballabt­eilung freute sich nach dem finalen Schritt zum Landesliga-Titel und Bayernliga-Aufstieg mit vielen anderen über den größten FußballTri­umph der Vereinsges­chichte, den auch Landesliga-Spielleite­r Stefan Schneider (Dillingen) denkwürdig fand: „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so früh in der Saison einen Meister gekürt habe“, meinte der Verbandsfu­nktionär bei der Verleihung des BFVWimpels wenige Minuten nach Spielende.

450 erwartungs­volle Zuschauer wollten das Nördlinger Meisterstü­ck sehen und frühzeitig machte sich das Gefühl breit, dass Nördlinger Tore nur eine Frage der Zeit sein sollten. Zwar verteidigt­en die abstiegsge­fährdeten Gäste zunächst im Mittelfeld ähnlich engagiert wie Buser (diesmal im Mittelfeld auf der Position 6), Käser, Schmidt und Co., aber die spielerisc­hen Mittel, diesen engen Riegel zu knacken, hatte nur das Heimteam. Eine aus vollem Tempo von rechts geschlagen­e Flanke von Daniel Holzmann fand in der Mitte keinen Abnehmer und nach einer Kombinatio­n Manuel Meyer/Alexander Schröter muss- te Aindlings Keeper Sven Wernberger erstmals eingreifen. Auf der Gegenseite war Daniel Martin in der ersten halben Stunde beschäftig­ungslos, hatte allerdings Glück, dass Gästeangre­ifer Thomas Kubina nach einer Flanke von rechts das Leder knapp verfehlte.

Dann schon die TSV-Führung: Nico Oefele spielte einen Eckball kurz auf Philipp Buser und der legte quer auf den heranrausc­henden Holzmann. Dessen Schuss konnte Wernberger zwar noch nach vorne abwehren, aber da stand Abwehrreck­e Nico Schmidt goldrichti­g (24.). Ausgerechn­et jener 19-jährige TSVYoungst­er, der eine Viertelstu­nde zuvor einen übermotivi­ert geführten Zweikampf mit einer gelben Karte und einem dicken Knöchel bezahlt hätte. Spätestens jetzt war der Schmerz vergessen.

Gut zehn Minuten später packte der TSV mit einem „bayernliga-reifen Spielzug“(Stadionspr­echer Helmut Stiller) das 2:0 drauf. Buser schickte Holzmann wie üblich rechts auf die Reise, der Mittelfeld­mann schlug eine präzise Flanke in die Mitte und Alexander Schröter köpfte unhaltbar ein (35.). Eine Ecke von Manuel Meyer, die an den langen Pfosten klatschte, hätte noch vor der Pause sogar das 3:0 bedeuten können (42.).

Die zweite Halbzeit geriet zum Schaulaufe­n vom Feinsten, zumal die Gäste jetzt kaum noch Gegen- wehr leisteten. Schröter mit seinen Saisontore­n neun (wieder ein Kopfball nach Flanke von Holzmann) und zehn vollendete den „Dreierpack“und dazwischen krönte Daniel Holzmann mit einem satten Schuss zum 4:0 seine gute Leistung.

Holzmann, außerhalb des Spielfelds eher einer der ruhigen im Lande, verriet am Rande der Meisterfei­erlichkeit­en, dass man nach der Winterpaus­e doch einigen Respekt vor den anstehende­n Aufgaben gehabt habe: „Der geplante Auftakt auf Kunstrasen in Kaufbeuren, dann die schwere Aufgabe gegen Illertisse­n – der schöne Vorsprung hätte auch schnell dahin sein können.“Wahr geworden ist dann doch eher die These von Raimund Klaß: Seit dem 24. März gab es sieben Siege in Serie mit einem formidable­n Torverhält­nis von 23:4. Und am Samstag die vorzeitige Meistersch­aft.

TSV Nördlingen Daniel Martin, Felix Käser, Daniel Holzmann, Andreas Kaiser, Philipp Buser, Nico Oefele, Manuel Meyer, Stefan Raab (57. Jakob Mayer), Patrick Michel (60. Leon Dammer), Alexander Schröter, Nico Schmidt (68. Fabian Mieh lich)

Tore 1:0 Nico Schmidt (24.), 2:0 Ale xander Schröter (35.), 3:0 Alexander Schröter (57.), 4:0 Daniel Holzmann (62.), 5:0 Alexander Schröter (90.)

Schiedsric­hter Benjamin Wagner (TSV Kirchehren­bach, Gruppe Fränkische Schweiz) – Zuschauer 450

Weitere Stimmen

● Landesliga-Spielleite­r Stefan Schneider: Die Bayernliga ist sicherlich keine leichte Liga, aber ich mache mir um den TSV Nördlingen überhaupt keine Sorgen, dass er in der nächsten Saison drin bleibt. Es ist ein toller Verein mit einer super Vereinsfüh­rung und guten Übungsleit­ern, die seit vielen Jahren ausgezeich­nete Arbeit leisten. Der Erfolg ist nicht selbstvers­tändlich, wenn man sieht, was andere Vereine für Anstrengun­gen unternehme­n.

● TSV-Kapitän Stefan Raab: Aufgrund unserer Überlegenh­eit in der Landesliga sind wir in den letzten Wochen oft mit Bayern München verglichen worden. In der Bundesliga ist das vielleicht langweilig, bei uns ist es mit viel Arbeit verbunden, eine ganze Runde lang so eine konstante, stabile Leistung abzuliefer­n. Die Mannschaft ist zu Beginn der Saison unter Andy Schröter sehr schnell zusammen gewachsen, die jungen Spieler haben sich super integriert und konstant über die ganze Saison überragend­e Leistungen abgerufen. Knackpunkt­e waren der ausgezeich­nete Mannschaft­sgeist und die stets sehr gute Spielvorbe­reitung durch unseren Trainer, die wir dann auf dem Feld aber auch perfekt umgesetzt haben.

● TSV-Youngster Nico Schmidt: Landesliga-Meister zu sein, ist ein überragend­es Gefühl. Ich hab sieben von acht Jahren in der Jugend immer gegen den Abstieg gespielt. Als junger Spieler wäre ich Anfang der Saison zufrieden gewesen, wenn ich in der Bezirkslig­a dran gekommen wäre und jetzt bin ich Landesliga­Meister und darf nächstes Jahr in der Bayernliga um den Klassenerh­alt kämpfen. Das ist gigantisch!

„Es ist mit viel Arbeit verbun den, eine ganze Runde lang so eine konstante, stabile Leistung abzuliefer­n.“

TSV Kapitän Stefan Raab

„Landesliga Meister zu sein, ist für mich als jüngster Spieler der Mannschaft ein überragend­es Gefühl.“

TSV Abwehrmann Nico Schmidt (19)

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Fotos: Szilvia Izsó (4), Dieter Mack Meisterfot­o natürlich in bester Laune. Nördlinger Spieler und das Betreuerte­am feiern den vorzeitige­n Titelgewin­n und Trainer Andy Schröter bekommt von Philipp Buser die obligatori­sche Bierdusche verpasst. Es war bereits die zweite geballte Ladung des...
 ??  ?? Eines von drei Toren von Alexander Schröter: Per Kopf verwandelt­e er die Maßflanke von Daniel Holzmann zum 2:0.
Eines von drei Toren von Alexander Schröter: Per Kopf verwandelt­e er die Maßflanke von Daniel Holzmann zum 2:0.
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Landesliga Spielleite­r Stefan Schneider (rechts) überreicht­e TSV Trainer Andy Schröter den Meisterwim­pel.
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Wichtige Bausteine des Erfolgs: Kapitän Stefan Raab (links) und Philipp Buser.

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