„Solidarität – Vielfalt – Gerechtigkeit“
Christiane Berger sprach im Nördlinger Ochsenzwinger über das diesjährige Motto des Deutschen Gewerkschaftsbundes
Nördlingen Über „Solidarität, Vielfalt und Gerechtigkeit“, aber auch Digitalisierung, Politik oder Wohnen und Pendeln sprach Christiane Berger bei der Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Nördlinger Ochsenzwinger. Das unbedingte Zusammenhalten aufgrund gleicher Anschauungen sowie das Eintreten füreinander in der Arbeiterbewegung sei in einer Zeit in der man lieber seines eigenen Glückes Schmied sein möchte, schwer zu vermitteln, so Berger. Doch wenn sich alles dem Wettbewerb unterordnen soll, sei das größte Pfund der Arbeiter immer noch der Zusammenhalt gegen die, denen Gerechtigkeit egal sei.
Aber wer möchte im Zeitalter von Digitalisierung noch was von Solidarität hören, fragte Berger, von 2010 bis 14 Bayerns stellvertretende DGB-Vorsitzende. Aber hinter dem massiven Einzug der Technisierung steckten neben der Aufrüstung mit Robotern vor allem auch massive Veränderungen bei Verwaltungen und Dienstleistungsunternehmen. So beträfen die Schließungen von immer mehr Filialen, neben den Arbeitsplätzen auch die gesamte Gesellschaft, denn immer mehr Arbeit werde dadurch auf die Kunden abgewälzt.
So verändern die Nutzungen der weitreichenden technischen Möglichkeiten immer mehr unseren Alltag. Vor allem die junge Generation fände es zwar noch hip, tagaus, tagein mit dem Internet verbunden zu sein, doch dadurch vermischten sich auch immer mehr Arbeit und Freizeit. „Wir fordern von der Politik, mit uns die Rahmenbedingungen an diese Veränderungen anzupassen“, sagte Berger, denn in Bayern sei Regionalund Strukturpolitik mittler- weile dem betriebswirtschaftlichen Wettbewerb zum Opfer gefallen. So hätten zwar München und Nürnberg Glasfaseranschlussanteile von 75 Prozent, in ganz Bayern seien es aber durchschnittlich gerade mal mickrige drei Prozent. „Wen wundert es da, dass Menschen und Betriebe in die Ballungszentren abwandern“, so Berger, während manche Landkreise ausgedünnt oder nur zu Schlafstellen werden. Miete und Wohnungen in Großstädten könnten sich immer weniger Arbeitnehmer leisten, doch viele der täglich 350000 Pendler in die Landeshauptstadt nähmen schon mal 150 Kilometer oder zwei bis drei Stunden An- und Abreise in Kauf. „Vor 15 Jahren arbeitete nur jeder Zweite nicht im eigenen Gemeindegebiet, mittlerweile sind es zwei von drei, so die Gewerkschafterin.
Darum brauche man eine Politik, die besonnen und langfristig plane, die Lasten gerecht verteile, soziale Verantwortung für prekäre Beschäftigungen übernimmt und dabei den Menschen vor das Kapital stellt, forderte Christiane Berger. Und darum: „Redet miteinander über das was ihr wollt und das, was euch nicht passt. Über Steuern und Verteilungsgerechtigkeit, Digitalisierung und teure Mieten. Denn sonst reden die Anderen über das, was Sie wollen“.
Ortskartellvorsitzender Karl Soldner hatte die Gäste begrüßt und dankte allen, die zum Gelingen der Veranstaltung, die von einer Abordnung der Stadtkapelle umrahmt wurde, beigetragen hatten.
Zwei von drei arbeiten nicht im eigenen Gemeindegebiet
Christiane Berger