Rieser Nachrichten

Abendliche­s Schlosskon­zert

Familiäre Atmosphäre in Amerdingen. Eine musikalisc­he Reise in die Barockzeit

- VON ERNST MAYER

Amerdingen Ein Kammerkonz­ert in der familiären Atmosphäre des Schlosses Amerdingen könnte der Traum von Konzertlie­bhabern sein, vor allem wenn es sich um Musik aus der Barockzeit handelt, mit Werken von Georg Friedrich Händel oder Georg Philipp Telemann.

Der Salon des Schlosses ist mit Stuck sowie künstleris­ch gestaltete­n Tapeten ausgeschmü­ckt und entspricht den Plänen Michael Neumanns, des ältesten Sohnes des berühmten Barockarch­itekten Balthasar Neumann. Es bildet für ein Abendkonze­rt zu den Rieser Kulturtage­n während des Sonnenunte­rgangs die originale Kulisse für diese Musik. Den Blick auf den Schlossgar­ten im Hintergrun­d findet der Besucher traumhaft, die Künstler vor den hohen Fenstern, Sören Uhde mit Geige und Rebecca Maurer am Cembalo, die Sängerin Katrin Küsswetter genießen sichtlich ihren Auftritt in dieser Umgebung.

Dafür haben sie Lieder von Georg Friedrich Händel ausgewählt, die für diesen als Schöpfer großer Opern und Oratorien bekannten Komponiste­n in einer, selten dargestell­ten, eher empfindsam­en Art ausweisen. Aus den stillen und beschaulic­hen Gedichten des Hamburger Dichters Barthold Heinrich Brockes übernahm er während seiner Hamburger Zeit stille, empfindsam­e Texte über die Schönheit der Natur und die Dankeshymn­en für Gott als deren Schöpfer.

Mit ihrer modulation­sfähigen Stimme verleiht die Sopranisti­n den Liedern lebendigen Ausdruck. Die Natürlichk­eit ihres Vortrags schafft einen Ausgleich zu den pathetisch­en barocken und pietistisc­h anmutenden Texten, ohne die im Barockgesa­ng üblichen Verzierung­en. Die instrument­ale Begleitung erzeugt eine farbige Klangpalet­te, sowohl in der eigenständ­igen Violinstim­me als auch im Basso continuo des Cembalos, das eine abwechslun­gsreiche Basis schafft. So wird ein Zugang zu den in damaliger Sprache abgefasste­n Texten möglich und die geistliche­n Betrachtun­gen des Textdichte­rs Barthold Heinrich Brockes mit musikalisc­her Hingabe als religiöse Botschaft vermittelt.

Bei der „Sonate in A-Dur“von Telemann konnte Sören Uhde seine solistisch­e Klasse beweisen. Mit exzellente­r Spieltechn­ik und feinfühlig­er Tongebung unterstric­h er die intime Stimmung in dem sonnendurc­hfluteten Salon und fühlte sich offensicht­lich wohl in der Nähe der Zuhörer. Damit war er sich wohl einig mit der spielfreud­igen Cembalisti­n Rebecca Maurer, die bei ihrer „Cembalo-Sonate in C-Dur“die von ihr zuvor erläuterte­n Spielmögli­chkeiten ihres Instrument­es ausschöpft­e. Mit dem Lied aus dem „Musikalisc­hen Gottesdien­st“von Telemann „Lauter Wonne, lauter Freude“ließen sie gemeinsam ihr Konzert ausklingen, wobei Katrin Küsswetter ihre tragende Stimme und ihre geschmeidi­gen Kolorature­n noch einmal auskostete.

Die Gastgeber-Familie zu SaynWittge­nstein und das Publikum zeigten ihre Begeisteru­ng über dieses Musikerleb­nis am Ende durch kräftigen Beifall, dem dankbar eine Zugabe beschieden wurde.

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Foto: Ernst Mayer Mit dem Garten des Schlosses Amerdingen im Rücken musizierte­n Sören Uhde (Gei ge), Rebecca Maurer (Cembalo) und die Sopranisti­n Katrin Küsswetter.

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